Vortragsreise an Universitäten in Peru - Innovative Lehrmethoden statt Tierversuchen

Vortragsreise an Universitäten in Peru

Vom 20. bis am 31. August 2012 fand in Peru eine Vortragsreise mit dem Schwerpunktthema «Tierversuchsfreie Lehrmethoden» statt. UPA-APEH lud zu dieser von der AG STG finanzierten Reise Dr. Andrew Knight ein, der sofort begeistert zusagte. Danach konnte die Planung und Organisation beginnen. Nachfolgend der Bericht von UPA-APEH.

Ursprünglich war ein einwöchiges Programm vorgesehen. Anfangs Juli erreichten UPA alarmierende Nachrichten der Tierschutzorganisation APEBA aus Tacna über skandalöse, tödliche Praktiken in den Versuchslabors zweier dortiger Universitäten. Wir benachrichtigten Dr. Knight über die Vorkommnisse und fragten ihn, ob er allenfalls gewillt wäre, auch nach Tacna zu reisen. Er antwortete uns umgehend, er sei gerne bereit, die  geplanten Ferien in der zweiten Aufenthaltswoche in Peru zu reduzieren, um auch Tacna zu besuchen: Tierwohl habe für ihn Priorität. Als uns dann die AG STG auch für dieses dringende Vorhaben grünes Licht erteilte, stand der Planung einer Konferenz in Tacna nichts mehr im Wege.
Der Empfehlung von Dr. Knight folgend, die Zeit seiner Anwesenheit so optimal wie möglich zu nutzen, planten und organisierten wir ein sehr intensives und ausgefülltes Programm.

Dr. Knight kam am Samstagabend, 18. August, in Lima an. Am Sonntag traf er sich mit dem UPA-APEH-Team zu einem veganen Mittagessen mit anschliessender Vorbereitungssitzung.
Am Montagmorgen um 6 Uhr reisten Dr. Knight und seine Begleiter mit dem Bus 300 km nach Ica, im Süden von Lima. An der privaten Universität San Juan Bautista wurden wir vom Dekan empfangen, und es fanden den ganzen Tag Besprechungen und Vorträge vor einem grossen Auditorium statt. Abends um 8 Uhr ging die vierstündige Fahrt wieder zurück nach Lima.
Am 21. August wurde Dr. Knight an der Universität Cayetano Heredia mit einer Physiologieprofessorin konfrontiert, welche die alternativen Lehrmethoden entschieden ablehnte. Ein Déjà-vu für ihn, hatte er doch während seines Studiums Ähnliches mit einer Professorin in Physiologie erlebt. Nach einem längeren, respektvollen Austausch zeigte sich die Dozentin bereit, Studenten, welche dies wünschten, die Verwendung von alternativen Methoden zuzugestehen.
Noch vor den Hauptkonferenzen an den Universitäten fand am Mittwochabend ein Vortrag für ca. 65 Tieraktivisten und Tierschützer statt. Die Ausführungen von Dr. Knight dienten als praktische Anleitung zum Tierschutz und beinhalteten folgende Themen: humane Lehrmethoden, Kampagnen gegen Tierversuche, berufliche Laufbahn im Tierschutz in der Veterinärmedizin, politische Parteien pro Tier, Vegetarismus, Klimawandel und Viehzucht.

Von Dienstag, 21., bis Samstag, 25. August, veranstaltete Dr. Knight vier Hauptkonferenzen, Vorträge, Workshops sowie Demonstrationen von humanen Lehrmethoden an folgenden fünf Universitäten in Lima: Nationale Universität San Marcos, Cayetano Heredia, Ricardo Palma, Agraruniversität La Molina und Alas Peruanas. Zudem eine Präsentation an einem Treffen des peruanischen Verbandes für Kleintierveterinäre.
Seine Konferenzen mit PowerPoint-Präsentationen behandelten als wichtigste Themen: humane Lehrmethoden in der Veterinär- und anderen biomedizinischen Ausbildungen, die Förderung des Tierschutzes im tierärztlichen Berufsstand, Lernen, ohne zu töten,  Studentenkampagnen für tierfreundliche Lehrmittel sowie Kampagnen zur Abschaffung von Tierversuchen.
An der Konferenz in San Marcos referierten am Samstag Professoren dieser sowie weiterer Universitäten über die von ihnen bereits praktizierte Anwendung tierversuchsfreier Lehrmethoden, welche ihnen seit einigen Jahren durch UPA vermittelt werden.
Auch die Verwendung von ethisch erworbenen Kadavern hat sich inzwischen etabliert. Die Universität San Marcos verwendete in ihren Anatomiekursen bis 2008 noch 60 Strassenhunde pro Jahr. Seit 2010 arbeitet sie jährlich noch mit 10 ausschliesslich ethisch erworbenen Tierkadavern.

