Korrupte Medizin - Illegale Machenschaften des Pharmakartells
Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet die Pharmabranche nach eigenen Angaben bis zu einer Milliarde. Deshalb ist die Pharmabranche zu allem bereit, damit ein Medikament auch auf den Markt kommt. Im Volksmund sagen wir dazu: «Koste es, was es wolle.» Dass die Pharmabranche dies wörtlich nimmt und ein Medikament wenn immer möglich um jeden Preis – dazu zählen auch Menschenopfer – auf den Markt bringen will, das ist kein Geheimnis.
Eine neue Arznei «muss» so schnell wie möglich gewinnbringend auf den Markt gebracht werden. Möglichst viele Ärzte sollen das neue Medikament verschreiben. Schliesslich klingelt es in den Kassen der Pharmariesen um so mehr, je mehr Patienten die neuen Medikamente schlucken.
Die Machenschaften der Pharmalobbyisten wurden bereits vor Jahrzehnten von Tierversuchsgegnern wie Prof. Pietro Croce, Hans Ruesch und Weiteren aufgezeigt. In den letzten Jahren hat dieses «Geheimnis» jedoch endlich etwas mehr Eingang ins öffentliche Bewusstsein gefunden.
Die ZDF-Sendung «Frontal 21» redet Klartext
In der ZDF-Sendung «Frontal 21» vom 9. Dezember 2008 wurde die überaus mächtige Pharmalobby einmal nicht mit Samthandschuhen angefasst. Die Machenschaften der Pharmabranche wurden als «Mafia-Methoden» entlarvt und bezeichnet. Der ganze Sumpf um den Filz als «Netzwerk der Korruption» betitelt.
Die Sendung zeigt einen Ausschnitt aus der alltäglichen Pharmawelt und legt deren skrupellose Marketing-Methoden ungeschminkt offen. In der Sendung packen ehemalige Manager interne Informationen aus, und es wird aufgezeigt, wie Pharmavertreter systematisch Ärzte, Politiker, Medien und sogar Selbsthilfegruppen kaufen. Alles, was nicht im Sinne der Pharmaindustrie ist, wird mit allen Mitteln bekämpft, damit es nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Dies ganz im Sinne der «Zehn Gebote» des ehemaligen Novartis-CEO Thomas Ebeling: «Do whatever it takes: Kill to win – no prisoners» («Tue alles, was nötig ist: Töte, um zu gewinnen – mach keine Gefangenen!»). Er pochte darauf in Vorträgen und schrieb dies in die firmeninterne Veröffentlichung des «Schlachtplans» für die Marketingstrategien von Novartis.
Um jeden Preis auf dem Markt (bleiben)
Medikamente sind «käuflich»
In der Sendung wird aufgezeigt, wie die Erhöhung der Suizidalität infolge der Einnahme von ZOLOFT® (einem neueren Antidepressivum von Pfizer) jahrelang verschleiert und verschwiegen wurde.
Weiter wird der Weg von PROZAC® (ein Antidepressivum von Eli Lilly) bis zur Zulassung in Europa aufgezeigt. John Virapen, der ehemalige Geschäftsführer von Eli Lilly Schweden, der für das Durchbringen der Zulassung von PROZAC® zuständig war, stellte sich für ein Interview zur Verfügung. Darin erklärte er, wie er, um PROZAC® zulassen zu können, Zulassungsbehörden bestochen hatte und wie er mit korrupten Machenschaften einen hohen Einführungspreis für das Medikament aushandelte.
Offen sagte er im Interview: «Sie (die Pharmaindustrie) verkaufen Ihnen gefährliche Medikamente, um Geld zu machen. Nichts anderes. Falls Sie denken, dass die Pharmaindustrie Medikamente auf den Markt bringt, um Ihnen zu helfen – vergessen Sie es!»
Über die Machenschaften der Firma Eli Lilly sagte Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen von der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft im Interview: «Eli Lilly hat dafür gesorgt, dass Risikodaten z.B. über die Erzeugung von Suizidalität und aggressiven Zuständen möglichst nicht an die Öffentlichkeit kommen. Dazu hat sie Kollegen, die Daten dazu hatten, massiv bedroht, und Eli Lilly hat, wie andere Hersteller auch, dafür gesorgt, dass Studien, deren Ergebnisse nicht in ihrem Interesse waren, nicht veröffentlicht wurden.»
