Analyse - Weltgrösste Untersuchung zur wissenschaftlichen Qualität von Tierversuchen

Analyse der weltgrössten Untersuchung

Eine repräsentative Untersuchung aus über 170 000 Tierversuchs-Publikationen zeigt eine katastrophale wissenschaftliche Qualität der Tierversuchsforschung und liefert damit ein weiteres Argument, weshalb Tierversuche innerhalb der medizinischen Wissenschaft mehr als verzichtbar sind.

Welche Anforderungen muss eine gute Wissenschaft erfüllen?

Wissenschaftlicher Fortschritt entsteht durch das Untersuchen von neuen Ideen in Studien. Dies erfordert eine hohe Qualität bereits in der Konzeption, aber auch in der Durchführung und in der anschliessenden Veröffentlichung der Ergebnisse. Besonders wichtig ist es, den Einfluss von Zufallsfaktoren und Manipulationsmöglichkeiten durch die Wissenschaftler selbst auszuschliessen. Dies geschieht durch Randomisierung und Verblindung. Bei der Randomisierung werden z. B. Menschen per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhält ein Medikament, die andere nur ein Placebo. Wenn nun die Zahl der Studienteilnehmer ausreichend hoch gewählt wurde, sind fast alle möglichen Zufallsfaktoren weitgehend ausgeschaltet. Verblindung bedeutet, dass weder Arzt noch Patient wissen, welcher Patient das Medikament und welcher eine Placebo-Pille bekommt. Erst am Ende der Untersuchung wird dieses Geheimnis für die Auswertung gelüftet, wobei bei besonders seriösen Untersuchungen die Auswertung wiederum von anderen Fachpersonen vorgenommen wird. Ähnliche

Insbesondere an Universitäten, wie hier der Uni Freiburg, gibt es überhaupt keine Kontrolle über Sinn und Qualität von Tierversuchen
Insbesondere an Universitäten,
wie hier der Uni Freiburg,
gibt es überhaupt keine Kontrolle
über Sinn und Qualität
von Tierversuchen

Konzeptionen lassen sich auch für andere wissenschaftliche Untersuchungen wie Tierversuche machen. Nur dann können die Resultate kritisch gewürdigt werden und zu wirklichem Fortschritt führen.

Bestehen hingegen bereits methodische Mängel, werden Untersuchungen sinnlos durchgeführt und somit Forschungsgelder verschwendet. Dies wirft bei Untersuchungen an Menschen und Tieren unmittelbar ethische Fragen auf, wie: Darf man Lebewesen Risiken aussetzen, wenn man von vornherein aufgrund schlechter Studienqualität überhaupt keine vernünftigen Aussagen erwarten kann?
Im schlimmsten Fall werden aus den schlechten Studien Rückschlüsse für die Behandlung von Menschen gezogen, was weitreichende bis fatale Folgen haben kann.

Weltgrösste Untersuchung zur Wissenschaftlichkeit von Tierversuchen

Eine Londoner Forschergruppe hat in intensiver Arbeit aus über 170 000 Publikationen von Tierversuchs-Studien aus den Jahren 1999 bis 2005 exemplarisch 271 repräsentative Arbeiten genauer analysiert. Darunter sind zahlreiche in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichte Studien.[1] Damit handelt es sich um die derzeit weltgrösste Untersuchung, bei der die wissenschaftliche Qualität von Studien mit Tierversuchen analysiert wurde.

Alle untersuchten Studien wurden mit lebenden Tieren durchgeführt. Davon 27% mit Mäusen, 32% mit Primaten und 41% mit Ratten. Alle Studien wurden in den USA oder in Grossbritannien durchgeführt. Da in diesen Ländern weltweit das grösste biomedizinische Know-how besteht, ist die Untersuchung somit repräsentativ für die globale Forschung.

Die Ergebnisse der Analyse der Tierversuchs-Studien im Detail

Zur konzeptionellen Qualität

  • Bei 1% der Arbeiten wurden die verwendeten Tierarten nicht benannt
  • Bei 5% der Arbeiten war kein klarer Zweck ersichtlich
  • Bei 6% der Arbeiten war unklar, ob es sich um ein einzelnes oder mehrere wissenschaftliche Experimente handelte
  • Bei 13% der Arbeiten war die Experimentiergrundlage nicht klar, also ob es sich um ein Tier oder eine Gruppe von Tieren handelte. Bei 35% der Arbeiten, welche im Methoden-Teil eine klare Anzahl an Tieren nannten, wurde diese im Ergebnis-Teil nicht erwähnt oder wich davon ab. Verblüffenderweise war sogar die Zahl der Tiere im Ergebnis-Teil oft grösser als im Methoden-Teil, welcher die Studienkonzeption wiedergab. Teilweise sogar doppelt so gross!
  • 36% der Arbeiten verschwiegen das Geschlecht, 54% das Gewicht und 57% das Alter der Tiere
  • 38% der Studien verwendeten keine multivariaten Verfahren zur Optimierung des möglichen Informationsgewinns
  • Keine einzige der Studien begründete statistisch fundiert die Zahl der verwendeten Tiere
  • In 86% der Arbeiten fehlte die Verblindung, womit Forscher bewusst oder unbewusst, insbesondere im Falle knapper Resultate, ihren Ermessensspielraum einfliessen lassen konnten
  • 88% der Studien waren ohne Randomisierung durchgeführt worden
  • Von den wenigen Studien mit Randomisierung wurde in 91% die verwendete Methode in den Experimenten nicht detailliert beschrieben, womit nur noch 1% an methodisch korrekten Studien verbleibt

