Mit idealer Ernährung Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. vorbeugen
Die häufigste Todesursache in der Schweiz sind die Herz-Kreislauf- und die Krebserkrankungen. Dies, obwohl sie grösstenteils vermeidbar wären. Wir zeigen auf, welche Ernährung neben diesen Krankheiten auch vielen weiteren Übeln vorbeugt.
- geringer Verzehr von Obst und Gemüse
- fehlende körperliche Aktivität
- Rauchen
Mit Ausnahme des Rauchens hängen alle genannten Risikofaktoren eng miteinander zusammen (siehe Tabelle).
Schon Hippokrates erkannte: «Es gibt Krankheiten, die nur durch richtige Ernährung geheilt werden können.» Dennoch schlucken auch heute noch die meisten Menschen lieber eine Blutdrucktablette zum Frühstück, einen Blutverdünner zum Mittagessen, eine Abnehmpille zum Abendessen, einen Cholesterinsenker vor der Nachtruhe und spritzen sich mehrmals täglich Insulin gegen ihre Zuckerkrankheit – dies alles unter Inkaufnahme von zum Teil potentiell tödlichen Nebenwirkungen. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass viele Ärzte selbst schlechte Vorbilder sind.
Zudem bewerben Pharmakonzerne und die Agrarlobby mit bewusster Verbrauchertäuschung falsche Lösungen: Gegen die freien Radikale werden Radikalfänger-Tabletten verkauft, gegen die ungesunde Ernährung gibt es Multivitaminpillen, und Fleisch wird als ein Stück Lebenskraft vermarktet.
Fleisch ein Stück Lebenskraft?
Vegetarier leben nicht nur gesünder, sondern auch länger gesund!
Ovo-lacto-Vegetarier essen keine Nahrungsmittel von getöteten Tieren (z.B. Fleisch, Wurst, Fisch). Veganer essen darüber hinaus auch keine Produkte, die aus Milch, Eiern oder Honig hergestellt wurden. Beide Ernährungsformen sind gesundheitlich nicht nur unbedenklich, sondern empfehlenswert, wie im Folgenden anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse gezeigt wird. Beide Ernährungsformen beinhalten eine überaus grosse Nahrungsmittel-Vielfalt, auch wenn auf den ersten Blick aus der Sicht eines Nicht-Vegetariers der Verzicht im Vordergrund zu stehen scheint. Wer jedoch aufmerksam die Möglichkeiten studiert, wird feststellen, dass z.B. mit Maismehl statt mit Ei Gebackenes zu gleicher Qualität führt. Oder auch, dass der Einzelhandel mit vegetarischen und veganen Produkten von Lyoner Wurst über Gyros bis hin zum Hamburger und Käse keine Wünsche offen lässt. Dafür müssen Sie nicht einmal in ein Reformgeschäft gehen. Auch bei Coop und Migros gibt es Sojajoghurt, Falafeln, Vegi-Schnitzel, Vegi-Würste, Eis u.v.m.
Die Gründe, sich für eine vegetarische Ernährung zu entscheiden, sind vielfältig:
- ästhetische Gründe: Die Vorstellung vom Verzehr von wochenalten Leichenteilen ruft Ablehnung hervor
- tierethische Gründe: Fleisch und Fisch setzt die Tötung von Tieren voraus. Veganer sind noch konsequenter in ihrer Anschauung, da sie unter anderem wissen, dass männliche Tiere meist getötet werden, da ja nur weibliche Rinder Milch geben und nur weibliche Hühner Eier legen
- gesundheitliche Gründe: Diese sind das Thema dieses Artikels
- ökologische Gründe: Die Viehwirtschaft richtet mehr ökologischen Schaden an als der gesamte Auto- und Flugverkehr zusammengenommen
- humanethische Gründe: Der Konsum von tierischen Lebensmitteln ist ein wesentlicher Grund für das Welthungerproblem
Die makrobiotische Ernährung ist eine taoistische Ernährungslehre. Bis Stufe 3 ist sie nicht vegetarisch. Darüber hinaus nicht nur vegan, sondern auch frei von Obst und arm an Kartoffeln, Tomaten und Paprika.
Rohkost-Anhänger sind hingegen eine sehr bunte Gruppe, die keinem einheitlichen Ernährungsschema folgt. Einige von ihnen essen auch rohes Fleisch und Fisch und sind somit keine Vegetarier.
Grundsätzlich ist die Überlegung, möglichst viele Lebensmittel roh zu essen, positiv zu beurteilen, da beim Kochen ein Teil der Vitamine zerstört wird. Jedoch sind viele hochwertige Lebensmittel wie z.B. Kartoffeln oder Bohnen überhaupt nur in gekochtem Zustand geniessbar, und bei anderen Lebensmitteln wird erst durch eine Zubereitung eine gute Aufnahme der Nährstoffe möglich (z.B. Getreide, Karotten). Einige makrobiotische Formen sowie eine reine Rohkost-Ernährung führen bei Menschen, die nicht bestens über Ernährung Bescheid wissen, nicht selten zu gefährlichen Mangelerscheinungen [3]. Auf diese beiden Ernährungsformen wird im Folgenden nicht weiter eingegangen.
