Fragen und Antworten zum Thema Tierversuche (3. Teil)

FUCK FAQ Tierversuche (3. Teil)

Im «Albatros» Nr. 32 haben wir auf Wunsch vieler Leser damit begonnen, für euch ein paar Basisargumente für Diskussionen zusammenzustellen. Daraus entstand eine Serie, die auf vier «Albatros»-Ausgaben aufgeteilt veröffentlicht und danach in einer Broschüre zusammengestellt wird. In dieser Ausgabe befassen wir uns schwerpunktmässig mit medizinisch-wissenschaftlichen Antworten rund um die angebliche Notwendigkeit bzw. den angeblichen Nutzen von Tierversuchen. Im nächsten «Albatros» werden wir dann den Schwerpunkt auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden legen. Wir hoffen, dass wir mit der Auswahl der Fragen und deren Beantwortung eurem Wunsch gerecht werden.

Dank Tierversuchen wird doch die Bekämpfung von Krankheiten erst ermöglicht?

Umfangreiche Untersuchungen des angesehenen britischen Sozialmediziners Prof. McKeown haben bewiesen, dass die Verbesserung der Gesundheit und somit die Erhöhung der Lebenserwartung hauptsächlich durch verbesserte sanitäre Einrichtungen und Hygiene bedingt ist. Dies führte zum Rückgang der Infektionskrankheiten, und dadurch nahm die Säuglings- und Kindersterblichkeit rapide ab. Das Gleiche gilt für die hohe Lebenserwartung. Nicht Medikamenten und Impfungen ist dies zu verdanken, sondern einfachen Mitteln wie mehr Sauberkeit und Hygiene. Ebenfalls spielt die Ernährung eine wichtige Rolle dabei.

Paracetamol, ein sehr beliebtes Schmerz- und Fiebermittel, ist für Katzen giftig bis tödlichWie hat sich das heutige medizinische Wissen aufgebaut? Viele Erkenntnisse des Grundwissens wurden bereits in der Zeit vor den Tierversuchen gewonnen, und sie flossen in die Medizin ein. Auch die heutigen neuen Erkenntnisse stammen praktisch ausschliesslich aus Studien und Beobachtungen an Menschen.
Demgegenüber führte die Einführung von Tierversuchen zu äusserst vielen Falschthesen, die danach aufwendig widerlegt werden mussten (und immer noch müssen). Aber auch die angeblichen Erfolge dank Tierversuchen werden kritisch durchleuchtet. Es gibt immer mehr medizinhistorische Richtigstellungen, die aufzeigen, dass wesentliche medizinische Entdeckungen von Klinikern gemacht wurden. Erst danach wurden die Experimente im Tierversuchslabor nachgestellt, die Ergebnisse veröffentlicht und dafür Anerkennung bis hin zum Nobelpreis erschlichen.

Einige der wesentlichen medizinischen Entdeckungen wurden auch von mutigen Wissenschaftlern im Selbstversuch gemacht bzw. bewiesen. Lesen Sie dazu unseren Artikel «Ärzte als Vorbilder – Fortschritte in der Medizin dank mutiger Selbstversuche» online unter: http://www.agstg.ch/magazin/aerzte-als-vorbilder-selbstversuche.html


Kann die Forschung wirklich auf Tierversuche verzichten?

Das Spiel mit den Ängsten und der Hoffnung der Patienten ist ein grausames, aber leider sehr lukratives Spiel. Ständig wird behauptet, dass es ohne Tierversuche keinen medizinischen Fortschritt geben kann und dass dank Tierversuchen diese und jene Krankheit bald geheilt werden könne.

Auswahl aus der Tabelle "Vorhersagen über die Entdeckung von Medikamenten" der Pharmalobby, bis wann dank Tierversuchen welche medizinischen Fortschritte erreicht seien (Ciba-Geigy AG (heute Novartis), 1985)Eine Tabelle der Tierversuchslobby demonstriert das Spiel mit der Hoffnung und zeigt auf, wie gross der versprochene Erfolg tatsächlich ist. Diese Tabelle wurde 1985 von der Ciba-Geigy AG (heute Novartis) im Rahmen der Abstimmung zur Abschaffung der Tierversuche veröffentlicht und listet auf, was die medizinische Forschung erreichen wird, wenn wir weiterhin mit Tierversuchen forschen (was wir ja uneingeschränkt getan haben und immer noch tun). Die Tabelle trägt den Titel «Vorhersagen über die Entdeckung von Medikamenten» und listet 40 Krankheiten und Krankheitsbilder auf.

