Medienmitteilung der AG STG - Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner - www.agstg.ch
Prof. Eric Rouiller –
Ein zu Unrecht von Tierschützern kritisierter Kämpfer für Querschnittsgelähmte?
21. September 2009
Bonaduz (ots) Prof. Eric Rouiller führt seit Jahren von vielen Tierschützern als grausam bezeichnete Tierversuche vor allem an Affen durch. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Querschnittslähmungen. Die Tierversuche rechtfertigt Rouiller mit vermeintlich wichtigen Erkenntnissen für die Behandlung von Menschen.Beispiele der aktuellen Forschung von Prof. Rouiller:
Beispiel 1:Bei zahlreichen Rhesus- und Javaneraffen, die hierfür zum Teil extra aus Frankreich importiert wurden, wurde durch Rouillers Team das Halsrückenmark teilweise durchtrennt, um so künstliche Lähmungen hervorzurufen. Anschliessend wurde ein Antikörper mit dem Namen Nogo A gespritzt. Dann müssen die Affen stupide Kügelchen aus Öffnungen nehmen. [1] Daraus schliesst Rouiller, ob damit Querschnittslähmungen an Menschen geheilt werden können, obwohl:
- sich bei Affen die Lähmungen im Gegensatz zu Menschen selbst zurückbilden können, was Rouiller sogar selbst berichtet.
- Menschen durch Unfälle querschnittsgelähmt werden und sich diese Verletzungsmuster grundlegend von denen durch chirurgische Rückenmarkdurchtrennung wie bei Rouillers Tierversuchen unterschieden, was Rouiller ebenfalls selbst festgehalten hat. [2]
Rouillers Team injiziert Makaken-Affen mehrere Markierungsstoffe mit Hochdruck ins Gehirn, darunter Farbstoffe und das Gift der Cholerabakterien. Nach der Tötung der erwachsenen Affen untersucht er deren Gehirn mikroskopisch um die Ausbreitung der Markierungsstoffe zu ermitteln. [3,4] Das Ergebnis: Die beiden Grosshirnhälften stehen in Verbindung miteinander durch den sogenannten Balken – eine schon längst bekannte Tatsache.
Sind Tierversuche auf Menschen übertragbar?
Rouiller stellt sich die Frage wie (un-)sinnig seine Tierversuche sind in einer seiner wissenschaftlichen Publikationen und gibt zu, dass diese erhebliche methodische/medizinische Schwierigkeiten aufweisen bezüglich der Übertragbarkeit auf Menschen. [2]Sind Versuche an Affen, die Menschen in bis zu 99% genetisch identisch sind, übertragbar?
AIDS ist eine Krankheit, die für Millionen Menschen weltweit Leid und Tod bedeutet. In Tierversuchen waren mehr als 130 Untersuchungen von Impfstoffen zur Verhinderung einer Ansteckung oder Therapie wirksam, darunter auch an Schimpansen, die uns Menschen genetisch zu rund 99% gleich sind. [5] Diese Impfstoffe wurden anschliessend an Tausenden von Menschen getestet. Kein einziger dieser Impfstoffe war bei Menschen erfolgreich. [6] Damit wurden zwei Jahrzehnte Zeit und Millionen Forschungsgelder verschwendet während Tausende Menschen an der AIDS-Erkrankung starben und andere neu infizierten.Sind Tierversuche notwendig, um die Sicherheit von Medikamenten zu erproben?
