Andreas Item, Geschäftsführer der AG STG, bei seiner Rede an ZuGeTiVe

ZuGeTiVe – 19.9.2009 in Freiburg (CH)
Rede von Andreas Item, Geschäftsführer  der AG STG

«Es gibt noch keine Alternativen für alle Tierversuche!»

Diese Aussage hören wir immer wieder von Vertretern der Tierversuchslobby. Dies ist ihr Argument, ihre Rechtfertigung, weshalb wir auf Tierversuche nicht verzichten können. Und ich gebe der Tierversuchslobby recht. Es gibt nicht für jeden Tierversuch eine Alternative. Aber ich sage: Zum Glück für uns Menschen gibt es diese nicht!

Liebe Tierfreundinnen, liebe Tierfreunde

«Ohne Tierversuche kein medizinischer Fortschritt»,
so eine andere ständige Behauptung einiger Wissenschaftler. Schon seit weit über 100 Jahren verbreitet die Tierversuchslobby in regelmässigen Abständen über die Medien, dass im Tierversuch dies und jenes entdeckt wurde. Und dass diese Forschungsergebnisse in wenigen Jahren zum Sieg über Krebs und viele andere Krankheiten führen werden. Wir stehen also kurz vor dem medizinischen Durchbruch. Wohlbetont: Nicht erst seit heute, sondern schon seit der Zeit unserer UrUrUr...- Grossväter.

Und was haben diese im Tierversuch gewonnenen medizinischen Daten gebracht? Wie viele dieser Entdeckungen haben zu neuen und nützlichen Medikamenten oder Therapien geführt?
Wie viele Krankheiten konnten besiegt werden?

Wir alle wissen es. Nicht nur wir Tierversuchsgegner, sondern auch die informierten Befürworter.
Die meisten Fortschritte und Errungenschaften in der Medizin sind nicht auf Tierversuche zurückzuführen. Im Gegenteil: Die Krankheiten, gegen die am intensivsten mit Tierversuchen geforscht wurde und wird, haben immer mehr zugenommen und sind heute an der Spitze der Todesursachen.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Tierversuche sind definitiv das Paradebeispiel für chronische Erfolglosigkeit.

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat errechnet, dass 92% aller Tierversuchsergebnisse nicht auf Menschen übertragbar sind. Und dass von den verbleibenden 8% etwa die Hälfte aller daraus entwickelten Produkte wieder vom Markt genommen oder deren Beipackzettel um gravierende Nebenwirkungen ergänzt werden mussten. Dies heisst: Nur 4% der Tierversuchsergebnisse sind auf Menschen übertragbar. Und welche 4% das sind, das weiss man natürlich erst nach deren Testung am Menschen.

Im Juli dieses Jahres wurde im Wissenschaftsmagazin «Nature» eine Studie vom Pharmakologen und Toxikologen Prof. Dr. Thomas Hartung veröffentlicht. Diese Studie zeigt auf, dass 60% der Substanzen, die im Tierversuch als giftig eingestuft wurden, für die Menschen ungiftig sind. Somit werden, weil eben im Tierversuch als giftig eingestuft, wichtige Entwicklungen verhindert oder nicht mehr weiterverfolgt. Umgekehrt ebenso zeigt dies auf, dass für uns Menschen giftige Stoffe im Tierversuch zumeist gar nicht erkannt werden, weil sie von den getesteten Tierarten gut vertragen wurden.
Diese Beispiele liessen sich mit zahlreichen Studien angesehener Universitäten und Wissenschaftler beliebig ergänzen.

Und wie reagieren die Tierversuchslobbyisten auf die stetig steigende Anzahl an Beweisen für die Nutzlosigkeit von Tierversuchen?
Gar nicht! Beziehungsweise mit einer ungeheuerlichen Arroganz, ohne jemals auf die Fakten einzugehen. Sie organisieren lieber Propaganda-Veranstaltungen – eine solche findet übrigens genau jetzt an der Universität Freiburg statt – bei denen sie ihre Lügen nur noch öfters wiederholen. Noch können sie dies leider tun. Denn sie sind sich durch ihre Macht und ihren politischen Einfluss bewusst, dass die Forschungsgelder trotzdem weiterhin in ihre Taschen fliessen.
Man hört von ihnen kaum jemals etwas anderes als die stereotype Wiederholung ihrer plumpen Behauptungen wie: «Ohne Tierversuche kein medizinischer Fortschritt.»
Doch auch wenn sie noch so oft wiederholt wird, wird eine Lüge dadurch nicht zur Wahrheit.