Dr. Andrew Knight, ist Veterinär und europäischer Wissenschaftler in Tierethik, Tierrecht und Tierwohl Dr. Andrew Knight, australisch-englischer Nationalität, ist Veterinär und europäischer Wissenschaftler in Tierethik, Tierrecht und Tierwohl, Mitglied des «Oxford Centre for Animal Ethics» und Sprecher der britischen politischen Partei «Animals Count». Er ist ein international anerkannter Fachbuchautor und Experte in modernen, tierversuchsfreien Lehrmethoden.
Andrew führte während seines Aufenthalts in Peru durch:

-    20 Vorträge
-    7 Besuche und Gespräche mit Professoren in Universitäten
-    4 Präsentationen von tierversuchsfreien Lehrmodellen
-    1 Pressekonferenz
-    3 TV-Interviews
-    1 Radiointerview
-    und vieles mehr

Seine Webseite finden Sie unter: http://www.andrewknight.info
Besuchen Sie auch: www.AnimalConsultants.org

Andrew Knights Fotos von der Vortragsreise und seinem Aufenthalt in Huaraz finden Sie unter: http://www.andrewsadventures.info/2012/Peru-lectures/


Vorträge, Workshops, Interviews und Fragenbeantwortung wurden von freiwilligen UPA-Mitgliedern und professionellen Dolmetscherinnen kostenlos übersetzt, womit beträchtliche Sprachbarrieren erfolgreich überwunden wurden. Es fanden auch ein Radio- und drei Fernsehinterviews in Lima und eine Pressekonferenz in Tacna mit Dr. Knight statt.
Dr. Knight war beeindruckt und begeistert vom grossen Interesse, das er bei den verantwortlichen Entscheidungsträgern, Professoren und Studenten der Universitäten fand. Die Anzahl Zuhörer variierte zwischen 50 und 160 Personen, was er im Vergleich mit seinen Erfahrungen in Australien, den USA und Europa als sehr hoch erachtete.

An den Konferenzen wurden von InterNICHE International gelieferte humane Lehrmethoden und Modelle demonstriert, u.a. der mit verschiedenen Vorrichtungen ausgerüstete Modellhund Jerry, an welchem die Studenten Blutentnahmen, Abhören von Herz- und Lungengeräuschen, Pulskontrolle, Intubation und Weiteres lernen können. Studenten an der Universität Ricardo Palma, in welcher schon seit einiger Zeit intensiv mit Jerry gearbeitet wird, kreierten zusätzlich ihre eigenen, einfachen und kostengünstigen Tiermodelle. Sie verfügen mittlerweile über eine beeindruckende Auswahl von Modellen, welche wir gerne zeigten, um andere Universitäten zu ermuntern, auf ähnliche Weise ihre finanziellen Grenzen zu überwinden. Dr. Knight bewunderte die eigenen Initiativen der Universitäten, wie zum Beispiel das anatomische Museum der Veterinärfakultät der Nationalen Universität San Marcos, welches eine grosse Anzahl ethisch erworbener  Kadaver (Körper oder Skelette von natürlich verstorbenen oder aus medizinischen Gründen euthanisierten Tieren) zeigt.

