Tiermassaker für die Eitelkeit - Grosse Resonanz auf die Botox1-Kampagne

Viele Albatros- und Webseitenleser haben sich an unserem Aktionsaufruf im Kampf gegen den grausamen LD50-Test beteiligt, der für jede neu produzierte Charge des Anti-Falten-Giftes Botox den Tod zahlreicher Mäuse bedeutet. Die Hersteller versuchen nun den Image-Schaden zu begrenzen, indem sie gezielt Falschinformationen verbreiten. Nicht-Sachkundige werden mit verwirrenden, wissenschaftlichen Aussagen (die nicht einmal durch Quellenangaben belegt wurden!) überhäuft. Die AG STG erhöht den Druck weiter und möchte hiermit ein paar weitere Informationen für Interessierte liefern.
Beim Snap-25-Endopeptidase-Test kommt kein einziges Tier zu Schaden, da es ein reiner Reagenzglasversuch (in vitro) ist. Dieser Test wurde z.B. von der englischen Zulassungsbehörde NIBSC umfassend getestet – auch im direkten Vergleich mit dem LD50-Test - und auch für verschiedene Botox-Präparate validiert und ist seither dort erfolgreich im Einsatz [1]. Schon alleine diese Tatsache widerlegt die Herstelleraussagen, dass dieser Test nicht die gleiche Sensitivität, Reproduzierbarkeit und Stabilität wie der grausame LD50-Test hätte. Vielmehr ist es so, dass der Snap-Test sensitiver, billiger und schneller ist als der LD50-Test [2]. Auch die Präzision (d.h. Schwankungsbreite) ist besser [3]. Wie anders wäre sonst zu erklären, dass der Test im Europäischen Arzneimittelbuch bereits 2005 ausdrücklich zugelassen wurde [4]?
Was ist also der Grund, weshalb die Hersteller weiter am LD50-Test festhalten, obwohl sie den Teilnehmern unserer Aktion versicherten, dass sie mit grossem Nachdruck an der Reduktion und dem Ersatz von Tierversuchen arbeiten? Der Hauptgrund liegt schlichtweg darin, dass sie es versäumt haben, den Snap-Test für ihr jeweiliges Botox-Präparat zu validieren. Da jedes Botox-Präparat etwas anders hergestellt wird bzw. andere Zusätze enthält, muss der Snap-Test auch für jedes Produkt durchgeführt werden. Obwohl bereits 1997 in allgemein zugänglichen seriösen wissenschaftlichen Veröffentlichungen darauf hingewiesen wurde, dass der Snap-Test eine sehr gute Möglichkeit ist, um die Giftigkeit (Potenz) von Botox zu testen, haben die Hersteller bis 2008, also 11 Jahre später, eine Validierung immer noch nicht zustande gebracht. Deshalb werden Argumente wie z.B. das folgende ins Feld geführt: Der Snap-Test würde nur Teile des komplexen Wirkungsmechanismus von Botox erfassen. Dies ist soweit korrekt. Der Snap-Test erfasst die Aktivität der Leichtkette von Botox, die innerhalb der dreistufigen Wirkungskaskade den letzten Schritt darstellt und damit zuverlässige Aussagen darüber erlaubt, wie wirksam einzelne Botox-Chargen sind. Es gibt keinerlei Hinweise, dass aus der Nicht-Erfassung der vorgängigen Schritte irgendeine Messungenauigkeit resultiert [3]. Dies ist nicht verwunderlich. Wenn man in ein Fahrzeug steigt, muss man bevor man losfährt, nicht zuerst in den Tank sehen, ob dieser voll ist oder den Motor betrachten, ob alles in Ordnung ist, um zu wissen, dass das Auto fährt. Denn nur wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, fährt das Auto auch. Genauso verhält es sich mit Botox. Zudem sind durch zusätzliche Labortests (z.B. dem ELISA-Test) auch die anderen Wirkungsschritte an den Schwerketten erfassbar [5]. Der Hinweis auf die zu gewährleistende Patientensicherheit greift also ins Leere.
