Gesund ohne Tierversuche - Mit idealer Ernährung Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. vorbeugen (Teil 2)

Mit idealer Ernährung Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall & Co. vorbeugen (2. Teil)

Die häufigste Todesursache in der Schweiz sind die Herz-Kreislauf- und die Krebserkrankungen. Dies, obwohl sie grösstenteils vermeidbar wären. Wir zeigen auf, welche Ernährung neben diesen Krankheiten auch vielen weiteren Übeln vorbeugt.

(Fortsetzung von «Albatros» Nr. 29. Lesen Sie den ersten Teil des Artikels unter: Gesund ohne Tierversuche - Mit idealer Ernährung Krankheiten vorbeugen)

Vegetarische Ernährung

•    ist auch für Kinder und während der Schwangerschaft ungefährlich
Die amerikanische Fachgesellschaft für Ernährung (American Dietetic Association) hat in ihren Analysen klar gezeigt, dass eine vegetarische und vegane Ernährung sowohl für Kinder wie auch Schwangere unproblematisch ist [57, 58].
Die gefürchtete Schwangerschaftskomplikation Präeklampsie trat in einer Untersuchung bei Veganerinnen sogar wesentlich seltener als in der Allgemeinbevölkerung auf [29]. Sowohl der Gewichtsverlauf der schwangeren Mutter als auch das Geburtsgewicht der Neugeborenen ist unproblematisch bei einer ausgewogenen vegetarischen/veganen Ernährung [59-64]. Die Studien, die ein zu tiefes Geburtsgewicht der Neugeborenen ergaben, basierten auf speziellen Sonderdiäten wie z.B. einer makrobiotischen Ernährung und nicht auf einer «normalen» vegetarischen/veganen [65, 66].
Ähnlich wie für Nicht-Vegetarier wird eine ausreichende Eisenzufuhr und Folsäurezufuhr empfohlen. Eisen ist z.B. in Getreide, Sojaprodukten und anderen Hülsenfrüchten enthalten, welche mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln (z.B. Orangensaft) kombiniert werden sollten, da dies die Resorption verstärkt [67]. Folsäure ist z.B. in grünem Blattgemüse enthalten. Vegetarische Kostformen sind im Durchschnitt sogar reicher an Folsäure [68]. Wichtig ist eine kontinuierliche Zufuhr von Vitamin B12 (angereicherte Lebensmittel oder als Nahrungsergänzung) während der Schwangerschaft und insbesondere der Stillzeit sowohl bei Vegetariern wie Nicht-Vegetariern, da es Hinweise gibt, dass nur das neu verzehrte B12 in die Muttermilch übergeht und die B12-Speicher im Körper hierfür nicht mobilisiert werden [69]. Sojabasierte Säuglingsnahrung als Alternative/Ergänzung zur Muttermilch ermöglicht ein gesundes Wachstum, hingegen sollte die normale Sojamilch bei Säuglingen nicht verwendet werden [70, 71]. In zwei grösseren Studien wurde das Wachstum von vegan ernährten Kindern untersucht.
Film-Tipp: «We Feed the World» Wer streicht den grössten Profit unter den Lebensmittel- produzenten ein, und wer bezahlt den Preis dafür?In der amerikanischen Studie waren die veganen Kinder bis zum Alter von 3 Jahren leicht kleiner, hatten aber mit 10 Jahren die gleiche Grösse [63]. In der britischen Studie war das Wachstum der veganen Kinder gleich dem der fleischessenden Vergleichsgruppe [72]. Generell leiden vegetarisch/vegan ernährte Kinder seltener an Übergewicht [10]. Für vegetarisch/vegan ernährte Kinder gilt es ähnliche Nährstoffe zu berücksichtigen wie bei Schwangeren: Kalzium, Vitamin D, Eisen, B12. Im Hinterkopf muss jedoch behalten werden, dass die meisten fleischernährten Kinder gemessen an den offiziellen Empfehlungen zu wenig Kalzium bekommen, was eindeutig zeigt, dass Fleisch nicht vor Mangelerscheinungen schützt [73, 74]. Ein Eisenmangel kommt bei vegetarisch ernährten Kindern nicht häufiger vor als bei fleischbasierter Ernährung [70].

•    Vegetarier müssen auf nichts verzichten
Wenn Sie vorhaben, langfristig sogar vegan zu leben, vollziehen Sie dies schrittweise, da Veränderungen im Kleinen in der Regel einfacher umzusetzen sind als ein radikaler Wandel. Informieren Sie sich über die vielfältigen vegetarischen/veganen Lebensmittel (siehe Links am Ende des Berichts). Beziehen Sie möglichst auch Ihr Umfeld mit ein, damit Sie sich nicht ständig rechtfertigen müssen, sondern mit Gleichgesinnten gemeinsam geniessen können. Feindselige Kommentare wird es dennoch geben. Denken Sie im Stillen an das Zitat des Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer, der Arzt und Vegetarier war: «Wer sich vornimmt, Gutes zu wirken, darf nicht erwarten, dass die Menschen ihm deswegen Steine aus dem Weg räumen, sondern muss auf das Schicksalhafte gefasst sein, dass sie ihm welche draufrollen.» Alle Vordenker und Pioniere teilten dieses Schicksal.

Globaler Einfluss der vegetarischen Ernährung

Die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen nimmt kontinuierlich zu. Hochrechnungen gehen davon aus, dass bis 2035 die Mehrheit der Menschen in Europa vegetarisch lebt. Dies mit gutem Grund, wie sich bereits aus den zuvor dargestellten gesundheitlichen Vorteilen zeigt. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Vorteile.