Um den Vorträgen Nachhaltigkeit zu verleihen, wurden von UPA ins Spanische übersetzte Publikationen von Dr. Knight verteilt. Zudem seine 10 wichtigsten PowerPoint-Präsentationen auf DVD aufgenommen und an die Teilnehmer abgegeben. UPA liess ferner die spanische Übersetzung seines Buches «Lernen ohne zu töten: ein Führer zur Verweigerung aus Gewissensgründen» drucken und verteilen.
Sonntag bis Dienstag verbrachte Dr. Knight (ein begeisterter Bergsteiger), auf 3000 m Höhe in Huaraz, wo er während dieser Tage anspruchsvolle Bergtouren bis auf 4600 m Höhe unter-nahm. Am Mittwoch frühmorgens kehrte er voller Begeisterung über die peruanische Bergwelt aus dem sonnigen Huaraz ins neblige Lima zurück. Um 9 Uhr hatte er bereits wieder eine Sitzung mit Professoren der Agraruniversität, und um 11 Uhr holten wir ihn ab, um am Airport das Flugzeug nach Tacna zu besteigen.


UPA - Unidos por los Animales

Tierschutz und Tierhilfe auf vielen Ebenen hat sich UPA (Unidos por los Animales) in Lima zur Aufgabe gemacht. Die Vereinigung wurde von einer Gruppe tierliebender junger Menschen gegründet und widmet sich schwerpunktmässig der Betreuung, Behandlung und Kastration von Strassentieren. Zu den weiteren Aktivitäten gehören die Aufklärung der Öffentlichkeit, Katastrophenhilfe, die Bekämpfung des illegalen Handels mit Wildtieren sowie Protestmärsche und Manifestationen gegen den Stierkampf und gegen die Haltung von Zirkustieren.
Seit einigen Jahren setzt sich UPA, auch dank der Unterstützung der AG STG, immer intensiver für die Einführung von tierversuchsfreien Ausbildungsmethoden an den Universitäten Perus ein.

Webseite von UPA: http://www.unidosporlosanimales.org

Webseite der Arbeitsgruppe APEH UPA Lima Peru (APEH = Alternativas para una Educación Humanitaria – Alternativen für eine humane Ausbildung): http://www.apehperu.com/


Die Erfahrungen in Tacna sollten zu den befriedigendsten der ganzen Tour werden, obwohl bei der (verspäteten) Ankunft der Koffer von Andrew mit den tierversuchsfreien Lehr- und Forschungsmodellen fehlte, so dass er und einige Begleiter sich ohne diesen auf den Weg zu den bereits wartenden Journalisten der Pressekonferenz machen mussten. Wie wir erfuhren, war der Koffer in Lima zurückgeblieben und würde mit einem späteren Flug am Abend eintreffen. Die Zeit reichte uns nicht, zum Hotel zu gehen oder einen Mittagsimbiss ein-zunehmen. Gleich nach der Pressekonferenz wurden wir vom Dekan und einem Professor der Veterinärfakultät der Nationalen Universität Jorge Basadre Grohamm erwartet. Die Atmosphäre war angesichts des vorausgehenden Skandals (die Universität stand vor kurzem wegen ihrer Tierversuche mit Strassentieren im Medieninteresse) anfangs etwas angespannt, jedoch verliefen die Gespräche in gegenseitigem Respekt, und die Herren waren bereit, am nächsten Tag der Konferenz beizuwohnen. Müde und hungrig, hofften wir nun ins Hotel gehen zu können. Jedoch fand um 21 Uhr noch eine zusätzliche Sitzung mit dem Vizerektor der Universidad Privada de Tacna und dem Direktor von deren humanmedizinischer Fakultät statt. Erst danach war es uns vergönnt, nach einem langen Tag miteinander das wohlverdiente Nachtessen zu geniessen und einen kurzen Rundgang durch die schöne Stadt zu unternehmen.

Am nächsten Morgen verlor unser «Starreferent» eine Wette. Er war der Meinung, dass von den 75 für die Konferenzteilnahme eingeschriebenen Personen wohl nur die Hälfte erscheinen werde.
Die Überraschung war perfekt, als uns im Kongresszentrum ein bis auf den letzten Platz besetztes Auditorium von mehr als 160 Teilnehmern erwartete! Dr. Mauricio Jara, Professor an der Universität Ricardo Palma (Lima), unterstützte die Ausführungen von Dr. Knight mit Demonstrationen anhand des Modells Jerry. Viele Professoren äusserten den Wunsch, in Lima mehr über die vorgeführten Methoden zu erfahren. Nach den Vorträgen und Workshops kamen die Verantwortlichen zur Überzeugung, dass ihre Studenten chirurgische Erfahrung sammeln können, indem sie, im Rahmen eines sozialen Kastrationsprogramms, Tierärzten beim Operieren von Strassenhunden assistieren. Es war ergreifend mitzuerleben, wie nach der Schlusskonferenz zwei ältere, leitende Professoren ans Mikrophon traten und dem Publikum erklärten, dass sich ihnen die Augen geöffnet hätten und sie ernsthaft beabsichtigten, die humanen Lehrmethoden einzuführen!
Anschliessend an die Konferenz hielt Andrew noch einen Vortrag für Aktivisten und Tierschützer. Nach einem gemeinsamen veganen Nachtessen verabschiedeten wir uns von Tacna und fuhren zum Flughafen.

