Tierversuchsstatistik Schweiz 2008: Anzahl Tierversuche ohne konkreten «Nutzen» steigt weiter massiv an

Im Jahr 2008 sanken in der Schweiz laut der aktuellen Statistik des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) Tierversuche in der medizinisch «relevanten» Forschung (hauptsächlich Entwicklung von Medikamenten) gegenüber 2007 um 11% auf 258 498. Damit sank die Anzahl Tierversuche in der medizinischen Forschung auf den tiefsten Stand seit der umfangreichen Erfassung von Tierversuchen. Ebenfalls nahmen die Tierversuche in der Industrie um 9% auf 348 495 ab. Auch diese Zahl kommt dem Tiefststand seit der umfangreichen Erfassung von Tierversuchen ziemlich nah. Haben wir also einen Grund zum Jubeln?

Eigentlich müsste das für uns ein Grund zum Jubeln sein, denn diese Zahlen zeigen, dass die konsequente Forderung und Förderung von tierversuchsfreien Testmethoden immer besser greift. Denn obwohl dies von verschiedenen Interessengruppen immer wieder behindert wird, werden trotzdem immer mehr tierversuchsfreie schnellere und sicherere Forschungsmethoden entwickelt, anerkannt und eingesetzt. Dies führte in der Schweiz gegenüber 1983 (erste schweizweite Erfassung von Tierversuchen) zu einem Rückgang bei Tierversuchen von damals über 2 Millionen auf 731 883 im letzten Jahr und ist zu einem wesentlichen Teil der Arbeit von Tierversuchsgegnern zu verdanken.
Im Jahr 2000 erreichten Tierversuche mit 566 398 den tiefsten Stand überhaupt. Seitdem jedoch steigen sie jedes Jahr an. Seit dem Jahr 2000 um 29% auf aktuell 731 883.

Weshalb werden trotz dieser Teilerfolge wieder mehr Tierversuche durchgeführt?

Tierversuche Statistik Schweiz: Die Opfer ... Der Hauptgrund für diesen Anstieg ist schnell gefunden. Im selben Zeitraum, wie medizinisch relevante Tierversuche immer mehr abnahmen, stiegen die Tierversuche für die Grundlagenforschung um 60% von 197 611 auf 316 050, alleine gegenüber 2007 stiegen diese Tierversuche um 8% an. Zur Info: Die Grundlagenforschung versucht nicht, für Menschen medizinisch relevante Daten zu erforschen, sondern dient der Befriedigung der menschlichen Neugier (der Erweiterung von Wissen, das irgendwann vielleicht einmal eine Bedeutung haben könnte). Die entscheidende Frage bei dieser Forschung ist: Was passiert, wenn …? Ein aktuelles Beispiel aus der Grundlagenforschung finden Sie im «Albatros 24» unter News: Werden Fische seekrank?
Dies ist zwar nicht der einzige Grund für den Anstieg bei Tierversuchen, jedoch ganz klar der Hauptgrund.

Betreiben Universitäten medizinisch relevante Forschung?

Wenn wir die 2008 durchgeführten Tierversuche etwas genauer betrachten, dann bestätigt sich der Trend an den Universitäten zu immer mehr Tierversuchen ohne Nutzen für die Menschen. Von den 272 804 an Schweizer Universitäten und Hochschulen durchgeführten Tierversuchen waren nur 4203 (1,5%!) für die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten. Demgegenüber wurden 248 891 (92%) aller universitären Tierversuche für das «Forschungsgebiet» Grundlagenforschung durchgeführt. Die Universitäten haben offensichtlich erkannt, dass der Tierversuch die falsche Methode zur Erforschung und Entwicklung von Medikamenten ist. Leider aber, anstatt darauf mit einer fortschrittlichen, für die Menschen sicheren und nützlichen Forschung zu reagieren, halten sie immer massiver an der unwissenschaftlichen Methode Tierversuch fest.
Die Sicherung von Forschungsgeldern, das zwar unwissenschaftliche, aber mit Tierversuchen einfache Erklimmen der Karriereleiter sowie die zwanghafte Weigerung, sich mit modernen Forschungsmethoden auseinanderzusetzen (etwas Neues lernen), obsiegen klar gegen ihre eigentlichen Aufgaben in der medizinischen Forschung, nämlich dem Heilen von Krankheiten. Leider ist dieses bewusste Verhindern von medizinischem Fortschritt kein Straftatbestand, auch wenn viele Menschen diese Politik mit ihrer Gesundheit oder gar mit ihrem Leben bezahlen müssen.

Müssen Tierversuche von Gesetzes wegen durchgeführt werden?

