Die befreiten Makaken beim Sonnenbaden - Ein zufriedener Tag im Leben der «Mädchen» vom Parco dell’Abatino

Ein zufriedener Tag im Leben der «Mädchen» vom Parco dell’Abatino

Welch grausame Tierversuche sie erleben mussten, werden wir nie genau erfahren. Aber wir sind glücklich, dass wir dank Ihrer Hilfe, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, mithelfen können, den «Bambine» weiterhin einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. Im Albatros Nr. 33 berichteten wir erstmals von ihnen. Erneut haben wir zur Weihnachtszeit einen Brief von den «Mädchen» erhalten.

Der Baum in der Mitte des Affenhauses ist gross, solide und trägt sehr viel Laub. Seine Zweige berühren weit über den Köpfen das Netz am Dach, aber sie verdecken nicht den Himmel. Ein blauer Himmel, der die Sonne umrahmt, auch wenn es am kältesten ist. Von innen sieht man das Netz fast nicht, ja man bemerkt es kaum. Es ist für die Sicherheit derer, die herumtollen und sich verlaufen würden, die vor Kälte und Hunger in diesem für sie ungewohnten Umfeld sterben könnten, da es so verschieden ist von dem Zuhause, in dem sie geboren wurden. Doch das Netz scheint die Affen auch nicht zu stören. Sie scheinen sich frei zu fühlen ohne den Käfig, in dem sie im Labor leben mussten. Es ist das Beste, was wir ihnen bieten können, diesen alternden oder sagen wir reifenden Makakenweibchen, die im Laufe der Jahre immer hübscher werden. Natürlich möchten wir ihnen mehr geben, sogar die ganze Welt, wenn das nur möglich wäre.

Einige Schnappschüsse von den zufriedenen «Mädchen» vom Parco dell’Abatino

Während ich die wunderschöne Natur um das Gehege bestaune, beobachtet mich Andy diskret und kratzt sich den Fuss, so wie sie das immer tut. Diese Gewohnheit ist ihr nie verloren gegangen. Wenn sie durch die Anwesenheit von Menschen gestört wird, blickt sie weg und kratzt sich am Fuss – ein, zwei oder drei Mal. Andy ist sehr gewachsen! Ihr Fell glänzt, fast wie Gold, viel mehr als früher. Die Sonne scheint auf das Fell ihrer Brust und ihres Schwanzes, und ihr «gelbes Gold» blendet im Licht. Nicht weit von mir entfernt befinden sich Mora und Aktarus. Sie haben meine Anwesenheit noch nicht bemerkt und putzen sich freudig, während sie auf einem Zaun sitzen. Ich berühre sanft ihr Fell und versuche beim Putzen mitzumachen, bevor sie blitzschnell flüchten. Ihre Gesichter sind wie bei Sonnenbrillenträgern gebräunt, sie sehen aus wie Skifahrer. Sie sind lustig! Sie versuchen, mit den Zähnen zu klappern und mir ihr weit geöffnetes Maul zu zeigen, um mich damit zu erschrecken. Das ist ihr Drohsignal, aber es funktioniert bei mir nicht mehr. Es ist wohl besser, diese grossen Zähne nicht zu spüren, die ich unter ihren bräunlichen Lippen erspähe.

Einige Schnappschüsse von den zufriedenen «Mädchen» vom Parco dell’Abatino

Lara und Giada halten sich in der Nähe ihrer Hütte auf. Sie sehen unentschlossen aus. Sie fragen sich möglicherweise, ob sie in der gemütlichen Wärme der Hütte bleiben oder rausgehen sollen, um diesen sonnigen Herbsttag zu geniessen. Giada knackt eine Baumnuss und steckt sie ins Maul. Man sieht die Nuss in ihrer Wange, zwischengelagert, wie die Eichhörnchen das für gewöhnlich machen. Wenn ich das bemerke, weiss ich, dass sie schon viele Nüsse gefressen hat. Den Gang entlang, der aus Gitternetzen besteht und die Hütte und das Affenhaus miteinander verbindet, strecken mehrere der anderen «Bambine» den Rücken und geniessen die Sonne. Sie sehen wie eine zufriedene Einheit aus. Aus diesem einheitlichen Puzzle kommen beim genaueren Hinsehen einzelne «Puzzleteile» zum Vorschein: Capitan Harlock mit ihren grossen, langen Schnurrhaaren, oder der grosse, einzigartige Bauch von Accio, und auch Mia ragt aus der Gruppe heraus. Sie bewegt sich teils wie eine Marionette, nicht wie ein echter Affe. Und auch Akù, die mich trotz blindem Auge aufmerksam beobachtet, fällt mir sofort auf.

Einige Schnappschüsse von den zufriedenen «Mädchen» vom Parco dell’Abatino

Sie alle sonnen sich gemütlich, während die letzten Blätter dieses Herbsts von den Bäumen fallen und den Boden bedecken. Auch Shiva ist dort, sie liegt unter dem grossen Baum auf einem weichen Bett aus roten, gelben und orangefarbenen Blättern. Während sie mit einem Fuss auf einer Banane steht, frisst sie einen Apfel – offenbar will sie diese Banane niemandem überlassen. Shiva ist die abgesetzte Prinzessin beziehungsweise die abgesetzte Chefin des Rudels. Trotzdem hat sie ihre majestätischen Bewegungen und ihre Würde behalten; sie fürchtet nichts. Shiva scheint beim Fressen dieser leckeren Frucht so in sich vertieft zu sein wie in einer buddhistischen Meditation. Unerschütterlich. Sie kümmert sich nicht um Viola, die so anders ist als sie, und um deren Art, das Rudel zu leiten. So wie Viola ihre Welt vom Gipfel des Baumes überwacht, bereit, einzugreifen und Ordnung zu halten. Ein Insekt läuft vorbei und geht schnell wieder weg. Es gelingt ihm, zu flüchten und dem Versuch, es zu fangen, zu entkommen. Viola ähnelt einem Matrosen auf dem Grossmast eines Schiffes, der dabei ist, das langersehnte Land am Horizont zu entdecken.

Und somit ist ein weiterer friedlicher Tag im Leben der «Bambine» vorbei. Herzlichen Dank an die AG STG und alle für Ihre grosszügige Unterstützung.


autor Vitadacani onlus
www.vitadacani.org

 


Fotos: zur Verfügung