Medienmitteilung der AG STG - Namhafte britische Wissenschaftler fordern eine Überprüfung der Medikamentensicherheit

Medienmitteilung der AG STG – Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegnerwww.agstg.ch

Offener Brief an Grossbritanniens Regierung
Namhafte britische Wissenschaftler fordern eine Überprüfung der Medikamentensicherheit

4. Juli 2011, Bonaduz

Eine Gruppe von namhaften Ärzten und Wissenschaftlern Grossbritanniens ist äusserst besorgt über das Versagen von Medikamenten sowie die stetig ansteigende Zahl von Medikamentennebenwirkungen. Deshalb fordert sie die Regierung auf, einen Vergleich zwischen humanbiologischen Tests (innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden) und den gegenwärtig angewandten Tierversuchen zu veranlassen. Die Wissenschaftler erklären, dass zahlreiche neue Technologien grösseren klinischen Vorhersagewert und erhebliche Verbesserungen der Effizienz und der Kosten ermöglichen.

Ein offener Brief der Wissenschaftler an Grossbritanniens Premierminister David Cameron und Gesundheitsminister Andrew Lansley erschien im renommierten medizinischen Wissenschaftsmagazin Lancet vom 4. Juni 2011. [1] In ihrem Brief schreibt die Gruppe, dass die Pharmaindustrie und das Gesundheitswesen in einer grossen Krise steckt. Unerwartete Arzneimittelnebenwirkungen hätten das Ausmass einer Epidemie angenommen und stiegen doppelt so schnell wie Verschreibungen von Arzneimitteln. [2]
Die europäische Union schätzte 2008, dass unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten jährlich für den Tod von 197 000 EU-Bürger verantwortlich sind und Kosten in der Höhe von 79 Milliarden Euro verursachen. [3] Weiter schreiben die Wissenschaftler, dass trotz der ständig steigenden Tierversuche und der vielen Milliarden, die in diese Forschung gesteckt werden, viele Krankheiten wie z.B. Alzheimer-Demenz, Diabetes mellitus, Krebskrankheiten und Schlaganfälle immer weiter zunehmen und ohne adäquate Therapie blieben.
Als Hauptgrund für die steigenden Kosten neuer Medikamente nennen die Wissenschaftler, dass mehr als 90% aller zuvor im Tierversuch als sicher geltenden Medikamente in den anschliessenden klinischen Untersuchungen (Untersuchungen am Menschen) versagten. [4] Somit müssen die Firmen mit dem einen anwendbaren Medikament auch die Kosten für die Entwicklung der anderen neun Medikamente wieder einspielen.

Die Wissenschaftler kritisieren das übermässige und unbegründete Vertrauen in Tierversuche, bezeichnen dies gar als gefährlich. Sie sehen es als dringend notwendig, die Leistungsfähigkeit von innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden zu überprüfen. Ihr Ziel ist eine Verbesserung der Patientensicherheit, indem die aktuell angewandten, schwer mangelhaften tierbasierten Tests ersetzt werden.

148 Parlamentsmitglieder haben bereits eine Motion unterzeichnet, welche auch die von Wissenschaftlern geforderte Vergleichsuntersuchung zur Sicherheit von Medikamenten 2010-11 [5] unterstützt [6].

Der offene Brief renommierter Wissenschaftler an die Regierung Grossbritanniens zeigt einmal mehr, dass in jüngster Zeit in anderen Ländern immer öfters die Bedeutung innovativer humanbiologischer Tests erkannt wird. [7] In der Schweiz ist keine von Wissenschaftlern initiierte Forderung zur Überprüfung der Sicherheit von Tierversuchen bekannt. Das verwundert Andreas Item, Geschäftsführer der AG STG, nicht: «In der Schweiz ist der Filz in der Medizin besonders ausgeprägt. Und die aktivste Interessengruppe von Wissenschaftlern, die sich ironischerweise «Forschung für Leben» nennt, widmet sich praktisch ausschliesslich dem Erhalt der längst überholten Forschungsmethode Tierversuch.»

Schon seit vielen Jahren fordert die AG STG die konsequente Auswertung von Tierversuchsergebnissen und die Veröffentlichung dieser Daten. Aktuell gibt es in der Schweiz keine Kontrolle über Nutzen und Erfolge/Misserfolge von Tierversuchsergebnissen. Um die Sicherheit von Patienten bestmöglich zu gewährleisten, fordert auch die AG STG eine konsequente Vergleichsuntersuchung der verschiedenen Forschungsmethoden.
Die AG STG fordert endlich ein Umdenken in Politik und Forschung. Sie sieht nur mit der Abschaffung der Tierversuche die Möglichkeit, den Weg frei zu machen für eine am Menschen orientierte und für die Menschen nützliche Forschung.

Kontaktdaten für Medienmitarbeiter unter: Medien Kontakt

Wissenschaftliche Abhandlung «Tierversuche aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht»:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf

Weitere Informationen über Tierversuche und über die AG STG finden Sie unter: http://www.agstg.ch
 
Die Organisation AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) besteht seit 1981. Sie lehnt Tierversuche aus medizinischen, aus wissenschaftlichen sowie aus ethischen Gründen ab. Die Organisation engagiert sich für einen innovativen, zukunftsorientierten und führenden Forschungsstandort Schweiz und somit für eine Wissenschaft ohne Tierversuche. Sie fordert, dass sich die medizinische Wissenschaft wieder am Menschen orientiert und dabei die Ursachenforschung und die Vorbeugung gegen Krankheiten in den Vordergrund stellt.


Quellenangaben:

  1. Archibald K, Coleman R, Foster C. Open letter to UK Prime Minister David Cameron and Health Secretary Andrew Lansley on safety of medicines. Lancet 2011; 377(9781):1915. http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/...
  2. Lakhani N. Special report: prescription medicines. The Independent 2007 2007/10/21.
  3. Strengthening pharmacovigilance to reduce adverse effects of medicines. European Commission, 2008. (Accessed 10.5.2011, at http://ec.europa.eu/health/files/...)
  4. Innovation Stagnation. Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products : U.S. Department of Health and Human Services. Food and Drug Administration (FDA); 2004 03/2004.
  5. Safety of Medicines Bill. House of Commons, 2010. (Accessed 10.5.2011, at http://www.publications.parliament.uk/pa/cm201011/...)
  6. Early day motion 475: safety of medicines. House of Commons, 2010. (Accessed 12.5.2011, at http://www.parliament.uk/edm/2010-11/475.)
  7. Z.B. Medienmitteilung der AG STG vom 19. Januar 2011 «Amerika erhöht die Sicherheit für Patienten – Namhafte US-Institutionen setzen auf tierversuchsfreie Testmethoden» http://www.agstg.ch/medienmitteilung-vom-19-januar-2011-amerika-setzt-auf-tierversuchsfreie-testmethoden.html