Medienmitteilung der AG STG -
Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner - www.agstg.ch
Forscher sind sich einig - Ergebnisse aus Tierversuchen sind nicht auf Menschen übertragbar
7. Juli 2010
Trotz oder gerade wegen vorgeschriebener Tierversuche im Zulassungsverfahren für neue Medikamente zählen schwerwiegende Medikamentennebenwirkungen zu den häufigsten Todesursachen in den USA und weltweit.
Der Konstanzer Professor Thomas Hartung hat in einem «Nature»-Artikel untersucht und belegt, dass rund 60% der Stoffe, die in Tierversuchen als giftig eingestuft wurden, für Menschen ungiftig sind. Somit werden potentiell wirkungsvolle Medikamente gar nicht erst weiter überprüft.
Eine Untersuchung von Jarrod Bailey und seinem Forschungsteam hat Teratogenitätsprüfungen im Tierversuch analysiert, die für die Zulassung von Arzneimitteln und bestimmten Chemikalien vorgeschrieben sind. Mit diesen Experimenten sollte überprüft werden, ob die Stoffe Missbildungen beim ungeborenen Kind hervorrufen können, wenn sie während der Schwangerschaft verabreicht werden. Es wurden Resultate von Tierversuchen mit weit über 1000 verschiedenen Substanzen berücksichtigt. Das Ergebnis war, dass fast die Hälfte der Stoffe, die bekanntermassen bei Menschen Fehlbildungen hervorrufen können, in Tierversuchen zuvor als unbedenklich eingestuft wurden. Der Umkehrschluss gilt ebenfalls: Von den Medikamenten, die problemlos beim Menschen während der Schwangerschaft eingesetzt werden können, wurde fast die Hälfte in Tierversuchen als gefährlich eingestuft. Die Forscherteams schlussfolgern daraus: Für den Menschen relevante Gefahren werden im Tierversuch nicht erkannt, und umgekehrt werden Gefahren vorgetäuscht, wo gar keine sind. Somit werden wichtige Medikamente oft nicht entdeckt und entwickelt. Wesentlich bessere Vorhersagen sind z.B. mit In-vitro-Tests (optimale Forschung mit menschlichen Zellen und Zellkulturen) möglich, wie etwa dem Test mit embryonalen Stammzellen oder dem Micromasstest. Diese und weitere exakte Forschungsmethoden sind nicht nur besser, sondern auch schneller und preiswerter.
Dr. Walz, der im Spital jeden Tag mit unheilbar kranken Patienten zu tun hat, ärgert sich besonders darüber, dass viele Forschungsgelder für Tierversuche verschwendet werden und somit für die Erforschung wirksamer Medikamente und Therapien fehlen. So wird Krebs nach Prognosen des Bundesamtes für Gesundheit bald die häufigste Todesursache sein, obwohl man zigtausendfach Krebs bei Mäusen und Affen geheilt hat. Der Herausgeber der Krebsforschungs-Zeitschrift «Clinical Oncology» stellte folgerichtig fest, dass es schwierig sei, «einen einzigen üblichen Krebs des Menschen zu finden, bei dem Behandlung und Heilungsaussichten durch tierexperimentelle Forschung ernsthaft beeinflusst wurden. Letztendlich sind es Studien an menschlichen Patienten und nicht Tierversuche, die relevante Ergebnisse bringen» (klinische Forschung, schwerpunktmässig durch Beobachten und Studium von Patienten und Krankheiten).
Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner, kurz AG STG, wie auch verschiedene Ärzteorganisationen fordern daher seit langem einen konsequenten Verzicht auf Tierversuche und die Anwendung von geeigneten innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden. Diese wissenschaftlichen Methoden sind ein Fortschritt und nicht ein Ersatz für Tierversuche. Medizinischer Fortschritt wird durch Tierversuche nur behindert. Hingegen könnte man mit tierversuchsfreien, sicheren Testmethoden die Schweiz zu einem weltweit führenden Forschungsstandort gestalten und Krankheiten wirksamer bekämpfen.
Weitere Informationen:
Ausführliche Informationen zu den zitierten Studien und Aussagen sowie weitere Informationen über Tierversuche können bei der AG STG abgerufen werden. http://www.agstg.ch
Die Sendung «Der Club» können Sie sich im Archiv des Schweizer Fernsehens ansehen unter:
http://www.sendungen.sf.tv/club/Sendungen/Club/Archiv/zischtigsclub-vom-06.07.2010
Die Organisation AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) besteht seit 1981. Sie lehnt Tierversuche aus medizinischen, aus wissenschaftlichen sowie aus ethischen Gründen ab. Die Organisation engagiert sich für eine innovative, zukunftsorientierte Forschung und eine Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten im Vordergrund stehen.