Lush ist nicht einfach Kosmetika – Lush ist ein gutes Lebensgefühl
Doris Trinkler ist Geschäftspartnerin von Lush. Lush produziert nachhaltige, tierversuchsfreie Kosmetika und ist generell sozial stark engagiert. Ein Interview.
AG STG: In welchen Schweizer Städten gibt es Lush-Shops und sind neue geplant?
Trinkler: Lush gibt es in der Schweiz seit sechs Jahren. Die neun Shops verteilen sich über die ganze Schweiz und sind zu finden in Genf, Lausanne, Bern, Basel, Luzern, Zug, Spreitenbach und Zürich. Und die Lush Goodies können selbstverständlich auch über den Webshop www.lush-shop.ch bestellt werden.
AG STG: Wo werden die in der Schweiz verkauften Lush-Produkte hergestellt?
Trinkler: Die in der Schweiz verkauften Produkte werden in England hergestellt. Die frischen Gesichtsmasken stellen wir nach Rezept selber her. Diese müssen ja extra frisch sein, denn sie enthalten keine Konservierungsstoffe. Wir machen sie deshalb einmal pro Woche, jeweils am Montag.
AG STG: Alle Lush-Produkte sind vegetarisch. Wie sieht es mit veganen Produkten aus?
Trinkler: 75 % unserer Produkte sind vegan. Ebenso sind alle Verpackungen und Etiketten, inklusive den Klebstoffen, vegan.
AG STG: Lush-Produkte sind frisch und handgefertigt. Wie sieht es mit Bio aus?
Trinkler: Bei den Rohstoffen achtet Lush darauf, dass so viele Inhaltsstoffe wie möglich aus biologischem Anbau kommen. Das Motto heisst: so biologisch wie möglich, allerdings nicht auf Kosten der Umwelt! Unsere Sheabutter ist zu 100 % Fairtrade (zertifiziert). Bei der Kakaobutter wird zurzeit auf Bio umgestellt. Andere natürliche Inhaltsstoffe wie Honig, Eier, Joghurt sind ebenfalls das ganze Jahr biologisch und aus Freilandhaltung (Eier) und werden lokal bezogen. Ätherische Öle sind teilweise aus Wildsammlung und können darum nicht zertifiziert werden. Andere ätherische Öle sind leider auf dem Markt nicht in diesen Mengen in biologischer Qualität erhältlich. Was die Früchte angeht, werden sie stets aus biologischem Anbau bezogen, es sei denn, es macht ökologisch keinen Sinn (zu lange Transportwege, Flugfrüchte). Die frischen Inhaltsstoffe der Gesichtsmasken sind zu 100 % biologisch.
AG STG: Die Recycling-Philosophie von Lush ist revolutionär. Können Sie diese kurz erklären?
Trinkler: Lush ist wegweisend auf diesem Gebiet! Wir verwenden so wenig Verpackung wie möglich. 70% unserer Produkte sind fest und brauchen keine Verpackung oder werden nur in Papier eingewickelt. Behälter und PET Flaschen sind aus 100% rezykliertem Plastik/PET. Alle Papierverpackungen (ausser Lushlogopapier) sind aus 100% rezykliertem Papier. Geschenkverpackungen sind seit neustem aus 100% rezykliertem Papier/Karton/Stoff und mit Popcorn als Füllmaterial. Ausnahmen sind vier Geschenke, die in Papier aus karitativen Projekten aus Indien und Nepal verpackt sind. In der Mailorder verwenden wir alte Kartonboxen von Grossverteilern, Füllmaterial ist Popcorn (non GMO, aus Deutschland-Österreich). Die von uns verkauften wieder befüllbaren Dosen sind selbstverständlich aus 98% rezykliertem Aluminium. Wir leben auch Umweltschutz vor, dort wo es die KundInnen nicht sehen (Putzmittel, Umweltschutzpapier im Büro, wieder befüllbare Druckerpatronen aus Österreich, Zeitschaltuhren, Energiesparlampen in den Shops, GA statt Auto). In den Shops rezyklieren wir nicht nur die üblichen Stoffe wie Papier, Karton und PET, sondern auch vom öffentlichen Dienst nicht zurückgenommene Stoffe wie Plastik Nr. 2-5. Auch KundInnen werden dazu eingeladen, ihre leeren Behälter zurückzubringen.
AG STG: Lush ist gegen Tierversuche für Kosmetika. Wie definiert sich diese Philosophie? Verwendet Lush eines der sogenannten Tierversuchs-Label?
Trinkler: Lush testet keine Produkte oder Rohstoffe an Tieren. Wir arbeiten auch nicht mit Zulieferern zusammen, die Tierversuche in Auftrag geben oder selber welche durchführen, egal ob für uns oder andere Firmen mit denen sie zusammenarbeiten. Dies beinhaltet nicht nur kosmetische Tierversuche, sondern auch Tierversuche für Lebensmittel (z. B. Farben), für Chemikalien oder für Pharmazeutika. Diese Richtlinie ist einzigartig auf dem Kosmetikmarkt, da wir damit garantieren können, dass kein Rappen unserer KundInnen (und unseres Geldes) in Tierversuche fliesst. Wir unterstützen keine Tierversuche, 100% konsequent!
Lush verzichtet ganz bewusst auf die Festlegung von Stichtagen oder die Einhaltung rückwirkender Zeitspannen, in denen keine Tierversuche für bestimmte Rohstoffe durchgeführt wurden - ein pragmatischer Ansatz, der dazu geführt hat, dass die Tierschutzpolitik unseres Unternehmens von einigen Organisationen als «unzureichend» eingestuft wurde oder sie uns zwar unterstützen, wir aber trotzdem nicht auf ihre Listen aufgenommen werden. Warum wir nicht einfach eine andere Regelung anwenden? Weil wir glauben, dass unsere Regel die einzige ist, die 100% keine Tierversuche unterstützt, aber trotzdem Firmen die Chance gibt, mit Tierversuchen aufzuhören. Da unsere Richtlinien so einzigartig sind, verwenden wir kein gängiges Tierversuchs Label. Die veganen Produkte sind von der Vegan Society zertifiziert.
AG STG: Und wie ist die Einstellung von Lush generell zu Tierversuchen?
Trinkler: Unser Ziel besteht darin, Tierversuche vollständig zu stoppen – Idealerweise schon heute und in Zukunft. Wir setzen uns bereits seit vielen Jahren aktiv und leidenschaftlich für einen endgültigen Stopp von Tierversuchen ein. Wir haben uns an zahlreichen Kampagnen und Initiativen zur Abschaffung grausamer und unnötiger Testverfahren an Tieren beteiligt und an vorderster Front mitgekämpft - teilweise mit beachtlichem Ergebnis. In England arbeiten wir mit dem Dr. Hawdens Trust zusammen und haben u.a. auch 80’000 Unterschriften gegen REACH gesammelt. Wir hoffen, uns auch in der Schweiz noch aktiver gegen Tierversuche einsetzen zu können, und freuen uns jederzeit über E-Mails von Organisationen die Kampagnen planen.
AG STG: Ab 2009 / 2013 soll in der EU der Handel mit kosmetischen Produkten, deren Rohstoffe an Tieren getestet wurden, verboten werden. Löst sich somit das Problem der Tierversuche für Kosmetika nicht von selbst?
Trinkler: Tierversuche am Endprodukt im Bereich Kosmetik sind zwar mittlerweile verboten, in anderen Bereichen, z.B. der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Pharma- und Chemieindustrie wird jedoch weiterhin getestet. Dies wird sich auch ab 2009/2013 nicht ändern, auch wenn dann keine Rohstoffe mehr explizit für Kosmetik getestet werden. Die Versuche werden entweder in andere Branchen oder in andere Kontinente verlagert. In einer globalen Welt wie der unsrigen bringt ein Gesetz, das auf Europa bezogen ist relativ wenig. Darum ist für uns der Boykott von Firmen, die irgendwie mit Tierversuchen zu tun haben, die einzige Alternative, um Tierleid zu vermindern.
Die Auswirkungen und die genaue Umsetzung von REACH sind ebenfalls noch unklar. Wir befürchten, dass die Kosmetikhersteller durch das Gesetz zur Verwendung von an Tieren getesteten Rohstoffen gezwungen werden sollen. Lush ist nicht bereit, Rohstoffe von Firmen zu kaufen, die an Tieren testen oder solche Tests in Auftrag geben, egal ob für uns oder für andere!
AG STG: Wendet Lush ein Kontroll- Prüfsystem an, um sicherzustellen, dass sich ihre Rohstofflieferanten an die Tierversuchspolitik von Lush halten?
Trinkler: Die Vegan Society (Großbritannien) als unabhängige Institution, die unsere veganen Produkte zertifiziert, garantiert die Tierversuchsfreiheit sowohl von Endprodukt als auch von Rohstoffen. Lush wird zusätzlich einmal pro Jahr einem unabhängigen Audit unterzogen, welches auch die Lieferanten einschliesst. Zudem müssen unsere Lieferanten bei jeder Bestellung schriftlich die Tierversuchs-Regelung unterschreiben.
AG STG: Wie wichtig ist für Lush generell das Thema Tierschutz?
Trinkler: Als 100 % vegetarische Firma liegt uns der Tierschutz sehr am Herzen! Mit unserem Charity Pot unterstützen wir deshalb verschiedene Organisationen, die sich für Tiere einsetzen.
AG STG: Was unterscheidet Lush von Body Shop?
Trinkler: Vieles! Um einige Stichworte zu nennen: Unabhängigkeit, Tierversuchsrichtlinie, Inhaltsstoffe, Verpackung- und Recycling-Konzept, Engagement für Tiere, Umwelt und Menschen. Und wir verkleiden uns gerne, haben viel Spass und sind ein bisschen unorganisiert.
AG STG: Lush-Shops erinnern mich optisch ein bisschen an einen Käseladen. Woher kommt die Inspiration zur Einrichtung der Shops?
Trinkler: Die Inspiration kommt von farbigen Märkten mit Bergen von frischen Früchten und Gemüse sowie von einem Käse- und Weinladen, den Mark Constantine, der Gründer von Lush, in den siebziger Jahren in London gerne und oft besuchte.
AG STG: Wer entwickelt all die Lush-Produkte und können Mitarbeiter Ideen und Inspirationen einbringen?
Trinkler: Die Produkte werden von einem Innovations-, Kreativ- und Entwicklungsteam in England kreiert, hergestellt, getestet, geändert und wieder getestet. Die verantwortlichen Personen arbeiten seit 30 Jahren zusammen und machen nichts lieber als Kosmetikprodukte hervorzuzaubern. Es gibt keine Idee, die zu schräg wäre, um nicht ausprobiert zu werden. Oft haben die MitarbeiterInnen aussergewöhnlich gute Ideen. Auch Ideen von KundInnen werden in die Tat umgesetzt.
AG STG: Ein abschliessender Satz?
Trinkler: Kosmetik die tierversuchsfrei, vegetarisch oder vegan ist und mit wenig Verpackung auskommt, muss nicht unbedingt langweilig und farblos sein. Wer’s nicht glaubt, soll sich in einem Lush Shop davon überzeugen lassen!
AG STG: Herzlichen Dank für dieses Interview.
Andreas Item
LUSH stellt ebenso wirksame wie seltsame und nachhaltige Kosmetik her. Diese wird von Hand gemacht, aus leckeren biologischen Früchten, ätherischen Ölen, Schokolade und einer kleinen Portion Wildwuchs. LUSH verwendet wenig oder gar keine Konservierungsstoffe und minimale Verpackungen. Die Produkte sind 100% tierversuchsfrei und wir haben gerne Spass. Viel Spass! Alle Goodies sind vegetarisch, 75 % sind vegan. In der Schweiz ist LUSH seit Anfang 2002 tätig und betreibt bis heute neun Shops in Bern, Genf, Luzern, Basel, Lausanne, Zürich, Spreitenbach und Zug. Neben den erwähnten Verkaufslokalen werden die LUSH Produkte auch über das Internet unter www.lush-shop.ch angeboten. Weltweit gibt es etwa 500 Shops in 42 Ländern. LUSH wurde von Mark Constantine und seinem Team im Jahre 1995 gegründet. LUSH bedeutet soviel wie «üppig, grün, satt, dicht, luxuriös». Man spricht im englischen z.B. von einer saftigen, üppigen Wiese als Lush. Umgangssprachlich heisst Lush in England auch abgefahren oder grossartig. |