Tierversuche und Fleischkonsum erschüttern das Vertrauen in die Regierung
In einer idealen Demokratie wird das ganze Volk von den gewählten Politikern vertreten, die ausschliesslich zum Wohle des Volkes handeln.Es ist bekannt, dass Lobbyisten von starken Wirtschaftskreisen erfolgreich versuchen, das Handeln der Politiker zu ihren Gunsten zu manipulieren. Da Tiere keine Lobbyisten haben, leiden sie ganz besonders an diesen wirtschaftlichen Einflüssen auf die Politik.
Die Pharmaindustrie kämpft aus wirtschaftlichem Interesse für Tierversuche und die Fleischindustrie kämpft für die Subventionierung ihres unrentablen Geschäftes mit dem Körper der Tiere. Beiden ist auch gemeinsam, dass selbst bei der Vermarktung ihrer Produkte die Regierungen mit Steuergeldern mithelfen.
Beispiel 1:
Caroline Kramer wurde vom Bundesamt für Gesundheit entlassen, weil sie öffentlich machte, dass ihr Amt 300 000 Franken Steuergelder für Behördenpropaganda gegen die Volksinitiative «Ja zur Komplementärmedizin» aufwenden wollte (der PR-Auftrag wurde dadurch gestoppt ). [1] Die Pharmaindustrie sieht in der Komplementärmedizin eine direkte Konkurrenz, die es zu bekämpfen gilt.Beispiel 2:
Die Fleischlobbyorganisation Proviande erhält über 10 Millionen Franken Steuergelder pro Jahr (davon 4 Millionen zur reinen Absatzförderung). [2] Dadurch ist es ihr möglich, mit gross angelegten Werbekampagnen den Fleischkonsum in der Schweiz auf dem heutigen ungesund hohen Niveau zu halten.Beispiel 3:
Auf der anderen Seite fehlte dem BAG jedoch das Geld, um den von ihm selbst in Auftrag gegebenen Bericht «Gesundheitliche Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung» (welcher für die vegetarische Ernährung positiv ausfiel) in gedruckter Form zu publizieren. Nicht einmal eine Pressekonferenz wurde dazu organisiert. Eine gesunde Ernährung würde zwar der ganzen Bevölkerung Vorteile bringen, jedoch lässt sich damit nicht viel verdienen. Im Gegenteil: Gesunde Vegetarier schaden den Umsätzen der Pharma- und Fleischindustrie.Beispiel 4:
Das BAG hat eine Studie der ETH Zürich mitfinanziert, in der es um die Untersuchung von Nahrungsmitteln ging, die Transfettsäuren enthalten können (Trans-Swiss-Pilotstudie). Die Konsumentenzeitschrift «saldo» verlangte die Herausgabe der Studienresultate vom BAG, um veröffentlichen zu können, welche Nahrungsmittel besonders gesundheitsschädlich sind. Das BAG behauptete daraufhin, dass es gar nicht über die Resultate der Studie verfüge. Der von «saldo» [3] kontaktierte Öffentlichkeitsbeauftragte Hanspeter Dürr fand jedoch heraus, dass das BAG sehr wohl über alle Studienresultate verfügte und entschied, dass diese mit Steuergeldern finanzierte Studie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müsse.Diese Beispiele zeigen klar auf, dass der Einfluss von Lobbyisten Mensch und Tier schadet. Dies gilt sowohl beim Zwang zu Tierversuchen (deren Nutzen ausser für die, die daran verdienen, mehr als fraglich ist) als auch bei der Ernährung mit tierischen Produkten. Dabei muss nicht einmal den Politikern Böswilligkeit unterstellt werden: Oft werden die Entscheidungsträger einfach nur sehr einseitig von Wirtschaftsvertretern informiert.
Dass bei Werbung (Plakate, TV, Printmedien) die wirtschaftlichen Interessen alle anderen überwiegen, sollte aufgeklärten Bürgern klar sein. Dennoch scheinen die psychologischen Tricks der Werbestrategen nach wie vor zu wirken, indem sie ewige Gesundheit durch Gentechnik, Tierversuche und chemische Medikamente versprechen und für Produkte werben, die nachweislich die Umwelt schädigen, Tiere töten und der Gesundheit schaden.
Besonders schlimm wird es aber, wenn die Wirtschaftsinteressen von den «Volksvertretern» auch noch unterstützt werden. Da bleibt das Vertrauen gegenüber der Regierung auf der Strecke.
Renato Pichler
Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (SVV)
www.vegetarismus.ch
Quellen:
- Prix-Courage-Preisverleihung des «Beobachters»
- Proviande-Geschäftsbericht 2005
- Saldo Nr. 15 vom 26. September 2007