Vor gut zwei Jahrzehnten haben die Tierversuchsforscher eine neue Spielwiese – die Grundlagenforschung – vermehrt für sich entdeckt. Mit dieser haben sich viele ihrer Probleme in Luft aufgelöst, denn die Grundlagenforschung muss sich nicht erklären. Sie muss keine Forschungsziele formulieren, sie muss keinen für uns Menschen relevanten Nutzen anstreben und sie wird bei den Bewilligungsbehörden zu weit über 99% einfach durchgewunken.

«Die Grundlagenforschung ist wichtig für den medizinischen Fortschritt.»

Dies wiederum, wen wundert es, die Behauptung der Tierversuchslobbyisten.
An Schweizer Universitäten wird bei Tierversuchen zu über 90% Grundlagenforschung betrieben. Demgegenüber machen z.B. Tierversuche für die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln gerade noch 1,5% aus!

Machen wir deshalb einen kurzen Abstecher in diese Königsdisziplin der Unsinnigkeit.
Sind folgende drei aktuellen – willkürlich ausgesuchten – tierexperimentellen Studien der Grundlagenforschung wirklich sinnvoll? Alle drei wurden in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.
Müssen wir wirklich wissen, dass Fische, wenn man sie tagelang in einer künstlichen Schwerelosigkeit um ihre eigene Achse drehen lässt, seekrank werden und sich dauernd übergeben müssen?
Müssen wir wirklich wissen, wie sich ein durch Gewehrschüsse verursachtes akutes Lärmtrauma auf Meerschweinchen auswirkt?
Oder müssen wir wirklich wissen, dass Silbermöwen nach 6-tägigem Futterentzug kläglich verhungern?


Liebe Tierfreundinnen, liebe Tierfreunde

Andreas Item, Geschäftsführer der AG STG, bei seiner Rede an ZuGeTiVe
Andreas Item, Geschäftsführer der
AG STG, bei seiner Rede an ZuGeTiVe
Kommen wir auf meine anfängliche Aussage zurück: Zum Glück gibt es keine Alternativen für alle Tierversuche.
Was würde es bedeuten, wenn wir für alle Tierversuche eine gleichwertige Alternative hätten?
Nun, wären wir so menschenverachtend wie die Tierversuchsbefürworter, dann würden wir nur für einen Ersatz von Tierversuchen kämpfen, würden wir uns mit gleichwertigen Alternativen zufriedengeben.
Die Gewinner dabei wären die Tiere, da nicht mehr an ihnen geforscht würde. Aber wie sieht es für die Menschen aus?

Wenn wir tatsächlich für Tierversuche gleichwertige Alternativmethoden etablieren, dann verhindern wir damit effektiv die Möglichkeiten, dass es in der Zukunft wesentliche medizinische Fortschritte geben kann. Denn wenn bereits das Basiswissen vollkommen fehlerhaft ist, da eben gleichwertig, dann kann darauf keine für Menschen wirklich nützliche medizinische Wissenschaft aufgebaut werden.

Wir aber sind nicht menschenfeindlich, wir setzen uns für die Menschen ein! Wir kämpfen für die Patienten, die voller Hoffnung auf eine Heilung ihrer Krankheit warten. Deshalb müssen wir verhindern, dass sich Alternativen zu unbrauchbaren Forschungsmethoden etablieren. Die Wissenschaft muss aufhören, nach gleichwertigen Alternativen zu Tierversuchen zu forschen. Es gibt nun mal Dinge, die man ersatzlos streichen kann.

Die medizinische Forschung soll wieder eine echte Wissenschaft werden!

Die moderne, auf den Menschen ausgerichtete Forschung hat in den letzten Jahrzehnten massive Fortschritte erzielt. Innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden sind immer exakter, schneller und zuverlässiger geworden. Trotz aller Hindernisse, die Behörden und manche Wissenschaftler ihnen in den Weg stellen, haben sie zu vielen wesentlichen medizinischen Erkenntnissen geführt.

An dieser Stelle zwingt sich die Frage auf: Wie weit könnten wir heute schon in der Medizin sein? Wie weit wären wir, wenn die wirklich wissenschaftlichen Methoden ebenso unterstützt und gefördert worden wären?
Wie weit wären wir, wenn wir die Milliarden von Forschungsgeldern nicht in Tierversuche, sondern in echte Wissenschaft gesteckt hätten?
Wie viele an Krankheiten verstorbene Menschen könnten heute noch leben?
Könnten wir vielleicht heute schon jedes krebskranke Kind heilen?

Tierversuchsfreie Forschungsmethoden sind heutzutage in Sachen Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Aussagekraft den Tierversuchen weitaus überlegen.
Anstatt aber diese innovativen und zuverlässigen Methoden anzunehmen und zu deren Weiterentwicklung beizutragen, verstecken sich die Tierversuchsexperimentatoren lieber hinter ihrem längst widerlegten Lügengeflecht.
Persönlich gesehen ist dieses Verhalten nicht ganz unverständlich. Denn wer gibt schon gerne zu, dass seine jahrzehntelange Arbeit vollkommen nutzlos ist?
Zudem wissen diese Forscher: Nicht nur Tierversuche brauchen keinen Ersatz. Auch die Arbeitsstellen der Tierversuchsexperimentatoren können ersatzlos gestrichen werden. Sie werden nicht mehr gebraucht. An die Stelle der Tierversuchsexperimentatoren treten z.B. Zellkulturforscher, Mikrobiologen und Computerfachleute.
Denn genauso wenig, wie man aus einem faulen Ei einen gesunden Apfel machen kann, genauso wenig kann man aus einem Tierversuchsexperimentator einen Wissenschaftler machen.

Wie können Forscher wie Rouiller noch in den Spiegel sehen? Jahrzehntelang haben sie mit ihrer nutzlosen Forschung Milliarden von Steuergeldern verschleudert. Milliarden Forschungsgelder, die deshalb einer innovativen, fortschrittlichen Wissenschaft gefehlt haben. Milliarden Forschungsgelder, mit denen die medizinische Wissenschaft heute schon viel weiter sein könnte. Wie können Forscher wie Rouiller anscheinend ohne Skrupel ständig mit den Hoffnungen der Patienten spielen?

Alle Patienten haben ein Anrecht auf die bestmögliche Medizin. Aber um dies erreichen zu können, muss die medizinische Forschung endlich wieder das Wohl der Patienten in den Mittelpunkt stellen. Wir Tierversuchsgegner setzen uns für eine bessere Medizin und für einen innovativen und führenden Forschungsstandort Schweiz ein.

Deshalb ist es für alle Unbelehrbaren höchste Zeit: Zeigt wenigstens ein bisschen Courage! Zeigt wenigstens etwas echtes Mitgefühl für die Hoffnungen der Patienten. Zeigt wenigstens etwas echtes Interesse am Fortschritt der medizinischen Forschung. Oder tut es wenigstens zur Stärkung eines innovativen und führenden Forschungsstandortes Schweiz. Verabschiedet euch endlich von der medizinischen Forschung und macht Platz für innovative und echte Wissenschaftler.


Wir alle kennen das Sprichwort: Man kann nicht den Fünfer und das Weggli haben.
Wenn wir diese Redensart auf die medizinische Wissenschaft umformulieren, muss sich jeder die Frage stellen:

Wollen wir Tierversuche oder wollen wir medizinischen Fortschritt?

Image Andreas Item

Informationen und Fotos zu ZuGeTiVe, dem Aktionstag und der Demonstration gegen Tierversuche vom 19. September 2009 in Freiburg, finden sie unter: www.zugetive.ch

Den aktuellen Bericht über ZuGeTiVe, den Aktionstag und die Demonstration gegen Tierversuche, finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe ( Seiten 4 und 5) unter: http://www.agstg.ch/downloads/magazin/2009/albatros_magazin_tierversuche_25de_www.pdf

Fotos von der ZuGeTiVe Petitionsübergabe finden Sie unter: Petitionsübergabe «Stoppt die Affenversuche an der Universität Freiburg»