Die wissenschaftliche Datenlage zur vegetarischen Ernährung ist sehr gross. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten Jahren zusammengestellt:
Vegetarische Ernährung
• sorgt für ein längeres, gesundes Leben
Zahlreiche Studien haben nicht nur eine höhere Lebenserwartung von Vegetariern belegt, sondern auch, dass sie insgesamt einen geringeren Teil ihres Lebens mit Krankheiten verbringen müssen [4].
• sorgt für einen regen Geist
Vegetarier haben ein geringeres Risiko, an einer Demenz zu erkranken, als Fleischesser [5]. Eine Studie der Arizona State University ergab zudem, dass Vegetarier seltener an Depressionen und negativen Verstimmungen leiden als Mischköstler [6].
• erhält die Potenz
Als Lügenmärchen entlarvt wurde auch die Behauptung, dass Fleisch die Fruchtbarkeit erhöht. Genau das Gegenteil hat sich in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt: je mehr Fleisch gegessen wird, desto mehr leidet die Fruchtbarkeit [7].
• verbessert das Körpergewicht
Eine Studie an über 300 000 Menschen ergab, dass die Gewichtszunahme mit dem Fleischkonsum korreliert [8]. Andere Studien bestätigen dies [9]. Auch bei Kindern eignet sich eine vegetarische Ernährung zur Vorbeugung gegen Übergewicht [10].
• normalisiert den Blutdruck
Je höher der Fleischkonsum ist, desto grösser ist das Risiko, am metabolischen Syndrom zu erkranken, zu dem auch ein zu hoher Blutdruck zählt. Umgekehrt senkt eine vegetarische Ernährung den Blutdruck [11-14]. Veganer haben sogar noch bessere Blutdruckwerte als Vegetarier [15, 16].
• beugt Diabetes mellitus vor und verbessert die Therapie
Auch unabhängig vom Einfluss auf das Körpergewicht reduziert eine vegetarische Ernährung das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, um bis zu 74% [17-19]. Auch eine an der Universität Oslo durchgeführte zusammenfassende Analyse von 12 weiteren Studien kam zu diesem Ergebnis [20]. Ebenfalls ist eine vegetarische Ernährung bei bereits bestehendem Diabetes sinnvoll. So ergab eine Studie sogar bessere Blutzucker- und Cholesterinwerte bei veganer Ernährung als bei der bisher stets empfohlenen Diabetesdiät [21].
• verbessert die Cholesterinwerte
Die Adventists Health Study 2 zeigte, dass Vegetarier nicht nur bessere Cholesterinwerte, sondern auch bessere Blutzucker- und Blutdruckwerte haben [22, 23]. Gezeigt wurde auch, dass sich die Cholesterinwerte bei der Umstellung von einer fleischhaltigen auf eine vegetarische/vegane Ernährung verbessern [24].
• stärkt das Herz
Ein hoher Fleischkonsum, dies zeigte u.a. die Physicians-Health-Studie, ist mit einem erhöhten Risiko für Herzschwäche (Herzinsuffizienz) verbunden [25]. Umgekehrt haben Vegetarier und Veganer ein um 24% bzw. 57% niedrigeres Herzinfarktrisiko, und zwar sogar wenn man das bei Vegetariern bessere Körpergewicht unberücksichtigt lässt [15, 26].
• verbessert die Nierenfunktion
Es konnte gezeigt werden, dass eine sojareiche vegetarische oder vegane Ernährung bei vorbestehenden Nierenschäden die Verschlechterung der Nierenfunktion verlangsamt [27].
• verursacht keine Mangelerscheinungen
Vegetarier haben nicht mehr Osteoporose als Nichtvegetarier [28, 29]. Veganer sollten darauf achten, dass sie genug Kalzium und Vitamin D zu sich nehmen. Kalzium ist z.B. in vielen Soja- und Reismilchprodukten und in Mineralwasser enthalten, wobei es je nach Marke erhebliche Unterschiede zwischen 100 und 1000 mg Kalzium pro Liter gibt. Sojaprodukte scheinen unabhängig vom Kalziumgehalt eine zusätzliche positive Wirkung auf die Knochendichte zu haben [30]. Auch konnte in Studien gezeigt werden, dass Vegetarier, anders, als es der Volksglaube denkt, nicht an einem Mangel an Eisen leiden [31, 32]. Viele Menschen konsumieren Fisch oder Fischölkapseln, weil die Werbung deren hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren hervorhebt. Unerwähnt bleibt dabei die hohe Schadstoffbelastung von Fischen. Menschen, die keinen Fisch verzehren, haben eine wesentlich geringere Schadstoffbelastung durch Schwermetalle und Kohlenwasserstoffe [33]. Die um das Dreifache erhöhte Quecksilberbelastung bei fischessenden Kindern [34] geht mit einer Entwicklungsverzögerung einher [35]. Omega-3-Fettsäuren kann man auch problemlos mit einer vegetarischen/veganen Ernährung in ausreichendem Umfang zuführen. So z.B. indem man Leinsamenöl auf den Speiseplan setzt. Es enthält sehr viel Omega-3-Fettsäuren und ist daher eine ideale Beimischung z.B. im Salat. Es sollte möglichst nicht erhitzt werden und, da es nicht sehr lange haltbar ist, immer nur in kleineren Mengen gekauft werden. Worauf Veganer achten sollten, ist eine ausreichende Vitamin B12-Zufuhr (die auch bei vielen Fleischessern ein Problem darstellt). Hierzu sollten angereicherte Lebensmittel oder ggf. B12-Tabletten verwendet werden. Ungeeignet sind hingegen Algenpräparate wie z.B. Spirulina, da in ihnen kein bioverfügbares Vitamin B12 vorkommt.