Der Fall Thalidomid, besser bekannt unter dem Handelsnamen Contergan, ist weit bekannt (wurde 2007 auch verfilmt). Als 1957 das Medikament auf den Markt kam, versandte die Herstellerfirma Grünenthal ca. 40 000 Rundschreiben an Ärzte und Apotheker, in denen es als das beste Mittel für Schwangere und stillende Mütter bezeichnet wurde. Als «wirklich neues Produkt» habe man seine Sicherheit durch ausgedehnte Tierversuche besonders gründlich überprüft! So wurde es zum beliebtesten Schlafmittel. In Deutschland schlief jede dritte Frau abends mit Contergan ein. [7] Jahre nach Markteinführung wurden 10 000 an Armen und Beinen verstümmelte Kinder von Müttern geboren, die während der Schwangerschaft Contergan eingenommen hatten. [8] Wie konnte es dazu kommen? Der Mensch reagiert auf Contergan sechzigmal empfindlicher als die Maus, hundertmal als die Ratte, zweihundertmal als der Hund und siebenhundertmal empfindlicher als der Hamster. [9]Das neue Schmerzmittel Vioxx (Rofecoxib) der Firma Merck hatte ursprünglich anhand von Tierversuchen den Eindruck erweckt, es sei besser verträglich, da es im Gegensatz zu den bisherigen NSAR-Schmerzmitteln weniger Entzündungen und Geschwüre im Magen-Darm-Trakt und weniger Blutungen verursacht hatte. Im Jahr 2004 musste es, in einem der grössten Arzneimittelskandale, vom Markt genommen werden, nachdem weltweit etwa 320 000 Patienten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten und etwa 140 000 Patienten sogar starben. [10] Auch für Vioxx wurden zahlreiche Tierversuche vor der Zulassung durchgeführt, die dieses Risiko nicht angezeigt hatten. Hätte man stattdessen kleine Hautbiopsien vom Menschen mit intakten Kapillaren verwendet, hätten diese schon vor der Zulassung die kardiovaskulären Risiken offenbart. [11]
2006 wurde der neue Antikörper TGN1412 der Firma Boehringer Ingelheim für die Behandlung von Multipler Sklerose, Brustkrebs und Rheuma in Grossbritannien an sechs freiwilligen, gesunden Männern in einer Studie getestet. Zuvor hatte man unter anderem Affenversuche mit einer fünfhundertmal höheren Dosis durchgeführt und den Wirkstoff für unbedenklich befunden. Die Reaktion beim Menschen war verheerend. Alle sechs erlitten ein Multiorganversagen, mussten wochenlang auf der Intensivstation behandelt werden, einer davon sogar 14 Wochen, bis er das Spital wieder verlassen konnte. [12] Tests an menschlichen Geweben hätten die katastrophale Wirkung von TGN1412 voraussagen können. [13]
Trotz oder gerade wegen vorgeschriebener Tierversuche im Zulassungsverfahren von neuen Medikamenten sind schwerwiegende Medikamentennebenwirkungen die fünfthäufigste Todesursache in den USA. [14] Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat errechnet, dass 92 % aller Wirkstoffe, die in Tierversuchen als wirksam und sicher beurteilt wurden, aufgrund der angeschlossenen Untersuchungen am Menschen wegen schwerwiegender Nebenwirkungen oder fehlendem Nutzen gar nicht erst zugelassen werden. [15,16] Von den verbleibenden 8 % der Wirkstoffe, die für die breite Anwendung am Menschen zugelassen werden, müssen später die Hälfte wieder vom Markt zurückgezogen werden oder deren Fachinformationen um schwere unerwartete Nebenwirkungen erweitert werden. [17] Daraus darf darum geschlussfolgert werden: Tierversuche sind unzuverlässig, täuschen eine falsche Sicherheit vor und sind in Wirklichkeit für den Menschen lebensgefährlich.
Rouiller bekam rund 5 Millionen Schweizer Franken für seine Tierversuche vom Schweizerischen Nationalfonds, dem staatlichen Forschungsförderer.
