Cholesterin - der Wegbereiter für Herzinfarkt, Schlaganfall & Co
Die häufigsten Todesursachen in der Schweiz und in Europa sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu zählt neben dem Herzinfarkt auch der Schlaganfall. Hoher Blutdruck, Übergewicht, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Rauchen und hohes Cholesterin sind die wichtigsten Risikofaktoren. Mit mehreren Artikeln in unserer Serie werden wir Ihnen zeigen, wie Sie Ihr Risiko, beispielsweise für einen Herzinfarkt, um 80% reduzieren können.
Cholesterin ist einerseits lebensnotwendig, da es in einigen Hormonen und in den Zellwänden benötigt wird, und andererseits ist es mitursächlich für die häufigsten Todesursachen: Schlaganfall und Herzinfarkt. Diese gehören zu der Krankheitsgruppe Arteriosklerose. Cholesterin und andere Stoffe führen zu Ablagerungen an den Gefässwänden, insbesondere der Arterien, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den Organen transportieren. Durch die Ablagerungen verlieren die Gefässe ihre Elastizität und werden zunehmend enger. Irgendwann reicht der Blutfluss nicht mehr aus, um die Organe zu versorgen.
Dann kommt es je nachdem, welche Blutgefässe betroffen sind, zu verschiedenen Krankheiten:
- gehirnzuführende Blutgefässe: Schlaganfall
- Herzkranzgefässe: Herzinfarkt
- Arm- und Beinarterien: periphere arterielle Verschlusskrankheit PAVK (umgangssprachlich: Schaufensterkrankheit)
Gutes und böses Cholesterin
Wie immer im Leben gibt es Gutes und Schlechtes. Wichtig sind neben dem Gesamtcholesterin drei Parameter der Blutfette: LDL, HDL und Triglyzeride. Das «böse» Lipoprotein LDL bringt Cholesterin zu den Zellen, die Cholesterin für ihre Funktion benötigen. Ist zu viel LDL vorhanden, lagert es das Cholesterin an den Wänden der Blutgefässe ab, was zu Verkalkungen und damit zum schleichenden Verstopfen bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall führt. Das gute Lipoprotein HDL, umgangssprachlich vereinfachend auch als gutes Cholesterin bezeichnet, transportiert hingegen überschüssiges Cholesterin zur Leber zurück und kann sogar bestehende Ablagerungen wieder entfernen.Triglyzeride werden auch als Neutral- bzw. Speicherfette bezeichnet, weil sie wichtiger Energieträger sind und im Fettgewebe abgespeichert werden. Auch sie können vom Körper aus Kohlenhydraten hergestellt werden, sodass sie nur begrenzt mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Triglyzeride sind ebenfalls ein Risikofaktor für Arteriosklerose, wenn auch mit geringerem Stellenwert als die anderen Risikofaktoren. Zu hohe Triglyzeride können darüber hinaus auch zu einer mitunter lebensbedrohlichen Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) führen.
Eine gesunde Ernährung ist die beste Medizin
Die Leber produziert genug Cholesterin, sodass überhaupt kein Cholesterin mit der Nahrung zugeführt werden muss. Cholesterin ist nur in tierischen Lebensmitteln, also in Fisch, Fleisch, Eiern, Milch und allem, was daraus hergestellt wird, enthalten.Die vegetarisch-vegane Küche ist ausgesprochen vielseitig und ist sowohl aus gesundheitlichen wie auch aus ökologischen und ethischen Überlegungen eine rundum sinnvolle Sache. Es gibt zahlreiche pflanzliche Alternativen für die oben genannten cholesterinhaltigen tierischen Lebensmittel. Eier in Backwaren lassen sich leicht durch Maisstärke ersetzen, Butter durch rein pflanzliche Margarine ohne gehärtete Fette. Für Wurst und Fleisch gibt es eine inzwischen unüberschaubare Auswahl an Alternativen, die aus Soja- oder Weizeneiweiss oder speziellen Pilzkulturen hergestellt werden. Milch und Sahne lassen sich durch Reis-/Sojamilch-sahne problemlos ersetzen. Eine pflanzenbasierte Ernährung hat darüber hinaus eine Reihe von Vorteilen. Sie ist wesentlich reicher an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, welche die Pflanzen vor Krankheiten und ungünstiger Witterung schützen und die auch der menschliche Körper teilweise für seine Gesunderhaltung nutzen kann. Durch den höheren Anteil an Ballaststoffen tritt schneller ein Sättigungsgefühl ein, sodass die Gefahr eines übermässigen Fett- und Kalorienverzehrs geringer ist.