  • Klimaschutz: Nach Berechnungen des Worldwatch Institute ist die Produktion tierischer Lebensmittel für mehr als die Hälfte der von Menschen zu verantwortenden Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das heisst: Selbst ein komplettes Verbot aller Autos, Flugzeuge und der Ersatz aller Glühlampen durch Energiesparlampen würden weniger erreichen als eine pflanzliche Ernährung. [75]
  • Tierschutz: Alleine in den USA werden jährlich mehr Tiere geschlachtet, als die Erde Einwohner hat. Ein Vegetarier erspart jedes Jahr 32 Tieren den Tod – leichter kann man kaum zum Lebensretter werden [76].
  • Wasserverbrauch: Zur Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch werden 15 000 Liter Wasser benötigt – also mehr als das 140-fache der Menge, die für die Herstellung von einem Kilogramm Kartoffeln notwendig ist [77]. Im Schnitt werden beim Duschen 30 Liter Wasser verbraucht – d.h., wer sich vegan ernährt, spart damit so viel Wasser, dass er selbst bei ununterbrochenem Duschen über ein Jahr immer noch Wasser einspart im Vergleich zu einem Fleischesser. Diese Wasserverschwendung in der Fleischproduktion wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass schon heute knapp die Hälfte der Menschheit zu wenig Wasser hat. Alle 8 Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Wassermangel, und aus demselben Grund erblinden jährlich 6 Millionen Menschen. Wenn der Wasserverbrauch so weiterginge, würden im Jahre 2050 zwei Drittel der Menschheit an Wassermangel leiden [78].
  • Die Welternährungsorganisation FAO stellte schon 2006 fest, dass fast die gesamte Fläche des gerodeten tropischen Regenwalds im Amazonasgebiet für die Viehhaltung abgeholzt wurde. 78% der landwirtschaftlich genutzten Fläche weltweit wird für die Viehzucht verwendet [79, 80].
  • Umweltschutz: Die Landwirtschaft ist für 70% der Wasserqualitätsprobleme verantwortlich, und die Viehhaltung beansprucht die Hälfte des gesamten Antibiotikaverbrauches [81].
  • Lösung des Welthungerproblems: Um Fleisch zu erzeugen, müssen Lebensmittel, von denen sich Menschen direkt ernähren könnten, an Tiere verfüttert werden. Dadurch geht viel Energie verloren. So wird von 1 Hektare Land nur 1 Mensch auf der Basis von Rindfleisch satt, aber 19 Menschen auf der Basis von Reis oder 22 auf der Basis von Kartoffeln. Sogenannte «Nutztiere» fressen über 70% des in den USA produzierten Getreides [82, 83] – weltweit ist es fast die Hälfte der Getreide- und 90% der Sojabohnenernte [80]. Allein in den USA wird so viel Getreide angebaut, dass man damit jeden Menschen auf der Welt täglich mit 2 Laiben Brot versorgen könnte. [82] Wegen des Fleischkonsums der reicheren Bevölkerungsschichten bleibt nicht mehr genug Essen für die ärmeren Menschen übrig. So hungern 1,1 Milliarden Menschen, und täglich sterben 40 000 Kinder an den Folgen des Hungers. Das Genie Albert Einstein erkannte auch diesen Zusammenhang bereits, als er sagte: «Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.»

    Jean Ziegler, Ex-Nationalrat und UNO-Sonderbeauftragter, hat persönliche Konsequenzen gezogen aus der Tatsache, dass 60 % der weltweiten Weizen- und 90 % der Sojaernte an Tiere verfüttert werden und gleichzeitig über 40 000 Kinder täglich verhungern: «Diesen fürchterlichen Massenmord will ich nicht mehr mitmachen: kein Fleisch zu essen ist ein minimaler Anfang.»

 

Die praktische Umsetzung …

… ist leichter als befürchtet. Wer natürlich nun einfach nur noch die Beilagen isst, wird sich rasch wie ein Asket vorkommen. Dabei hat die vegetarische Küche so viele kulinarische Köstlichkeiten zu bieten. Weiterführende Informationen gibt es im Internet gratis. Ein guter Ausgangspunkt sind z.B. die Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (www.vegetarismus.ch) oder PETA (www.GoVeggie.de), welche neben vielen Informationen zur vegetarischen Ernährung auch Rezepte und zahlreiche weiterführende Links bieten.
Informationen zu vegetarischem Fleischersatz finden Sie auch bei Migros (www.migros.ch/de/supermarkt/marken-labels/cornatur.html) und Coop (www.coop.ch/delicorn). Veganen Fleischersatz erhalten Sie in Reformhäusern oder von diversen Versandhändlern (wie z.B. www.larada.org).

Das Quellenverzeichnis finden Sie im Internet unter www.agstg.ch/quellen.html

  Dr. med. Alexander Walz
Oberarzt, wissenschaftlicher und medizinischer Berater der AG STG

Hinweise: In den Empfehlungen wurden aktuellste wissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigt (Stand 2010). Nicht erwiesene Erkenntnisse aus traditioneller Volksmedizin oder Aberglauben oder nicht erwiesene Firmenwerbeversprechungen fanden hingegen keine Berücksichtigung. Medizinische Diagnostik und Therapie erfordert einen versierten Arzt, da die individuelle körperliche Konstitution wichtig ist. Die gegebenen Empfehlungen ersetzen einen Arztbesuch daher nicht. Die Informationen wurden mit grösster Sorgfalt erarbeitet und werden hohen Qualitätsansprüchen gerecht. Dennoch kann keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen gegeben werden.