Zur Qualität der statistischen Auswertung

  • 4% der Studien, welche statistische Auswertungen vornahmen, verschwiegen, nach welchen statistischen Methoden diese erfolgten
  • Bei 30% der Studien fehlten Angaben zur Variationsbreite (wie z. B. Standardabweichungen) oder ein Fehlermass (wie z. B. Standardfehler oder Konfidenzintervalle)
  • Obwohl nahezu alle Studien Zahlenangaben machten, wurden die verwendeten Zahlen von Tieren nur bei etwa der Hälfte konsequent in allen Tabellen und Grafiken angegeben, was die Interpretation erschwert
  • 92% der Studien verschwiegen die Rohdaten, was zur Folge hat, dass eine nachträgliche (unabhängige) Überprüfung der präsentierten Ergebnisse nicht möglich ist

Tierversuche sind nicht nur grausam und unwissenschaftlich, sondern auch für uns Menschen äusserst gefährlich!
Tierversuche sind nicht nur grausam
und unwissenschaftlich,
sondern auch für uns Menschen
äusserst gefährlich!

Bei vielen der Publikationen über die Tierversuche fehlten präzise Angaben zur Hypothese, zu den Charakteristika der Studienteilnehmer sowie zu den verwendeten experimentellen Methoden und Ergebnissen. Diese Mängel führen dazu, dass die Resultate nicht neutral überprüft werden können. Damit ist auch keine Reliabilität (Zuverlässigkeit) erzielbar und eine ausreichende Validität häufig nicht gegeben.

Bei allen Studien fehlten eine Poweranalyse oder vergleichbare simple Kalkulationen, welche bei nahezu jeder Untersuchung an Menschen von den Genehmigungsbehörden verlangt werden. Unklar ist, warum dies nicht bei Tierversuchen verlangt wird. Ein möglicher Grund könnte darin liegen, dass in den Tierversuchs-Genehmigungsbehörden häufig kein wissenschaftlich, sondern nur in Verwaltungstätigkeiten ausgebildetes Personal zu finden ist.
Jeweils mehr als 85% aller Untersuchungen waren nicht randomisiert oder verblindet. In all diesen Fällen nimmt die Wahrscheinlichkeit eines irreführenden Einflusses durch Fehler zu.[2] Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Tierversuchen wesentlich häufiger über einen (angeblichen) Therapieerfolg berichtet wurde, wenn Randomisierung und Verblindung fehlten. Dies unterstreicht deren Notwendigkeit umso mehr.[3,4] Die vorliegende Studie kam zu ähnlichen Ergebnissen wie frühere Analysen.[5,6,7]

Zusammenfassung

Echter medizinischer Fortschritt ist nur ohne Tierversuche möglich
Echter medizinischer Fortschritt
ist nur ohne Tierversuche möglich

Weit über 80% aller Tierversuchs-Studien sind weder randomisiert noch verblindet. Dies öffnet somit bewussten und unbewussten Manipulationen durch die Forscher Tür und Tor. Dieses Vorgehen widerspricht deshalb jeglichen wissenschaftlichen Qualitätskriterien. Insgesamt war lediglich 1% aller Tierversuchs-Studien methodisch korrekt konzipiert. Auch bei der Qualität der Auswertung bestehen erhebliche Mängel. So verschwiegen 92% der Forscher die Rohdaten, so dass eine neutrale Überprüfung der behaupteten Resultate durch andere Forscher verunmöglicht wird. In sämtlichen Studien wurde keine Poweranalyse, wie sie für Untersuchungen an Menschen zwingend erforderlich ist, durchgeführt.

Diese wertvolle und aufschlussreiche Arbeit bestätigt frühere Untersuchungen, welche u. a. gezeigt haben, dass:

  • sämtliche in Tierversuchen erfolgreiche HIV-Impfstoff-Forschung an Menschen versagte[8]
  • Toxikologie-[9] und Teratogenitäts-Tests[10] an Tieren etwa so wissenschaftlich sind wie das Münzwerfen
  • die Krebstherapie trotz Milliarden Dollar Forschungsgeldern nur geringe Fortschritte gemacht hat[11]
  • über 80% der Vivisektoren überhaupt keine innovativen, tierversuchsfreien Testmethoden kennen/berücksichtigen[12], obwohl diese Methoden schneller und oft preiswerter zu zuverlässigeren Resultaten führen würden

Fazit

Die Autoren der Analyse schliessen aus ihren Ergebnissen, dass Tierversuchs-Studien erhebliche wissenschaftliche wie auch ethische Fragen aufwerfen.

Tierversuche sind ein unwissenschaftliches Relikt aus vergangenen Jahrhunderten, welches den medizinischen Fortschritt behindert.
Von 100 Vivisektoren schaffte kein einziger eine seriöse wissenschaftliche Arbeit. Aber keiner von ihnen muss mit Strafverfolgung rechnen, obwohl er damit vorsätzlich das Leben der eingesetzten Tiere und nachfolgend der Menschen aufs Spiel setzt. Er wird sogar noch durch öffentliche und private Forschungsgelder belohnt und kann aufgrund seiner Publikation mit entsprechendem Ruhm rechnen.

Die AG STG fordert daher seit langem den konsequenten Verzicht auf Tierversuche und die Anwendung von innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden. Diese gewährleisten bessere Heilungserfolge und bieten viel mehr Sicherheit für die Patienten. Mit einer konsequenten Forderung und Förderung innovativer, tierversuchsfreier Forschungsmethoden zählt die Schweiz auch in Zukunft zu den weltweit führenden Forschungsstandorten.

Image Dr. med. Alexander Walz
Oberarzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG

Das Quellenverzeichnis finden Sie unter: www.agstg.ch/quellen.html