Tierversuchsstatistik 2006: Tierversuche steigen – trotz bewiesener Unsinnigkeit!

Immer mehr Tiere werden in Schweizer Forschungslaboren in einer mehr als fragwürdigen Wissenschaft verbraucht, obwohl ein Grossteil der Bevölkerung gegen Tierversuche ist.
Der Nutzen der Tierversuche wird täglich bewiesen. Nicht für die Gesundheit der Menschen, sondern für die Geldbeutel der profitgierigen Pharmaindustrie und die Karrieren skrupelloser Wissenschaftler. Versprechungen wie: «… auf das unerlässliche Mass zu reduzieren …» verpuffen, wie uns die ständig steigenden Tierversuchszahlen beweisen, weiterhin wirkungslos in der Luft.


Im September wurde die aktuelle Statistik des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) unter http://www.tv-statistik.bvet.admin.ch/index.php
Diese Steigerung wird in der offiziellen Pressemeldung des BVET sowie von vielen Zeitungen als stabil bezeichnet. Ob das die zusätzlichen 8000 Versuchstiere wohl auch so sehen?
Ab diesem Jahr werden die Tierversuche in der Statistik nicht mehr unterteilt in bewilligungspflichtige und nicht bewilligungspflichtige (= meldepflichtige) Tierversuche. Alle erscheinen nun zusammen in einer Statistik. Diese anmassende Art der Unterbewertung von physischen wie psychischen Schmerzen ist damit beendet.

Vorneweg: Als kleiner Lichtblick darf angesehen werden, dass die Anzahl der schwer belastenden Tierversuche (im Total) um 0,3% auf 2,4% abgenommen hat. Dabei jedoch nicht zu vergessen ist, dass der Schweregrad von den Forschern selbst beurteilt wird. Anhand Studien konnte gezeigt werden, dass Forscher die Belastung für die Tiere praktisch immer tiefer einschätzen, als sie effektiv ist.

veröffentlicht, wonach 2006 in der Schweiz in Tierversuchen insgesamt 716 002 Tiere verbraucht wurden. Dies bedeutet eine Steigerung gegenüber 2005 um weitere 1,6%. Gegenüber dem Jahre 2000 sind somit die Tierversuche in der Schweiz um 27% gestiegen!

Die Opfer …

Die Todeslisten dieses Massakers

Die Todeslisten dieses Massakers

Die Hauptopfer im Tierversuch sind Mäuse (432 933), Ratten (152 309), Vögel (61 182) und Fische (32 608), aber auch viele Katzen und Hunde wie generell fast jede Tierart wird im Tierversuch eingesetzt.
Gestiegen ist besonders die Anzahl Tierversuche mit Rindern (um 63,2%), Pferden und Eseln (um 55,1%), Schweinen (um 21,3%) sowie Fischen (um 157,4%).
441 Affen wurden 2006 für die Wissenschaft verbraucht. Davon 179 für die Grundlagenforschung, 254 für Entdeckung, Entwicklung und Qualitätskontrolle sowie 8 für Bildung und Ausbildung. Für die Krankheitsdiagnostik wurden keine Affen eingesetzt.

… und die Täter

Immer mehr Tiere sterben an Universitäten für eine Forschung der Neugierde und des Ruhmes.

Immer mehr Tiere sterben an Universitäten für eine Forschung der Neugierde und des Ruhmes.


Die Tierversuche an Universitäten, Spitälern und der ETH haben um 16% auf 247 948 (34,6 % vom Gesamttotal) zugenommen, wohingegen Tierversuche in der Industrie um 4% auf 397 144 (55,5% vom Gesamttotal) abgenommen haben.
Die Spitze der Tierversuchskantone beherrscht weiterhin der Kanton Basel-Stadt mit 217 510 verwendeten Tieren, gefolgt vom Kanton Baselland (119 959), Kanton Bern (99 999 – eine Steigerung um 18,1%!) und dem Kanton Zürich mit 95 330 verwendeten Tieren.

Immer mehr Tiere sterben für die Grundlagenforschung, die letztlich eine Forschung ohne konkretes Ziel darstellt (Anstieg um 7,5%). Auch für Bildung und Ausbildung wurden 3% mehr Tiere verwendet, obwohl es didaktisch hervorragende Alternativen ohne Tierleid gibt. In der angewandten medizinischen Forschung sank die Anzahl der Tierversuche hingegen um 3,4%.
Auch die Anzahl genetisch veränderter Tierarten hat um 5,2% auf 98 074 zugenommen.

Nicht in dieser Statistik erscheinen die unzähligen Tierversuche, die von Schweizer Firmen ins Ausland vergeben werden. Auftragsfirmen wie Covance Laboratories oder HLS Huntingdon Life Sciences haben sich darauf spezialisiert, besonders grausame und oft auch in anderen Ländern verbotene Tierversuche durchzuführen.
Auch werden Versuchstiere immer öfter für mehrere Tierversuche gebraucht. Diese Mehrfachverwendung wird in der Statistik ebenfalls nur als ein Tierversuch aufgeführt.