Die Schweizer Gesetzgebung verlangt eine gewisse Sicherheit vor Nebenwirkungen von neuen Wirkstoffen und Wirkstoffkombinationen, aber sie verlangt dazu nicht zwingend Tierversuche. Jedoch stellen Tierversuche laut Gesetz leider immer noch die einfachste Methode dar, um sich vor allfälligen Schadenersatzforderungen abzusichern. Wenn sich Probleme mit einem Medikament abzeichnen, dann werden quasi über Nacht noch schnell ein paar Tierversuche nachgeschoben. Diese reichen dann von Gesetzes wegen zum Schutz vor eventuellen Schadenersatzforderungen der Patienten vollkommen aus.
Nichtsdestotrotz treiben die Pharmakonzerne die Entwicklung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden noch am ehesten voran, denn ihnen ist es vor allem an einem gelegen: möglichst schnell und günstig neue Medikamente zu entwickeln bzw. Patente zu sichern und diese danach mit maximalem Profit zu verkaufen. Und dabei erkennen sie immer mehr, dass tierversuchsfreie Forschungsmethoden schneller, langfristig kostengünstiger und sicherer sind.
Von den 212 210 im Jahr 2008 in der Industrie durchgeführten Tierversuchen waren 136 285 Tierversuche von Gesetzes wegen vorgeschrieben.

Tierversuche Statistik Schweiz: Weniger als 20% sind gesetzlich vorgeschrieben!
Anders sieht es bei den weiteren Tierversuchen, insbesondere bei denen an den Universitäten, aus. Von den 272 804 im Jahr 2008 an Universitäten und Hochschulen durchgeführten Tierversuchen waren gerade mal 354 (!) von Gesetzes wegen vorgeschrieben. Total waren von den 731 883 in der Schweiz durchgeführten Tierversuchen nur 19% (keine Veränderung zu den Vorjahren) von Gesetzes wegen vorgeschrieben. Oder anders gesagt: Im Jahr 2008 wurden in Schweizer Tierversuchslabors 590 283 Tiere misshandelt und getötet, ohne dass dies von Gesetzes wegen vorgeschrieben gewesen wäre.

Hat die Schweiz eine strenge Bewilligungspraxis für Tierversuche?

3325 (+8%) Tierversuchsbewilligungen und Entscheide über meldepflichtige Tierversuche waren 2008 gültig. 882 Bewilligungen wurden neu erteilt und nur 3 Bewilligungsgesuche wurden abgelehnt! Gegen eine Bewilligung wurde vom BVET Einspruch erhoben. 719 Bewilligungen wurden nicht benutzt, was aufzeigt, dass viele Tierversuchsbegehren vorsorglich eingereicht werden, von den Bewilligungsbehörden gutgeheissen werden, schliesslich aber sogar aus der Sicht von den jeweiligen Bewilligungsinhabern vollkommen absurd und unnötig sind.
Dass von 885 eingereichten Tierversuchsbegehren nur deren 3 abgelehnt werden, zeugt nicht von einer restriktiven Bewilligungspraxis, sondern zeigt klar auf, dass jedes noch so absurde Tierversuchsbegehren bewilligt wird. Dass, wie von Forscherseiten her behauptet, den Begehren oft Auflagen erteilt werden, muss bezweifelt werden. Insbesondere, wie viel diese Auflagen bewirken bzw. einschränken. Schliesslich werden keine Angaben gemacht, wie denn diese Auflagen aussehen.


Wir fordern eine Forschung zum Nutzen der Menschen!

Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, kurz AG STG, fordert daher seit Langem eine schärfere Kontrolle von Tierversuchen durch die Behörden, die konsequente Förderung und Anwendung von geeigneten tierversuchsfreien Forschungsmethoden und den völligen Verzicht auf Tierversuche. Politik und Universitäten müssen mehr Anreize für Wissenschaftler schaffen, die einen echten medizinischen Fortschritt anstreben. Es reicht nicht aus, dass tierversuchsfreie, sicherere Testmethoden nur gefordert werden – sie müssen auch gefördert werden! Ohne diese Grundvoraussetzungen wird der Forschungsstandort Schweiz für echte Wissenschaftler immer unattraktiver und wir werden den Anschluss in der medizinischen Forschung verlieren.
Auch fordert die AG STG mehr Transparenz bei Tierversuchen.

Tierversuche Statistik Schweiz: Die Täter ...

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Unterstützen Sie den Kampf gegen Tierversuche, wo immer Sie können. Protestieren Sie mit uns zusammen gegen die leichtfertige Genehmigung von Tierversuchsbegehren. Sie können bei uns eine vorgedruckte Protestkarte unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellen.
Verleihen Sie Ihrem Protest weiteren Nachdruck mit einem Brief ans BVET, Schwarzenburgstrasse 155, CH-3003 Bern. Schreiben Sie ein E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., und beschweren Sie sich telefonisch unter: +41 (0)31 323 30 33 oder gehen Sie gleich persönlich beim BVET vorbei und beharren Sie auf ein Vorsprechen.

Andreas Item
 
Die aktuelle Tierversuchsstatistik finden Sie unter: http://www.tv-statistik.bvet.admin.ch/

Tierversuche können uns keine Sicherheit bieten – Für die Abschaffung aller Tierversuche!

Quelle und Tabellen: Bundesamt für Veterinärwesen (BVET)