Wie bekommt man soviel Geld? Ganz einfach: Rouiller hat dafür gesorgt, dass er selbst im Forschungsrat des Schweizerischen Nationalfonds für medizinische Forschung sitzt und darum auch selbst entscheiden kann, welche öffentlichen Gelder ihm zufliessen. So verhindert Rouiller, dass ihm irgendwann der Geldsegen ausgeht und sorgt gleichzeitig dafür, dass viele andere Wissenschaftler, die mit innovativen Forschungsmethoden arbeiten, leer ausgehen. So wird Geld für sinnlose Tierversuche verschwendet anstatt sinnvolle innovative Forschung für Menschen zu fördern. Die Universität Fribourg macht nicht einmal ein Geheimnis daraus, dass in der Folge 72% ihrer Anträge für Forschungsgelder beim Schweizerischen Nationalfonds erfolgreich waren. [18] Eine Erhebung hat ergeben, dass für Tierversuche trotz des offenkundigen Unsinns doppelt so viel Geld wie für Untersuchungen an Menschen ausgegeben wird. [19]
Die Öffentlichkeit ist eine gute Kontrollinstanz - sollte man meinen. In Wirklichkeit haben Tierversuchs-Wissenschaftler jedoch ein geschicktes Netzwerk geschaffen, indem sie die Öffentlichkeit durch Desinformation manipulieren. So wurde eine internationale Stiftung für Forschung bei Querschnittslähmungen geschaffen, deren Vorsitzender einen Professorentitel trägt und der man darum als Laie gewisse Kompetenz zuspricht. Diese Stiftung schreibt wider besseres Wissen unter Ignoranz der oben genannten Fakten «Bevor ein Wirkstoff wie der anti-Nogo-Antikörper beim Menschen angewendet werden darf, muss so verlässlich wie möglich sichergestellt sein, dass keine unvorhergesehenen Nebenwirkungen auftreten. Diese grösstmögliche Sicherheit ist nur mit Tierversuchen zu erreichen.» Weiter heisst es: «Speziesunterschiede sprechen also nicht gegen Tierversuche, denn diese sind oft die einzige Möglichkeit, um die Wirksamkeit einer Therapie nachzuweisen und das Risiko von toxischen Nebenwirkungen best möglichst auszuschliessen.» [20]
Wer sich gerne als erster Mensch für die Erprobung neuer Medikamente nach scheinbarem Erfolg und Harmlosigkeit in Tierversuchen zur Verfügung stellen will, wird sicher bei der Stiftung ein willkommener Gast sein.
Tierversuche werden nur genehmigt, wenn sie von objektiver Seite geprüft werden - sollte man auch meinen, denn hierfür gibt es die kantonalen Komitees für Tierversuche. Im Falle Prof. Rouillers ist es jedoch so, dass Rouiller selbst in diesem Komitee sitzt und sich seine Versuche daher selbst bewilligen kann. Somit kann er sich seine Versuche selbst bewilligen und dann eben auch noch sich selbst Forschungsgelder vom SNF sprechen. Ist da Unabhängigkeit und Kontrolle wirklich gewährleistet?
Die Schweiz soll führende Forschungsnation werden!
Um dies zu erreichen, muss endlich auf Tierversuche verzichtet werden und innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden massiv mehr gefordert und gefördert werden. Der Pathologe Prof. Pietro Croce, antwortete auf die Frage, ob man auf Tierversuche verzichten kann, ohne den medizinischen Fortschritt aufzuhalten: «Man kann nicht nur auf Tierversuche verzichten, sondern man muss auf Tierversuche verzichten, um den medizinischen Fortschritt nicht aufzuhalten. Die heutige Auflehnung gegen Tierversuche hat keine tierschützerischen Ursachen mehr, wir müssen von einer wissenschaftlichen Auflehnung sprechen.» [21]
Weiterführende Informationen:
Tierversuchen aus wissenschaftlicher Sicht von Oberarzt Dr. med. Walz:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf
Die Organisation AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) besteht seit 1981. Sie lehnt Tierversuche aus medizinischen, aus wissenschaftlichen sowie aus ethischen Gründen ab. Die Organisation engagiert sich für eine innovative, zukunftsorientierte Forschung und eine Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten im Vordergrund stehen.
Der von uns kritisierte Forscher, freut sich auf Ihre Post:
Herr Prof. Eric Rouiller
Unit of Physiology - Dept of Medicine
Rue du Musée 5
CH-1700 Fribourg
Tel. (026) 3008609
Fax (026) 3009734
E-Mail:
Der Präsident des Schweizerischen Nationalfonds, der Rouiller insgesamt rund 5 Millionen Schweizer Franken beschert hat, freut sich auf Ihre Post:
Schweizerischer Nationalfonds
Prof. Dieter Imboden
Wildhainweg 3
Postfach 8232
CH-3001 Bern
Tel. (031) 3082222
Fax (031) 3052974
E-Mail:
Quellenangaben:
1. Freund P, Schmidlin E, Wannier T, Bloch J, Mir A, Schwab ME, Rouiller EM: Anti-Nogo-A antibody treatment promotes recovery of manual dexterity after unilateral cervical lesion in adult primates--re-examination and extension of behavioral data. Eur J Neurosci. 2009 Mar;29(5):983-96.
