Bunt leuchtende Zebrafische aus der Schreckensküche der Modebranche Gentechnik

Manipulationen, Klonierungen, Xenotransplantationen

Was in den 80er und 90er Jahren im Buchladen noch im Regal mit der Aufschrift «Science-Fiction» stand, ist heute bereits teilweise erschreckende Realität. In Aldous Huxleys Roman «Schöne neue Welt» aus dem Jahr 1932 bestand die Gesellschaft aus genetisch identischen Menschen, genauer gesagt aus unterschiedlich entwickelten Klonen. In der Tierwelt ist diese Fiktion längst zur Realität geworden. Sie nahm bei den Säugetieren im Jahr 1996 ihren Anfang mit dem Klonschaf Dolly, gefolgt von Maus, Rind, Ziege, Katze, Hund, Affe und anderen Tierarten.

Die Zulassung von Nahrungsmitteln, die ihren Ursprung in geklonten Tieren haben, wird in der EU derzeit diskutiert und ihr Verzehr von der EU-Lebensmittelbehörde (EFSA) als unbedenklich eingestuft – ohne dass man hierzu Erfahrungswerte hätte. Fleisch und Milch geklonter Tiere könnte also bald in europäischen Supermarktregalen stehen, ungeachtet der gesundheitlichen Gefahren für den Verbraucher und des immensen Tierleids. Das BAG (schweizerisches Bundesamt für Gesundheit) stuft den Verzehr von Produkten geklonter Tiere ebenfalls als unbedenklich ein, wartet aber erst ab, wie sich die EU betreffend Zulassungen für diese Nahrungsmittel entscheiden wird.

Qualen für die Tiere

Die EFSA stellte fest, dass das Klonen von Rindern und Schweinen zu grossen Tierschutz- und Tiergesundheitsproblemen führt. Die «Erfolgsrate» beim Klonen ist sehr gering. Von 3400 Versuchen, Rinder zu klonen, resultierten nur 9 Prozent in der Geburt eines Kalbes. Zahlreiche Kälber starben innerhalb weniger Stunden nach der Geburt. Bei Schweinen zeigte sich, dass von 40 lebend geborenen Ferkeln 27 erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen hatten, unter anderem Durchfall, Herzfehler oder Hirnhautentzündungen, und kurz nach der Geburt starben.

Spiel mit den Genen

Die Branche der Gentechnik boomt in vielen Bereichen seit einigen Jahren weltweit, und es ist in unserer realen Welt in Mode gekommen, die unterschiedlichsten Manipulationen am Erbgut von Mikroorganismen, Pflanzen, aber auch Tieren vorzunehmen und sogar sogenannte transgene Tiere herzustellen. Ziel ist die Produktion von tierischen Modellen für die Grundlagenforschung oder von «Hochleistungsmaschinen» in der Landwirtschaft, wie sie durch reine Zucht nicht erreicht werden können.
Transgenen «Krebsmäusen» wird ein bestimmtes Gen ein- bzw. ausgeschaltet, damit sie bereits krank zur Welt kommen. Diese seit ihrem Beginn erfolglose Forschung ist für die Tiere extrem qualvoll
Transgenen «Krebsmäusen» wird
ein bestimmtes Gen ein- bzw.
ausgeschaltet, damit sie bereits krank
zur Welt kommen. Diese seit ihrem
Beginn erfolglose Forschung ist
für die Tiere extrem qualvoll.
Unter Gentechnik versteht man gemeinhin biotechnologische Methoden, mit denen gezielte Eingriffe in das Erbgut mit daraus resultierenden biochemischen Steuerungsvorgängen von Lebewesen vorgenommen werden können, beispielsweise durch das Ein- oder Ausschalten bestimmter Gene. Bei der Herstellung transgener Tiere geht man so weit, dass fremde Erbsubstanz in den Organismus eingeschleust wird, beispielsweise das von einer kranken in das einer gesunden Maus.
Bei der Xenotransplantation werden sogar artfremde Gene in ein Lebewesen eingeschleust, so dass durch Überschreiten der Artgrenze unnatürliche Mischungen aus verschiedenen Arten hergestellt werden. Das Ergebnis kann z. B. ein leuchtender Affe sein, in dessen Erbgut das Leucht-Gen einer Qualle eingebaut wurde, oder eine Erdbeere, die ein Fisch-Gen enthält.