Illegale Arzneimittelwerbung – Das Scheinmedikament VOLAZIN
Direkte Werbung für rezeptpflichtige Arzneimittel ist (momentan) noch verboten. Dies hindert Pharmakonzerne natürlich nicht daran, den Konsumenten über gut verpackte, scheinbar redaktionelle Beiträge ihre neuen Medikamente anzupreisen. Den Verbrauchern wird in Zeitschriften ein scheinbar gut recherchierter Beitrag präsentiert. In diesem wird dann die angeblich positive Wirkung des Medikaments beworben. Nachteile und Nebenwirkungen werden selbstverständlich nicht mal angedeutet. Und als Krönung wird diese versteckte Werbung noch mit positiven Aussagen von (gekauften) Wissenschaftlern untermauert.
Die Sendung «Frontal 21» wollte wissen, wie leicht es ist, Medien für eigene Interessen zu korrumpieren. Dazu gründete sie eine Scheinfirma und schickte einen Vertreter für ein fiktives Medikament namens VOLAZIN in verschiedene Redaktionen. Die Gespräche wurden jeweils mit versteckter Kamera gefilmt.
Das Ergebnis war ernüchternd. Die besuchten Verlage (Apotheken-Umschau, 19 Mio. Leser in Deutschland / Verlag Conde Nast, Zeitschriften: Vanity Fair, Vogue, GQ, Glamour, myself, ... / Bauer Media Group, über 300 Zeitschriften: Tina, Laura, Neue Post, TV-Movie, Bravo, ...) erwähnten das Werbeverbot für rezeptpflichtige Medikamente. Jedoch alle offerierten innert Sekunden eine Möglichkeit, wie sie diese illegale Werbung, als redaktioneller Beitrag (z. B. «Gesundheitsspezial») getarnt, trotzdem veröffentlichen würden. Preise für die Veröffentlichung wurden genannt, und, sehr wichtig, die absolute inhaltliche (redaktionelle) Freiheit wurde garantiert. Ein paar Tage später trafen bereits die ersten Layoutvorschläge einer der Redaktionen ein.
Auch wissenschaftliche Fachzeitschriften sind käuflich
berichte» in Zeitschriften sind oft
illegale Werbungen
Bei der Vermarktung von Medikamenten geht die Pharmaindustrie abenteuerliche Wege. Wie sich kürzlich in einem Gerichtsverfahren wegen der starken Nebenwirkungen des Medikamentes Vioxx herausstellte, bezahlte der Pharmakonzern Merck den medizinischen Fachverlag Elsevier für die Herausgabe einer als unabhängige Fachzeitschrift getarnten Werbeschrift. Diese enthielt hauptsächlich «Studien» im Sinne der Vermarktungsinteressen von Bayer.
Die Nummer 2 dieser Zeitschrift enthielt 29 Studien. Davon behandelten über 20 dieser Studien Medikamente von Merck (9 davon Vioxx). Alle Studien dienten nur dazu, die Medikamente als harmlos und wirkungsvoll darzustellen.
Im Weiteren stellte sich heraus, dass der Wissenschaftsverlag Elsevier mindestens 5 weitere Fachzeitschriften von Pharmafirmen finanzieren liess.
Elsevier ist nicht irgendein unbedeutender Verlag, sondern derjenige, der die medizinische Fachliteratur praktisch beherrscht. Unter anderem ist er Herausgeber von «The Lancet», «The American Journal of Medicine», «European Journal of Cancer», «Epidemics» und rund 800 weiterer medizinischer Fachpublikationen. Elsevier informiert (bzw. desinformiert) somit einen grossen Teil der medizinischen Fachwelt über neuste Erkenntnisse der Medizin.
Die Mühlen des Gesetzes beginnen sich langsam zu drehen
nicht schmerzt – die Gerichte werden
langsam hellhörig bei deren Machenschaften
Betrügerische und illegale Marketingmethoden, Verheimlichung und Verharmlosung von Nebenwirkungen sowie irreführende und illegale Werbemethoden sind an der Tagesordnung.