2. Courtine G, Bunge MB, Fawcett JW, Grossman RG, Kaas JH, Lemon R, Maier I, Martin J, Nudo RJ, Ramon-Cueto A, Rouiller EM, Schnell L, Wannier T, Schwab ME, Edgerton VR: Can experiments in nonhuman primates expedite the translation of treatments for spinal cord injury in humans? Nat Med. 2007 May;13(5):561-6.
3. Boussaoud D, Tanné-Gariépy J, Wannier T, Rouiller EM: Callosal connections of dorsal versus ventral premotor areas in the macaque monkey: a multiple retrograde tracing study. BMC Neurosci. 2005 Nov 25;6:67.
4. Cappe C, Morel A, Barone P, Rouiller EM: The thalamocortical projection systems in primate: an anatomical support for multisensory and sensorimotor interplay. Cereb Cortex. 2009 Sep;19(9):2025-37. Epub 2009 Jan 15.
5.Gauduin MC, Parren PW, Weir R, Barbas CF, Burton DR, Koup RA. Passive immunization with a human monoclonal antibody protects hu-PBL-SCID mice against challenge by primary isolates of HIV-1. Nat Med 1997;3(12):1389-1393.
6. Diseases NI. Clinical Trials of HIV Vaccines: National Institutes of Health. U.S. Department of Health and Human Services, 2007.
7. Die Nachtseite des Wirtschaftswunders. Zum Einschlafen nahm 1961 jeder dritte Deutsche Contergan: Eine Bilanz nach 40 Jahren. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
8. Thomann, Klaus-Dieter: DIE CONTERGAN-KATASTROPHE. Die trügerische Sicherheit der «harten» Daten. Deutsches Ärzteblatt, 2007, 104(41), S.2778-2782
9. Stillperiode, Beratungsstelle fürMedikamentenanwendunginSchwangerschaftund: Speziesunterschiede der Teratogenität von Thalidomid. Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena, 2006
10. Topol, E. J.: Failing the public health--rofecoxib, Merck, and the FDA. N Engl J Med, 2004, 351(17), S.1707-1709
11. biopta: Human Pharmacological Services. In Vitro Pharmacology Screening in Human Tissue. 2008
12. Suntharalingam, G.; Perry, M. R.; Ward, S.; Brett, S. J.; Castello-Cortes, A.; Brunner, M. D. und Panoskaltsis, N.: Cytokine storm in a phase 1 trial of the anti-CD28 monoclonal antibody TGN1412. N Engl J Med, 2006, 355(10), S.1018-1028
13. Drugs tests on trial. Nature, 2006, 440(7087), S.970
14. Lazarou, J.; Pomeranz, B. H. und Corey, P. N.: Incidence of adverse drug reactions in hospitalized patients: a meta-analysis of prospective studies. JAMA, 1998, 279(15), S.1200-1205
15. Innovation Stagnation. Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products. U.S. Department of Health and Human Services. Food and Drug Administration (FDA), 2004, S.8
16. Crawford, Lester M: Speech before PhRMA Annual Meeting. FDA (U.S. Food and Drug Administration), 2004
17. FDA Drug Review: Postapproval Risks 1975-1985. U.S. General Accounting Office, Washington D.C.
18. Hohe Erfolgsquote bei SNF-Forschungsgesuchen. Universite de Fribourg. 25.10.2007. http://www.unifr.ch/scm/fr/publications/UR/08/UR2_07_08.pdf
19. U.S. Congress, Office of Technology Assessment: Alternatives to animal use in research, testing and education. U.S. Government Printing Office, Washington, DC, 1986, S.250-251
20. Wozu Tierversuche? Internationale Stiftung für Forschung in Paraplegie. Zuletzt aktualisiert 20.09.2007. http://www.ifp-zh.ch/index.php?id=328
21. (Hg.), Vereinigung Ärzte gegenTierversuchee.V.: Gesundheit & Fortschritt in der Medizin - ohne Tierversuche. , S.14