Eingriff in die Natur

Natürlich vorkommende Klone sind beispielsweise beim Menschen eineiige Zwillinge und in der Pflanzenwelt alle Zwiebelpflanzen, die Tochterzwiebeln bilden. Bei Kulturpflanzen sind Klone durch ungeschlechtliche Vermehrung gewonnene Abkömmlinge wie beispielsweise Stecklinge. Das künstliche Prinzip des Klonens bei Tieren beruht nun auf der gezielten Herstellung genetisch identischer Lebewesen im Labor, wie sie von Natur aus nie entstehen können. Da man ein erwachsenes Tier, das die vom Menschen gewünschten Eigenschaften enthält, nicht einfach kopieren oder durch Zucht erhalten kann, werden Zellen von dem zu klonenden Tier mit Zellen eines Empfängertieres zusammengebracht. Hierzu wird in eine fremde Eizelle eines «Spendertieres», deren Zellkern entfernt wurde, der Kern einer Zelle aus dem Wunschtier eingepflanzt. Durch eine chemische Substanz oder einen Stromstoss wird die Eizelle angeregt, in ihrem Entwicklungsprogramm fortzufahren. Die neu konstruierte Eizelle wird dann wie im Falle Dolly von einem Leihmuttertier ausgetragen. Die Erfolgsquote ist allerdings gering. Ein Grossteil der so produzierten Embryonen stirbt frühzeitig ab. Klontiere, die geboren werden, haben meist nur eine geringe Lebenserwartung, da sie krankheitsanfällig sind oder mit Missbildungen zur Welt kommen. Doch das Tierleid beginnt schon viel früher, denn auch die «Spendertiere» werden einem Eingriff im Labor unterzogen.
Selbst Haustiere, ob die Katze auf dem Sofa oder der Zebrabärbling im Aquarium, werden von der Modebranche Gentechnik nicht verschont und wie im Fall der bunt leuchtenden Zebrafische in den USA sogar kommerziell angeboten.
Klontiere sind sehr krankheitsanfällig und haben oft schmerzhafte Missbildungen. Sehr viele sterben bereits kurz nach der Geburt
Klontiere sind sehr krankheitsanfällig und
haben oft schmerzhafte Missbildungen.
Sehr viele sterben bereits kurz nach
der Geburt.
Auch ganz normale Haustiere kann man in manchen Ländern klonen lassen, damit sie angeblich «unsterblich» werden. Das macht vielen Tierliebhabern Hoffnung, da ihnen so der Abschied von einem geliebten Haustier erspart bleibt. Verschwiegen wird dabei gänzlich, dass es rein genetisch unmöglich ist, eine wirklich 100%ige Kopie des Tieres anzufertigen, da ein Teil der Erbinformation nicht im Zellkern, sondern ausserhalb in den sogenannten Mitochondrien liegt. Noch weniger lassen sich die besonderen Charaktereigenschaften und Wesenszüge unseres tierischen Familienmitglieds im Labor erzeugen – aber gerade diese Einzigartigkeit ist es, die jedes Lebewesen zu etwas Besonderem und Unkopierbarem macht. In der Schweiz gibt es laut Aussage des BAG noch keine geklonten Tiere.

Tiere für den Abfall produziert

Die Zahl der für die Erzeugung eines einzigen Klons benötigten Tiere ist immens, und die Quote überlebender Embryos liegt bei weniger als 10%. Zudem werden Tiere erzeugt, die nicht die gewünschten Eigenschaften besitzen und daher keine Verwendung finden. Derartige Experimente sind überdies mit erheblichen Schmerzen und Schäden sowohl für die Klon- als auch für die «Spendertiere» verbunden. Ein wahrer Tierfreund wird es wohl nicht in Kauf nehmen, dass zahllose Tiere in Versuchen leiden, nur um eine schlechte Kopie seines Haustiers zu erhalten.

Keine «schöne neue Welt»

Durch Klonen und Genmanipulationen beeinflusst der Mensch die genetische Identität eines Individuums nach für ihn zweckdienlichen Kriterien. Die ökologischen Auswirkungen der Freisetzung genetisch veränderter Lebewesen sind allerdings nicht abschätzbar. Die genmanipulierten Tiere könnten sich mit «normalen» Tieren verpaaren. Die Folge wäre eine unkontrollierte Durchmischung von natürlichem und künstlich erzeugtem Erbmaterial mit unbekanntem Risiko. Künstlich hergestellte Tiere können krankheitsanfälliger sein sowie Krankheiten auf andere Lebewesen übertragen. Ferner besteht die Gefahr, dass heimische Arten verdrängt werden, was einen Verlust an Artenvielfalt in unserem ohnehin schon stark gefährdeten Ökosystem bedeutet.

Die heute verfügbaren technischen Möglichkeiten setzen der Phantasie, dem Ausleben der Forscherneugier und der Erschaffung einer gar nicht schönen neuen Welt also keine Grenzen.  Doch wollen wir als Gesellschaft, dass ethische und natürliche Grenzen missachtet und alle Lebewesen einschliesslich uns Menschen zu Objekten degradiert werden, die beliebig manipulier- und vervielfältigbar sind?

ImageSilke Bitz, Diplombiologin
wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche e.V.
www.aerzte-gegen-tierversuche.de