Dies konnten Pharmakonzerne jahrzehntelang ohne jegliche Angst vor Regressforderungen tun. Doch wegen ihrer Gier nach immer mehr treten ihre Machenschaften auch immer mehr an die Öffentlichkeit. Es wurden schon einige Prozesse geführt, und auch wenn die Pharmakonzerne die Gerichtskosten momentan noch aus der «Portokasse» bezahlen können, steigt der Druck auf sie, wenn auch nur sehr langsam, immerhin etwas an.
Einige Beispiele:
- 2008 wurde die Novartis-Tochter Sandoz wegen manipulierter, betrügerischer Preismanipulationen zu einer Zahlung von etwa 38 Millionen Franken verurteilt. Zahlreiche Verfahren gegen Novartis sind noch hängig
- 2008 wurde der Pharmakonzern AstraZeneca wegen betrügerischer Preismanipulationen zulasten öffentlicher Sozialkassen zu einer Entschädigungszahlung von etwa 46 Millionen Franken und zu einer Strafzahlung von schlussendlich etwa 138 Millionen CHF verurteilt
- Obwohl sie rechtlich nicht verurteilt werden konnte (welche Macht auch immer dies verhinderte), bezahlte Bayer bis 2007 etwa 1,35 Milliarden Franken an geschädigte Patienten und Nachfahren der Verstorbenen infolge ihres Cholesterinsenkers Lipobay/Baycol
- Zwischen 2003 und 2007 wurde GlaxoSmithKline in mehreren Prozessen infolge betrügerischer Preismanipulationen zur Zahlung von etwa 370 Millionen Franken verurteilt
- Roche wurde von verschiedenen Gerichten zwischen 1999 und 2001 wegen «krimineller Verschwörung» und illegaler Preisabsprachen zu Zahlungen von umgerechnet über einer Milliarde Franken verurteilt
Natürlich sind das erst mal nur Tropfen auf den heissen Stein. Die Kosten für diese Machenschaften bezahlen die Konsumenten – Manager und Aktionäre verdienen weiterhin Milliarden. Doch vielleicht höhlt steter Tropfen wirklich den Stein?
von der Pharmalobby gekauft
Die Pharma-Multis haben wie die Grossbanken ebenfalls eine Garantie, dass sie, wenn irgendwie möglich, niemals fallengelassen werden.
Eine Recherche des Nachrichtensenders CNN im April 2010 zeigte auf, dass Pfizer «too big to nail» ist, also quasi zu gross, als dass man dagegen antreten könnte. Eigentlich hätte Pfizer wegen illegaler Medikamentenverkäufe verurteilt werden müssen. Da aber dann Amerika keine Geschäfte mehr mit Pfizer machen dürfte, wurde die Schuld an diesem Verbrechen elegant auf eine imaginäre Scheinfirma geschoben. Tja, wie hätte sonst Amerika ohne Viagra (das meistverkaufte «Medikament» von Pfizer) überleben können?
Andreas Item
Weiterführende Informationen:
Die ZDF-Dokumentation «Das Pharma-Kartell» können Sie unter folgendem Link ansehen (leider nur in Deutsch verfügbar):
http://www.agstg.ch/component/content/article/49-/videos/211-zdf-frontal-21-das-pharma-kartell.html
Elsevier: Peter Mühlbauer: Elsevier-Skandal weitet sich aus, telepolis, 15. 5. 2009, online:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30336/1.html
CNN-Bericht: Feds found Pfizer too big to nail:
http://edition.cnn.com/2010/HEALTH/04/02/pfizer.bextra/index.html?hpt=T2
Weitere Links über korrupte Machenschaften in der Medizin finden Sie unter:
http://www.vegetarismus.ch/heft/2009-2/pharmaindustrie.htm
Literaturtipps:
Hans Weiss – Korrupte Medizin, ISBN 978-3-462-04037-1
Dr. John Virapen: Nebenwirkung Tod, ISBN 978-3-934246-04-1
John Rengen und Olaf Nollmeyer – Rubio spuckt's aus, ISBN 978-3896266057