Keine Angst vor Fett
Eier sind wahre Cholesterinbomben
Cholesterin verstopft die Arterien
Fast Food sollte nicht oft auf dem
Speiseplan stehen
Speiseplan stehen
Gemieden werden sollten generell gehärtete Fette. Diese entstehen, wenn aus billigen pflanzlichen Fetten durch chemische Prozesse feste Fette gewonnen werden. Dabei bilden sich Transfettsäuren, welche das schlechte LDL-Cholesterin erhöhen und das gute HDL-Cholesterin senken. Typischerweise sind gehärtete Fette in Fast Food zu finden, aber auch in vielen Fertiglebensmitteln. Auch in preiswerten minderwertigen Margarinesorten verbergen sich oft gehärtete Fette.
Beim Ölkauf sollte man kalt gepressten, nativen und nicht raffinierten Ölen den Vorzug geben, idealerweise aus Bioherstellung, um den Anteil an Schadstoffen gering zu halten.
Auch der Verwendungszweck muss beachtet werden. Für Salate oder kalte Speisen mit Ölen sollten die hochwertigsten Fette wie Raps-, Leinsamen- oder Walnussöl Verwendung finden. Beim normalen Kochen und Dünsten lassen sich fast alle pflanzlichen Öle verwenden, da hierbei Temperaturen bis max. 100 °C entstehen. Beim Braten und Frittieren hingegen wird es schnell mal 200 °C heiss, dann werden die Fette und Vitamine zerstört und es können sich sogar gesundheitsschädliche Stoffe bilden. Der sogenannte Rauchpunkt, also der Punkt, an dem das Öl anfängt brenzlig zu riechen und sich zu zersetzen, liegt bei Sojaöl mit 235 °C und Olivenöl mit 180 °C am höchsten. Rapsöl bringt es auf ca. 150 °C. Kokos- und Palmkernfett sind bei Zimmertemperatur fest und problemlos bis 210 °C erhitzbar, jedoch aufgrund ihres hohen Gehaltes an gesättigten Fettsäuren nur zweite Wahl. Moderne Pflanzenzüchtungen ohne Gentechnik haben sogenannte High-oleic-Fette hervorgebracht. Die High-oleic-Sonnenblumen- und -Olivenöle haben einen hohen Anteil an Ölsäure und sind daher bis 210 °C erhitzbar, während normales Sonnenblumenöl schon bei etwa 110 °C verbrennt. Die High-oleic-Öle sind auch in Bioqualität verfügbar und empfehlenswert.
Bei temperaturregulierbaren Fritteusen empfiehlt sich die Einstellung einer Temperatur von 160 °C, was für ein schonendes Frittieren vollkommen ausreicht und auch nicht mehr Zeit benötigt als das Frittieren bei höheren Temperaturen.
Medikamente kritisch betrachten
Weltweit nehmen etwa 25 Millionen Menschen cholesterinsenkende Medikamente.Cholesterinsenker stellen heute das weltweit umsatzstärkste Segment des Pharmamarktes dar. Im Jahre 2004 wurden mit Cholesterinsenkern weltweit Umsätze von 27 Milliarden Dollar erzielt, bei einer Wachstumsrate von 10,9%. Umsatzstärkstes Medikament ist Atorvastatin (Lipitor®, Sortis®) des US-Herstellers Pfizer, welches 2005 einen Umsatz von weltweit 12,2 Milliarden Dollar erzielte. [3] Auch wenn einige pharmanahe Ärzte gerne schon jedem Neugeborenen ab Geburt cholesterinsenkende Medikamente geben würden im Irrglauben, diese seien so gesund wie Wasser, darf die lange Liste an Nebenwirkungen nicht vernachlässigt werden. Insbesondere wenn gar mehrere Cholesterinsenker kombiniert werden, treten zum Teil lebensgefährliche Nebenwirkungen wie z.B. eine Auflösung der Muskulatur (Rhabdomyolyse) auf.