Durch das Beharren auf den LD50-Test werden Patienten gefährdet, da jeder Hersteller eine eigene Dosierungseinheit in «LD50-Maus-Einheiten» angeben muss. Die Angaben über die Umrechnungsfaktoren schwanken von 1:1 bis 5:1 [6-9]. Wenn man bedenkt, dass Botox von allen weltweit bekannten Giften das stärkste ist und nur zwei Teelöffel davon genügen würden, um die gesamte Bevölkerung Deutschlands (80 Millionen) auszurotten, dann sollte man hellhörig werden. Dies umso mehr, als im Beipackzettel für Ärzte zu lesen ist „Es liegen keine ausreichenden klinischen Daten vor, die die Festlegung einer allgemeingültigen optimalen Dosis und der Anzahl an Injektionsstellen im jeweiligen Muskel ermöglichen würden. Deshalb ist die Behandlung eines Patienten vom behandelnden Facharzt individuell zu gestalten.“
Der Snap-Test könnte zu einer Vereinheitlichung der Dosierungsangaben führen und so fatale Fehldosierungen reduzieren. Es existieren hervorragende tierversuchsfreie Tests, welche bessere Aussagekraft haben als Tierversuche. Die Alternativmethoden sind darum kein blosser Ersatz für Tierversuche, sondern ein echter Fortschritt. Die Gesetzgeber machen es sich jedoch einfach und überlassen es den jeweiligen Firmen, anerkannte tierversuchsfreie Testmethoden zu validieren. Anstatt der Weiterverwendung von Tierversuchen, werden moderne Testmethoden mit Sanktionen belegt.

Arzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG
Protestieren auch Sie bei der Firma Allergan (Produkte: BOTOX®, BOTOX® COSMETICS, VISTABEL®). Schreiben Sie einen Brief, ein E-Mail oder rufen Sie an. Weitere Infos über Botox finden Sie unter: http://www.agstg.ch/botox.html Allergan (Schweiz) AG Churerstrasse 135 CH - 8808 Pfäffikon SZ Tel. +41 (0) 55 451 71 11 Fax +41 (0) 55 451 71 22 E-Mail: Web: www.allergan.ch, www.allergan.com |
1 BOTOX® wird aus dem Bakteriengift Botulinumtoxin hergestellt. Da sich der Name Botox in den Medien sehr gut eingebürgert hat, verwenden wir ihn stellvertretend für alle Botulinumtoxin-Produkte. In der Schweiz wird mehrheitlich das inhaltlich identische VISTABEL® verwendet.
Quellenangaben:
[1] Sesardic, D.: Alternatives in testing of bacterial toxins and antitoxins. Dev Biol (Basel), 2002, 111, S.101-108[2] Ekong, T. A.; Feavers, I. M. und Sesardic, D.: Recombinant SNAP-25 is an effective substrate for Clostridium botulinum type A toxin endopeptidase activity in vitro. Microbiology, 1997, 143 ( Pt 10), S.3337-3347
[3] Straughan, D.: Progress in applying the Three Rs to the potency testing of Botulinum toxin type A. Altern Lab Anim, 2006, 34(3), S.305-313
[4] Monographienr. 2113: Clostridium Botulinum Toxin A. European Pharmacopoeia. (5) 2005
[5] Dezfulian, M. und Bartlett, J. G.: Detection of Clostridium botulinum type B toxin in the presence of a lethal substance interfering with toxin neutralization. Diagn Microbiol Infect Dis, 1985, 3(2), S.105-112
[6] Nussgens, Z. und Roggenkamper, P.: Comparison of two botulinum-toxin preparations in the treatment of essential blepharospasm. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol, 1997, 235(4), S.197-199
[7] Sampaio, C.; Ferreira, J. J.; Simoes, F.; Rosas, M. J.; Magalhaes, M.; Correia, A. P.; Bastos-Lima, A.; Martins, R. und Castro-Caldas, A.: DYSBOT: a single-blind, randomized parallel study to determine whether any differences can be detected in the efficacy and tolerability of two formulations of botulinum toxin type A--Dysport and Botox--assuming a ratio of 4:1. Mov Disord, 1997, 12(6), S.1013-1018
[8] Wohlfarth, K.; Goschel, H.; Frevert, J.; Dengler, R. und Bigalke, H.: Botulinum A toxins: units versus units. Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol, 1997, 355(3), S.335-340
[9] Wohlfarth, K.; Kampe, K. und Bigalke, H.: Pharmacokinetic properties of different formulations of botulinum neurotoxin type A. Mov Disord, 2004, 19 Suppl 8, S.S65-7