Dr. Andrew Knight, Prof. Dr. M. Jara, Mitglieder der Tierschutzorganisation APEBA Tacna und UPA

Der letzte Tag in Lima war eigentlich als Ruhe- und Abschlusstag vorgesehen. Jedoch mussten wir noch einmal früh raus, da wir von einer Gruppe Studenten der Universität Alas Peruanas (ausserhalb von Lima) eingeladen wurden. Diese hatten ihren Dekan davon überzeugt, Dr. Knight zu einem Besuch und Gesprächen zu empfangen, bei denen die Verwendung von tierversuchsfreien Lehrmethoden in den Kursen Pharmakologie, Chirurgie und Physiologie behandelt wurde. Die Studenten stellten Dr. Knight viele Fragen über seine eigenen Erfahrungen während des Studiums, über die Einführung von tierversuchsfreien Ausbildungsmethoden, zur Schliessung von Tierlaboratorien und zur Anerkennung des Rechts auf Verweigerung aus Gewissensgründen.   
Auf dem Rückweg besuchten wir die inmitten von Sanddünen und mit Blick aufs Meer gelegenen Inka- und Prä-Inka-Ruinen von Pachacamac. Am Abend trafen wir uns zu einem Abschiedsessen im Hause der UPA-Präsidentin Corinne Schirmer und bedankten uns bei Andrew Knight für seinen Besuch und seinen grossen Einsatz zum Wohl der Tiere in Peru. Wir feierten den Erfolg dieser gelungenen Tournee, welche dank der AG STG zustande kam.

Dr. Andrew Knight und UPA-APEH danken der AG STG für die grosse finanzielle Unterstützung dieser so wichtigen Vortragsreise. Es werden sich damit neue Horizonte öffnen und sicher grosse Fortschritte für das Wohl der Tiere in Peru erzielt werden.
Die AG STG bedankt sich herzlich bei Dr. Andrew Knight und dem ganzen Team von UPA-APEH für deren ausserordentlichen Einsatz für diesen gelungenen Anlass. Ebenfalls bedanken wir uns bei Ihnen, liebe Unterstützer der AG STG. Ohne Sie wäre dieser Anlass nicht möglich gewesen.

Vortrag Dr. Knight für Tierschutzaktivisten an der Schweizer Schule Pestalozzi Vortrag Dr. Knight für Tierschutzaktivisten an der Schweizer Schule Pestalozzi.
Dr. Knight besichtigt die von Studenten selbst hergestellten Modelltiere Dr. Knight besichtigt die von Studenten selbst hergestellten Modelltiere
Auswahl Lehrmethoden des InterNICHE-Leihsystems Auswahl Lehrmethoden des InterNICHE-Leihsystems
Vortrag Prof. Dr. Jara an der Universität. Vortrag Prof. Dr. Jara an der Universität.
UPA-Präsidentin Corinne Schirmer referiert über die Arbeitsbereiche von UPA. UPA-Präsidentin Corinne Schirmer referiert über die Arbeitsbereiche von UPA.
Radio/Fernseh-Interview mit Dr. Andrew Knight und UPA-Vorstand. Radio/Fernseh-Interview mit Dr. Andrew Knight und UPA-Vorstand.
Radio/Fernseh-Konferenz am bekanntesten Sender RPP mit Dr. Knight und Teresa Torres, Vorstand UPA. Radio/Fernseh-Konferenz am bekanntesten Sender RPP mit Dr. Knight und Teresa Torres, Vorstand UPA.
Demonstration am Modellhund Jerry vor Veterinärstudenten. Demonstration am Modellhund Jerry vor Veterinärstudenten.