Tierversuche, weil das Gesetz es vorschreibt?

Nur gerade 19,8% aller Schweizer Tierversuche werden vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Nur gerade 19,8% aller Schweizer Tierversuche werden vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Nur 19,8% der Tierversuche wurden aufgrund von Rechtsvorschriften durchgeführt. Alle anderen, nämlich 574 000, waren nicht vom Gesetzgeber vorgeschriebene Tierversuche. Dazu zählen die klare Mehrheit der schwer belastenden Tierversuche sowie z.B. auch sämtliche Affenversuche.
Von den 247 948 an Universitäten, Spitälern und der ETH durchgeführten Tierversuchen waren gerade mal 346 (das entspricht 0,014%!) vom Gesetzgeber vorgeschriebene Tierversuche.
1178 neue Bewilligungen für Tierversuche wurden erteilt, nur gerade zwei wurden abgelehnt.
Dies zeigt, dass die behördliche Kontrolle nicht funktioniert, denn mit Alternativmethoden wie z.B. Computersimulationen oder menschlichen Zellkulturen lassen sich weitaus bessere Ergebnisse erzielen, die dann auch auf den Menschen übertragbar sind.

Die Geschichte der Tierversuche ist geprägt von Misserfolgen

Die Misserfolgsgeschichte von Tierversuchen ist sehr lang und zeigt klar auf, dass Tierversuche nutzlos und gefährlich sind. Einige Beispiele dazu: Thalidomid, besser bekannt unter dem Namen Contergan, wurde schwangeren Frauen als Schlaf- und Beruhigungsmedikament gegeben. Es führte bei Tausenden zu verstümmelten Extremitäten ihrer Kinder. Oder Cerivastatin, Handelsname Lipobay, das zu vielen Todesfällen führte. Ein weiteres Beispiel: Blausäure (als Salz unter dem Namen Cyankali bekannt) ist für den Menschen so giftig, dass es im Dritten Reich zum grausamen Töten von Menschen in Gaskammern verwendet wurde. Die Dämpfe reichen hierfür bereits aus. Schafe, Kröten, Stachelschweine und andere Tierarten hingegen vertragen grosse Mengen dieses Giftes ohne Reaktion. Umgekehrt wäre das altbewährte Medikament Aspirin nie auf den Markt gekommen, wäre es seinerzeit an Tieren getestet worden, weil es bei vielen Tierarten zu schwersten Schäden führt.

In den 70er-Jahren wollte das National Cancer Institute (NCI) in den USA das Krebsproblem ein für allemal lösen. Es testete nicht weniger als 500 000 Stoffe an Mäusen. Der Erfolg dieses ehrgeizigen Projektes? Nur 0,0001% der Substanzen zeigten überhaupt eine Wirkung gegen Krebs – allerdings nur bei Mäusen. Beim Menschen war es ein Misserfolg auf der ganzen Linie. Das NCI zog die Konsequenz daraus und stellte das Programm ein. Der damalige Direktor, Dr. Richard Klausner, resümierte die Sinnlosigkeit der Tierversuche treffend selbst: «Seit Jahrzehnten heilen wir Krebs bei Mäusen, aber beim Menschen klappt es einfach nicht.» Inzwischen nutzt das NCI menschliche Krebszelllinien für die Forschung. Jedoch die Wissenschaftler in der Schweiz scheinen aufgrund Bequemlichkeit lieber an veralteten Tierversuchen festzuhalten, anstatt ihre starke Position in der weltweiten Pharmaindustrie durch innovative Methoden auszubauen.

Wir fordern ein Ende des Irrwegs Tierversuch!

Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner fordert daher weiterhin klar schärfere Sanktionierungen von Tierversuchen durch die Behörden, konsequenten Verzicht auf Tierversuche und Anwendung von sichereren tierversuchsfreien Testmethoden statt Verschwendung von öffentlichen Geldern für sinnlose Forschung. Auch fordern wir mehr Transparenz bei Tierversuchen, um die grosse Anzahl identischer Mehrfachversuche zu beenden!

Helfen auch Sie den wehrlosen Versuchstieren!

Unterstützen Sie den Kampf gegen Tierversuche, wo immer Sie können. Diesem Heft haben wir eine Protestkarte ans BVET beigelegt. Protestieren Sie mit uns zusammen gegen die leichtfertige Genehmigung von Tierversuchsbegehren. (Sie können diese Protestkarte unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst bestellen.)
Verleihen Sie Ihrem Protest Nachdruck mit einem Brief ans BVET, Schwarzenburgstrasse 155,
CH-3003 Bern. Schreiben Sie ein E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst , und beschweren Sie sich telefonisch unter: +41 (0)31 323 30 33 oder gehen Sie gleich persönlich beim BVET vorbei und beharren Sie auf ein Vorsprechen.

Image Andreas Item

Quelle und Tabellen: Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)