• schützt den Darm und schützt vor Gallensteinen
Vegetarier leiden 50% seltener an Dickdarmdivertikeln [36, 37]. Fleischesser leiden ausserdem doppelt so häufig wie Vegetarier an Gallensteinen [38].
• hat möglicherweise einen positiven Einfluss auf Rheuma
Untersuchungen einer finnischen Forschergruppe zeigten auf, dass eine vegane Ernährung den Verlauf der rheumatoiden Arthritis positiv beeinflusst [39]. Als alleinige Therapie dürfte dies jedoch selten genügen. Aber eine vegetarische oder vegane Ernährung könnte dazu beitragen, dass weniger von den häufig nebenwirkungsreichen Medikamenten benötigt wird.
• beugt Krebs vor
Eine Untersuchung über 8 Jahre zeigte den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und einem erhöhten Tumorrisiko für Mund- und Rachenraum, Speiseröhre, Kehlkopf, Magen und Dickdarm, Lunge, Brust und Prostata sowie Harnblase und Nieren auf [40]. Auch eine grosse kanadische Studie kam zu dem gleichen Ergebnis. Diese Studie hatte zusätzlich das Risiko von Blutkrebs (Leukämie) untersucht und auch diesbezüglich einen Zusammenhang mit dem Fleischkonsum entdeckt [41].
Personen, die viel rotes Fleisch konsumieren, haben ein um 50% höheres Risiko von Blasenkrebs [42]. Für Dickdarmkrebs steigt das Risiko um bis zu 24% [43, 44]. Sogar schon die Darmkrebsvorläufer, die sogenannten Adenome, nehmen mit dem Fleischkonsum zu [45]. Auch bei Dünndarmkrebs spielt der Fleischverzehr eine gewichtige Rolle [46]. Für Krebs der Bauchspeicheldrüse (Pankreaskarzinom) erhöht sich das Risiko durch Fleischkonsum um das Zweifache [47]. Für Lungenkrebs erhöht sich das Risiko für Fleischesser um das 2,5-fache – wobei bereits berücksichtigt wurde, dass Vegetarier seltener rauchen [48]. Während der Verzehr von viel Obst und Gemüse vor Kehlkopfkrebs schützt, ist Fleischverzehr direkt mit dessen Entstehung verbunden [49]. Das Risiko an Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) zu erkranken, ist ebenfalls mit dem Verzehr von Eisen aus tierischen Lebensmitteln assoziiert [50, 51]. Auch bei Eierstockkrebs steigt das Risiko durch Fleischkonsum um das 2,5-fache [52]. Der Fleischkonsum in jungen Jahren begünstigt die Entstehung des besonders gefürchteten Brustkrebses vor den Wechseljahren [53]. Prostatakrebs verläuft nicht immer schlimm, da er so langsam wachsen kann, dass oft keine Beschwerden auftreten. Ein hoher Fleischkonsum erhöht aber nicht nur das Risiko von Prostatakrebs, sondern insbesondere auch das Risiko eines schweren Verlaufs [54].
Das amerikanische Institut für Krebsforschung empfiehlt zur Vorbeugung gegen Krebs, mehr Obst und Gemüse sowie weniger Fleisch zu essen [55]. Dies empfiehlt ebenfalls die Welt-Krebsforschungs-Stiftung (World Cancer Research Fund) [56].
(Fortsetzung im «Albatros» Nr. 30)
Hinweise: In den Empfehlungen wurden aktuellste wissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigt (Stand 2010). Nicht erwiesene Erkenntnisse aus traditioneller Volksmedizin oder Aberglauben oder nicht erwiesene Firmenwerbeversprechungen fanden hingegen keine Berücksichtigung. Medizinische Diagnostik und Therapie erfordert einen versierten Arzt, da die individuelle körperliche Konstitution wichtig ist. Die gegebenen Empfehlungen ersetzen einen Arztbesuch daher nicht. Die Informationen wurden mit grösster Sorgfalt erarbeitet und werden hohen Qualitätsansprüchen gerecht. Dennoch kann keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen gegeben werden.
Das Quellenverzeichnis finden Sie im Internet unter www.agstg.ch/quellen.html
Dr. med. Alexander Walz
Oberarzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG