Bluthochdruck
14% der Über-15-Jährigen in der Schweiz befinden sich in ärztlicher Behandlung wegen Bluthochdruck, der sogenannten Arteriellen Hypertonie. 1 Dies erstaunt, da hoher Blutdruck kaum selbst bemerkt wird. Was also ist der Grund? Was ist überhaupt Bluthochdruck und wie kann man seinen Blutdruck senken?
Man kann sich Bluthochdruck in den Blutgefässen ähnlich vorstellen wie einen zu hohen Druck in Wasserleitungen. Beides verursacht auf lange Sicht hin Schäden an den Wänden. Im Körper kann dies zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Aussackung der Hauptschlagader (Aneurysma), Schaufensterkrankheit (PAVK), Nierenschäden und Schäden der Augennetzhaut führen.
Der Blutdruck wird immer mit zwei Werten angegeben. Beispielsweise bedeutet 130/80 mm Hg, dass der systolische Wert 130 Millimeter und der diastolische Wert 80 Millimeter auf der Quecksilbermesssäule beträgt. Der diastolische Wert gibt den permanent in den Arterien vorherrschenden Blutdruck an, der systolische Wert hingegen wird nur zwischendurch erreicht, wenn das Herz gerade wieder Blut in die Hauptschlagader ausgeworfen hat. Treten Symptome auf, so sind es meist die folgenden: Kopfschmerzen, die typischerweise frühmorgens auftreten oder sich durch ein Höherstellen des Kopfteiles im Bett bessern, Schwindel, Ohrensausen, Nasenbluten, Brustschmerzen.
Zu hoher Blutdruck kann auf die Dauer sehr gefährlich werden.
In einer Untersuchung wurde beispielsweise gezeigt, dass ein diastolischer Wert von 105 mm Hg mit einem 8x so hohen Risiko für einen Schlaganfall assoziiert ist wie ein Wert von 84 mm Hg. 2 Da zudem das Herz permanent gegen einen hohen Druck ankämpfen muss, ist es anfälliger für Herzschwäche, d.h., auch und besonders bei vorgeschädigtem Herz ist eine gute Blutdruckkontrolle wichtig.
Korrekte Messung
gemessen werden
Wer angestrengt die Treppe hochgerannt ist, sich über etwas geärgert hat oder aufgeregt vor dem Arzt im weissen Kittel sitzt, der hat automatisch einen höheren Blutdruckwert, ohne dass dies Krankheitswert hätte. Entscheidend ist deshalb ein in Ruhe gemessener Blutdruck nach mindestens fünfminütiger Ruhephase. Entscheidend ist auch eine richtig dimensionierte Blutdruckmanschette, da eine zu kleine oder zu locker angebrachte Manschette fälschlicherweise zu hohe Werte ergibt. Automatische Geräte sind inzwischen sehr genau. Dabei sind Oberarmgeräte meist etwas präziser als Handgelenkgeräte, aber für den häuslichen Gebrauch genügen die Handgelenkgeräte allemal.
Normal ist bei Erwachsenen ein Blutdruck in Ruhe unter 130/85 mm Hg, perfekt wäre 120/80 mm Hg oder niedriger. Ab 140/90 mm Hg liegt ein Bluthochdruck, ab 180/110 mm Hg sogar ein schwerer Bluthochdruck vor. Es genügt schon, wenn einer der beiden Werte zu hoch ist.
Vorbeugung ist besser als medikamentöse Behandlungen
Die wichtigsten Massnahmen gegen zu hohen Blutdruck kann man selbst einleiten. Die nebenstehende Tabelle zeigt, welche Massnahme welche Blutdrucksenkung erreichen kann. Besonders wichtig ist hierbei, sofern Übergewicht vorliegt, eine Gewichtsreduktion. Auf dieses Thema wird der nächste Artikel (im «Albatros» Nr. 24) noch ausführlich eingehen. Körperliche Aktivität, idealerweise eine 3x wöchentliche Betätigung für mind. 30 Minuten, senkt den Blutdruck. Aufzupassen ist aber bei isometrischen Übungen, wie sie z.B. beim Bodybuilding oder Gewichtheben durchgeführt werden. Diese erhöhen den Blutdruck und sollten daher vermieden werden. Eine Kochsalzrestriktion (Begrenzung) auf weniger als 6 g Gesamtverzehr pro Tag ist ausgesprochen schwer realisierbar, da in vielen gekauften Lebensmitteln, wie auch z.B. in Vollkornbrot, viel Kochsalz als Konservierungsmittel und Geschmacksträger enthalten ist. Alternativ zu Kochsalz können aber möglichst Salze auf Kalium-, Calcium- oder Magnesium-Basis verwendet werden. Diese erhöhen den Blutdruck nicht und sind in Spezialgeschäften erhältlich. Eine Kochsalzrestriktion hat auch den Vorteil, dass Blutdruckmedikamente besser wirken.
Familienausflug mit dem Velo ist gut für
den Blutdruck
Beim Alkohol besteht eine lineare Beziehung zwischen konsumierter Menge und Blutdruck. Zudem schwächt Alkohol die Wirkung vieler Blutdruckmedikamente ab. Moderate Mengen sind unschädlich, d.h. für Männer 0,25 l Wein oder 0,5 l Bier pro Tag, für Frauen jeweils ein Drittel weniger.
Mit der geballten Kraft der Pflanzen
Durch Kombination der zuvor genannten Massnahmen lässt sich bereits eine deutliche Blutdrucksenkung erreichen. Der Blutdruck kann durch den Einsatz einiger Pflanzenwirkstoffe mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirkung weiter gesenkt werden. Die Wirkung einer einzelnen Massnahme ist meist gering, aber durch Kombination mehrerer Massnahmen durchaus interessant.
unschädlich - jedoch sollte es bei einem
Glas bleiben
Pycnogenol wird aus der Rinde der französischen Küstenkiefer (Pinus pinaster) gewonnen. Einige Studien deuten auf eine leicht blutdrucksenkende Wirkung bei Einnahme eines Extraktes von 200 mg/Tag hin. 3 Bisher liegen jedoch noch keine Daten zur Langzeitanwendung und -sicherheit vor.
Granatapfelsaft erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Er stammt vom Granatapfelbaum (Punica granatum), dessen Früchte dekorativ und essbar sind. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Granatapfelsaft die Aktivität des sogenannten Angiotensin converting enzymes um etwa 36% senkt. 4 An diesem Enzym setzen auch zahlreiche Medikamente wie z.B. ACE-Hemmer ihre Wirkung an. Die klinischen Untersuchungen an Menschen sind widersprüchlich. So zeigte eine Studie eine leichte Blutdrucksenkung bei täglichem Verzehr von 50 ml Granatapfelsaft über ein Jahr. 4,5 Eine andere Untersuchung hingegen ergab keinen Vorteil bei einem Verzehr von 240 ml pro Tag für 3 Monate. 6 Wem Granatapfelsaft schmeckt, der kann gefahrlos einen Versuch unternehmen. Auf Bioqualität sollte geachtet werden. Vorsicht jedoch bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten. Es gibt zahlreiche Interaktionen, die ggf. zuerst von einem Arzt oder Apotheker überprüft werden sollten.
Ballaststoffe in der Nahrung sind besonders wichtig auch für den Blutdruck. So wurde gezeigt, dass Bluthochdruck häufiger vorkommt bei ballaststoffarmer Ernährung. 7 Umgekehrt wurde gezeigt, dass wer beispielsweise pro Tag 15 g indische Flohsamen (Blond psyllium, Plantago species) 7 oder 3-6 g Vollkornweizen (Triticum aestivum) zu sich nimmt, alleine dadurch seinen systolischen Blutdruck um 8 mm Hg senken kann. 8,9
Eine ausreichende Calciumzufuhr senkt den Blutdruck, leider aber nur sehr geringfügig um etwa 1-2 mm Hg. 10-20 Für Erwachsene empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine tägliche Calciumzufuhr von 1000-1200 mg. 21DGE Diese Menge sollte mindestens erreicht werden. Besonders hilfreich sind calciumreiche Mineralwässer. Aber aufgepasst: Der Calciumgehalt von Mineralwässern ist teilweise sehr unterschiedlich.
Früchte wie z.B. Bananen oder Orangen sind reich an Kalium und scheinen ebenfalls vorteilhaft für den Blutdruck zu sein. Zudem reduzieren Nahrungsmittel, welche 350 mg Kalium pro Mahlzeit enthalten, nachweislich das Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck. Deshalb wurde Herstellern von der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittelbehörde FDA gestattet, mit diesem gesundheitlichen Effekt zu werben. 22,23
Schokolade sind Glücksbringer und
Blutdrucksenker
Was das Herz aller Freunde schwarzer Schokolade höher schlagen lässt, ist die zunehmende Erkenntnisflut, dass die in Schokolade (Theobroma cacao) enthaltenen Flavanoide Stickstoffmonoxid freisetzen, Gefässe erweitern und die Endotheldysfunktion reduzieren. 24,25 Damit hat der Kakao in der Schokolade eine ähnliche Wirkung wie z.B. das bei Angina pectoris angewandte Nitrospray (Nitroglycerin). Der tägliche Konsum von 45-105 g Schokolade (je höher der Kakaoanteil in der Schokolade, desto weniger wird benötigt) senkte in mehreren Studien den systolischen Blutdruck um 5 mm Hg sowie den diastolischen um 3 mm Hg. 26-28 Wählen Sie idealerweise Zartbitterschokolade, denn Milchschokolade enthält weniger der gesundheitsförderlichen Polyphenole und weisse Schokolade überhaupt keine. Aber Vorsicht: Eine Portion Schokolade von etwa 50 g enthält im Schnitt 250 Kalorien. Jedes «Medikament» hat eben auch seine Nebenwirkungen …
anschliessenden Körpergeruchs nur
zweite Wahl
Knoblauch (Allium sativum) erhöht ebenfalls die Stickstoffmonoxidfreisetzung. 29 Einige Untersuchungen konnten eine blutdrucksenkende Wirkung um 2-7% zeigen. Dies bereits nach vierwöchiger Einnahme eines Knoblauchextraktes mit 200-400 mg (wird 3x täglich eingenommen). 30-34 Aufgrund des daraus resultierenden Körpergeruches ist Knoblauch jedoch nicht jedermanns Sache. Diese Menge entspricht 2-5 g frischem Knoblauch pro Tag.
Auf die vielen Stoffe, die teilweise intensiv beworben werden, bei denen jedoch ein gesicherter Wirksamkeitsnachweis fehlt, wurde an dieser Stelle aus Platzgründen nicht eingegangen.
Tiefer Blutdruck – langes Leben, jedoch häufig mit Beschwerden
den Kreislauf
Grundsätzlich gilt mit wenigen Ausnahmen: Je niedriger der Blutdruck, desto besser für die Gesundheit. Wer an tiefem Blutdruck (Hypotonie) leidet, kennt oft auch die typischen Symptome: Diese reichen von Schwindel bis gelegentlich hin zum Kollaps. Dabei zu stürzen und sich zu verletzen, ist die eigentliche Gefahr. Einfache Hilfsmassnahmen bringen meist jedoch schon Linderung. Entscheidend ist eine ausreichende Trinkmenge von mindestens 2 Litern pro Tag. Regelmässige sportliche Betätigung ist ebenfalls wichtig. Ein Kaffee oder auch Schwarz- oder Grüntee bringen meist einen besseren Tagesstart aufgrund einer kreislaufstimulierenden Wirkung. Bei langer sitzender oder stehender Tätigkeit wird das Anlegen von Kompressionsstrümpfen der Kompressionsklasse 2 empfohlen. Sie sorgen für einen besseren Rückstrom des Blutes zum Körper, sodass es seltener zum Kollaps kommt.
Hinweise: In den Empfehlungen wurden aktuellste wissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigt (Stand 2009). Nicht erwiesene Erkenntnisse aus traditioneller Volksmedizin oder Aberglauben oder nicht erwiesener Firmenwerbeversprechungen fanden hingegen keine Berücksichtigung. Medizinische Diagnostik und Therapie erfordert einen versierten Arzt, da Ihre individuelle körperliche Konstitution wichtig ist. Die gegebenen Empfehlungen ersetzen einen Arztbesuch daher nicht. Die Informationen wurden mit grösster Sorgfalt erarbeitet und werden hohen Qualitätsansprüchen gerecht. Dennoch kann keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen gegeben werden.
Dr. med. Alexander Walz
Arzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG
Das Quellenverzeichnis finden Sie unter: www.agstg.ch/quellen.html
Also ruhig auch öfters eine gemütliche Pause einlegen