Die genannten Ziele wurden in den meisten der 40 in der Tabelle aufgeführten Krankheiten nicht einmal ansatzweise erreicht – auch heute, über 25 Jahre später, noch nicht. Trotzdem wird weiterhin behauptet, dass Tierversuche für die medizinische Forschung extrem wichtig seien, und trotzdem wird den Menschen immer noch ständig Hoffnung auf Heilung dank Tierversuchen gemacht.

Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die aufzeigen, dass die tierversuchsbasierte medizinische Forschung seit langem in einer Sackgasse steckt. Deshalb, zusammengefasst, die Antwort auf die Eingangsfrage: Die Forschung kann nicht nur, sondern sie muss – wenn wir effektive medizinische Fortschritte erzielen möchten – sich vom Tierversuch abwenden.


Sind die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?

Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat errechnet, dass 92% aller Wirkstoffe, die in Tierversuchen als wirksam und sicher beurteilt wurden, aufgrund der angeschlossenen Untersuchungen am Menschen wegen schwerwiegender Nebenwirkungen oder fehlenden Nutzens gar nicht erst zugelassen werden.
Penicillin, dessen Entdeckung für die Menschen ein Segen war, ist für Meerschweinchen und andere Tiere giftig bis tödlichVon den verbleibenden 8% der Wirkstoffe, die für die breite Anwendung am Menschen zugelassen werden, müssen später die Hälfte wieder vom Markt zurückgezogen werden oder deren Fachinformationen um schwere, unerwartete Nebenwirkungen erweitert werden. Diese Zahlen wurden, wenn auch nur indirekt, ebenfalls von Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz) bestätigt.
Auch die umgekehrte Aussage ist gültig. Für Menschen nützliche Wirkstoffe werden wegen Tierversuchen nicht erkannt, da sie (weil beim benutzten Versuchstier kein Erfolg erzielt wurde) als wirkungslos aussortiert werden. Dass dies bei einer so hohen Fehlerquote von Tierversuchsergebnissen (92% bzw. 96%) öfters passiert, liegt auf der Hand. Tierversuche verhindern also ganz klar die Entdeckung von Medikamenten und behindern dadurch massiv den medizinischen Fortschritt.

Weitere Fakten betreffend die Zuverlässigkeit von Tierversuchen finden Sie unter:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf


Tiere fühlen genau wie wir Menschen physischen und psychischen Schmerz. Auch empfinden Tiere genau wie wir Gefühle wie Angst, Stress, Liebe und viele mehr.
Trotzdem lassen sich die in Tierversuchen erzielten Ergebnisse nicht einfach auf den Menschen übertragen. Tiere sind anatomisch, biologisch und im artspezifischen Verhalten vollkommen unterschiedlich. Man kann aus einer Reaktion einer Tierart auf ein Medikament keine Rückschlüsse auf die Reaktion einer anderen Tierart auf das gleiche Medikament ziehen. Und schon gar nicht auf die Wirkung dieses Medikaments beim Menschen. Es ist sogar so, dass man innerhalb ein und derselben Art auf verschiedene Reaktionen stösst.

Beispiele verschiedener Reaktionen bei Mensch und Tieren auf chemische/natürliche Substanzen

Ausführliche Informationen über die unterschiedlichen Wirkungen bei Mensch und Tier:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-flyer_ist-der-mensch-ein...schwein-eine-ratte-oder-ein-esel_de.pdf

Ein weiteres Problem ist, dass künstlich erzeugte Krankheiten sich ganz anders verhalten als natürlich entstandene. Somit gibt es in Tierversuchen schon lange viele «Erfolge», aber bei den Menschen bleiben diese Erfolge praktisch aus. Dies zeigt besonders das Beispiel Krebs. Schon vor Jahrzehnten haben Wissenschaftler praktisch jeden künstlich erzeugten Krebs bei Tieren geheilt. Jedoch nicht einen einzigen dieser Erfolge konnten sie dank diesen Tierversuchen auf Menschen übertragen.