Vereinzelt fanden sich die Falschinformationen im Umlauf, dass durch Statine (die grösste Gruppe von cholesterinsenkenden Medikamenten) das Krebsrisiko reduziert wird. Eine Meta-Analyse der zahlreichen Statin-Studien kommt jedoch zu dem Schluss, dass eine Cholesterinsenkung mit Statinen eindeutig keine präventive Wirkung gegenüber Krebserkrankungen hat. Weder auf die Gesamtheit aller Krebserkrankungen noch auf einzelne Krebsarten. [4]
Bestimmte Medikamente wie z.B. Cortison können das schlechte LDL erhöhen und das gute HDL senken und sollten daher soweit möglich gemieden werden.
Sport statt Pillen
Regelmässiger Sport ist wichtig
Mit der geballten Kraft der Pflanzen
In Studien konnte gezeigt werden, dass der Verzehr von 25 g Sojaeiweiss pro Tag sowohl das schlechte LDL- als auch das Gesamtcholesterin aktiv senkt. [5] Deshalb empfiehlt auch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA den Verzehr. [6] Wiederum vermarkten findige Unternehmer Nahrungsergänzungsmittel mit Soja für teures Geld und finden offenbar genügend Käufer. Cleverer handelt, wer (wie oben bereits erläutert) seinen Speiseplan durch sojahaltige Lebensmittel ergänzt.Hochwertiges Raps ist zu empfehlen. Sojaprodukte wirken positiv auf Cholesterinwerte
Das Wichtigste in Kürze
Sechs einfache Grundsätze wirken zusammenfassend wie eine Verjüngungskur auf Ihre Blutgefässe:- Weniger tierische Lebensmittel, d.h. weniger Fleisch, Fisch, Eier, Milch.
- Mehr pflanzliche Lebensmittel, denn diese enthalten kein Cholesterin.
- Öfters mal eine Mahlzeit mit Sojaprodukten einlegen, denn Soja senkt den Cholesterinspiegel aktiv.
- Keine gehärteten Fette verwenden.
- Hochwertige pflanzliche Öle auf den Speisezettel nehmen und auf deren Hitzebeständigkeit achten.
- Regelmässige sportliche Betätigung.
Ihr individuelles Risiko
Ihr individuelles Herzinfarktrisiko für die nächsten 10 Jahre können Sie mittels epidemiologischer Daten schätzen. Auf deutschen Daten basiert z.B. der Procam-Score: http://www.bnk.de/transfer/procam.htmJüngere Menschen kommen darin scheinbar besser weg, da Herzinfarkte typischerweise erst ab mittlerem Lebensalter auftreten und der Rechner nur das Risiko für die kommenden 10 Jahre kalkuliert. Aber wer schon in jungen Jahren seine Blutgefässe nachhaltig schädigt, erhöht sein Risiko, irgendwann einen Herzinfarkt zu erleiden, ganz erheblich. Demgegenüber senkt schon alleine die Umstellung auf eine vegetarische Ernährung das Risiko beträchtlich und führt zu einem längeren gesunden Leben, wie wir in den nächsten Artikeln noch ausführlich zeigen werden.
Hinweise: In den Empfehlungen wurden aktuellste wissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigt (Stand 2009). Nicht erwiesene Erkenntnisse aus traditioneller Volksmedizin oder Aberglauben oder nicht erwiesener Firmenwerbeversprechungen fanden hingegen keine Berücksichtigung. Medizinische Diagnostik und Therapie erfordert einen versierten Arzt, da Ihre individuelle körperliche Konstitution wichtig ist. Die gegebenen Empfehlungen ersetzen einen Arztbesuch daher nicht. Die Informationen wurden mit grösster Sorgfalt erarbeitet und werden hohen Qualitätsansprüchen gerecht. Dennoch kann keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen gegeben werden.
Dr. med. Alexander Walz
Arzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG
Das Quellenverzeichnis finden Sie unter: www.agstg.ch/quellen.html