Führen Tierversuche zu mehr Sicherheit für die Menschen?

Nach Studien der Harvard School of Public Health sowie Aussagen des «American Journal of the Medical Association» sterben in den USA jährlich über 100 000 Menschen an den Nebenwirkungen von Medikamenten. Somit ist dies die fünfthäufigste Todesursache in den USA.
Contergan, das bei Menschen zu schwersten Missbildungen bei Nachkommen führt, ist für Ratten, Mäuse und die meisten andern Tierarten ungefährlichIn einer anderen Ausgabe bemerkt das «American Journal of the Medical Association», dass die Schädigung durch medizinische Behandlungen in den USA «die jährliche Todesrate durch Autounfälle von 45 000 Personen als zwergenhaft erscheinen lässt und mehr Todesopfer fordert als alle anderen Unfälle zusammen».

Für die Schweiz gibt es keine offiziellen Zahlen. Es gibt jedoch keinen Grund, nicht davon auszugehen, dass in der Schweiz im Verhältnis zur Einwohnerzahl dieselben hohen Sterberaten infolge Schädigungen durch Medikamente verursacht werden.
Provokativ gefragt: Besteht der medizinische Erfolg also darin, dass weltweit jährlich über 100 Millionen Tiere in Versuchen sterben müssen, damit jährlich weltweit «nur» (hochgerechnete) 3 Millionen Menschen an Nebenwirkungen sterben?

Skandale wie Contergan (führte zur Geburt von 10 000 schwer missgebildeten Kindern) oder Vioxx (2004 Marktrücknahme, nachdem weltweit etwa 320 000 Patienten einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten hatten und davon etwa 140 000 Patienten sogar starben) bilden nur die Spitze dieses Eisbergs. Eine ausführliche Beantwortung dieser Frage finden Sie unter der Frage: Sind die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?


Verhindern Tierversuche sogar medizinischen Fortschritt?

Die häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt der heutigen Zeit sind Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs (zusammen fast 75%). Bei genau diesen Krankheitsbildern wird schon seit über 100 Jahren am intensivsten im Tierversuch geforscht. Trotz somit Millionen von Tierversuchen konnten im «Kampf gegen Krankheiten» kaum Fortschritte erzielt werden. Und die Fortschritte, die gemacht wurden, sind hauptsächlich auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden wie epidemiologische Studien und klinische Forschung zurückzuführen.

Arsen ist für Menschen absolut tödlich. Hingegen für Schafe und andere Wiederkäuer ist es auch in hohen Dosen verträglichWussten Sie z.B., dass das wichtigste Antibiotikum (Penicillin) ohne Tierversuche entdeckt wurde und dass, wenn man dessen Wirkung vorher im Tierversuch getestet hätte, Penicillin niemals zugelassen worden wäre? Tierversuche werden oft mit Meerschweinchen, Hamstern oder Kaninchen gemacht. Hätte man diese Versuche vorher durchgeführt, dann wäre Penicillin als äusserst gefährlich und nutzlos für uns Menschen eingestuft worden, da Penicillin für diese Tierarten giftig bis tödlich ist.
Dasselbe gilt z.B. auch für Aspirin, das für Katzen (insbesondere bei wiederholter Gabe) giftig ist und bei Ratten, Mäusen, Hunden, Affen und Meerschweinchen zu schweren Missbildungen bei Nachkommen führen kann.
Dies sind nur zwei Beispiele von vielen!

Anhand einer Langzeitstudie an drei der führenden Universitäten Deutschlands wurde die Übertragbarkeit der Resultate von 51 Tierexperimenten auf den Menschen untersucht. Das Ergebnis ist vernichtend! Nur gerade 0,3 Prozent der Tierversuchsergebnisse erreichten dieses Ziel. Und aus diesen wenigen nutzbaren Ergebnissen resultierte nicht einmal eine einzige klinische Therapie für den Menschen.
Weitere Beispiele finden Sie in dieser Broschüre. Ebenfalls viele weitere Beispiele, wie Tierversuche fast die Entdeckung und Entwicklung wesentlicher medizinischer Errungenschaften verhindert haben, finden Sie auf unserer Webseite (http://www.agstg.ch) oder in unserer Broschüre: http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf

Aspirin, ein weiteres sehr verbreitetes Medikament, kann bei Hunden und weiteren Tierarten zu schweren Missbildungen bei Nachkommen führenWichtig, um den effektiven Nutzen und Schaden von Tierversuchen aufzuzeigen, wäre eine obligatorische Registrierung und Publikation sowie die wissenschaftliche Auswertung und Beurteilung von Tierversuchen. Damit könnte der Gegenbeweis der «Notwendigkeit» von Tierversuchen erbracht werden. Forscher und Universitäten setzen sich jedoch vehement gegen jegliche Qualitätskontrolle bei Tierversuchen ein.
Ebenfalls sehr wichtig wäre die massiv bessere Förderung und Anwendung von innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden.
Beide Forderungen würden mittel- bis langfristig den Tieren und den Menschen helfen.

Zwangsläufig muss man zum Schluss kommen, dass wir ohne die Tierversuchsindustrie in der Erforschung von Krankheiten viel weiter wären. Denn Tierversuche verhindern effektiv den medizinischen Fortschritt!
Langsam, sehr langsam beginnt sich unter Wissenschaftlern ein Wandel abzuzeichnen. Dies jedoch leider weniger bei uns in der Schweiz. Will die Schweiz jedoch auch in Zukunft zu den innovativen und führenden medizinischen Forschungsstandorten zählen, dann muss sie zwangsläufig mehr auf echten medizinischen Fortschritt als auf kurzfristige Vorteile von einigen Forschern, Universitäten und Pharmakonzernen setzen. Die entscheidende Frage muss somit heissen: Wollen wir Tierversuche, oder wollen wir medizinischen Fortschritt?


Müssten ohne Tierversuche Menschenversuche gemacht werden?

Da auch der Staat weiss, dass die Ergebnisse aus dem Tierversuch kaum Rückschlüsse auf den Menschen zulassen, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Produkt, bevor es auf den Markt kommen darf, ausführlich an Menschen (in klinischen Studien) getestet wird.
Cortison, für Menschen verträglich, verursacht bei Mäusen und anderen Nagern MissbildungenDiese Tests beginnen mit einer kleinen Gruppe gesunder Probanden mit einer kleinen Dosis des Wirkstoffs und untersuchen in der Endphase bei bis zu mehreren tausend Personen die Wirkung und die Nebenwirkungen des getesteten Medikaments. Erst nach all diesen Tests darf ein Medikament auf den Markt kommen. Diese Medikamententests sind oft gefährlich für die Versuchspersonen, da das gesundheitliche Risiko infolge Nichtübertragbarkeit der Tierversuchsergebnisse sehr hoch ist. Diese Methode kommt somit willkürlichen Menschenversuchen gleich.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Solange Tierversuche in der Forschung eingesetzt werden, werden auch immer viele unkalkulierbare und somit gefährliche Versuche an Menschen durchgeführt werden müssen.

Um eine höhere Sicherheit für die Menschen zu gewährleisten, müsste man die klinische Forschung, die Beobachtung und das Studium von Krankheiten, massiv ausbauen.
Wenn wir in der Medizin weiterkommen wollen, ist es unumgänglich, die Forschung mehr auf den Menschen zu konzentrieren. Dies muss mit maximal möglicher Sicherheit für die Menschen geschehen. Diese Sicherheit kann man durch innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden (u.a. In-vitro-Versuche mit menschlichen Zellkulturen) massiv erhöhen.

Fortsetzung im nächsten «Albatros»

Den ersten Teil der «Fragen und Antworten zum Tierversuch» finden Sie unter: Fragen und Antworten zum Thema Tierversuch - Teil 1
Den zweiten Teil der «Fragen und Antworten zum Tierversuch» finden Sie unter: Fragen und Antworten zum Thema Tierversuch - Teil 2