Leid verhindern, bevor es entsteht…
203 Katzen liegen im Laufe des Wochenendes auf dem Behandlungstisch. 203 Katzen, für die niemand wirklich die Verantwortung übernehmen will. 203 Katzen, die vielleicht nur dieses eine Mal in ihrem Leben einem Tierarzt vorgestellt werden.
203 Katzen an einem Wochenende ist nichts Ungewöhnliches für NetAP – Network for Animal Protection. Kastrationen gehören zum Schwerpunkt der Organisation. In der Schweiz, wie auch in vielen Ländern Europas und Asiens, führt NetAP regelmässig Kastrationsprogramme und entsprechende Einsätze durch. Alleine im Jahr 2013 verzeichnen die Tierschützer über 12 000 Kastrationen. Eine stolze Zahl, wenn man die Grösse von NetAP betrachtet und bedenkt, dass die Organisation keine Angestellten beschäftigt. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich und mit viel Herzblut an der Sache.
Auch in der Schweiz gibt es Tierleid
Während das Leid der Hunde und Katzen im Ausland bekannt ist, verschliessen Herr und Frau Schweizer die Augen oft vor dem Leid der Katzen im eigenen Land. Katzen leiden stumm. Selten bekommt man kranke, geschwächte oder verletzte Tiere zu sehen. Sie verstecken sich und sterben oft einsam. Schuld sind einerseits Landwirte, deren unkastrierte Katzen sich unkontrolliert vermehren. Andererseits sind aber auch Privatleute mitschuldig, die ihre Katze Junge bekommen lassen, weil es so süss ist, kleine Kätzchen zu haben. Dass sie damit vielen heimatlosen Katzen die Chance auf ein neues Zuhause nehmen, wird dabei bewusst ausgeblendet. Immer wieder wird NetAP auch mit Fällen konfrontiert, in welchen eine «eigene Art der Geburtenkontrolle» praktiziert wird: Jungtiere werden ertränkt, erschossen, erschlagen oder – wie jüngst im Jura passiert – in die Gefriertruhe gesteckt. Ja, die Leute werden erfinderisch, um sich vor der Verantwortung zu drücken…
Kastrationen bringen grosse Vorteile für alle
Eine Kastrationspflicht für «Freigänger- Katzen» würde die Situation auf Dauer entspannen. Doch scheuen sich Politiker noch, dieses heisse Eisen anzufassen. Dabei kann eigentlich niemand ernsthaft gegen eine solche Pflicht sein: Katzenfreunde müssten sich über den Rückgang des Katzenleids freuen, Katzengegner über weniger Tiere und Artenschützer darüber, dass sich Katzen nicht mehr mit der geschützten Wildkatze paaren könnten. Naturliebhaber, die überzeugt sind, dass Katzen zu viele Vögel und Amphibien erlegen, müssten ebenfalls jubeln. Und die Katze selbst? Diese profitiert auch vom Eingriff, denn die Kastration hat für sie nur Vorteile: Weibliche Katzen bekommen keine Gebärmuttervereiterungen mehr, und auch Krebserkrankungen entstehen seltener. Und Kater haben durch den Wegfall des Sexualtriebs weniger Kämpfe, und das Revier verkleinert sich – und damit auch die Gefahr eines Unfalls.
Wichtige Einsätze in der Schweiz
203 verwilderte Schweizer Katzen kastrierte NetAP vor kurzem an einem Wochenende. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal. Jede Woche kommen neue Meldungen über verwilderte Katzen. Seit sich die Medien für die Einsätze in der Schweiz interessieren, ist die Zahl der Meldungen dramatisch in die Höhe geschnellt. Spenden hierfür sind aber trotz häufiger Medienpräsenz sehr rar. Dutzende Anträge an Stiftungen wurden verfasst, um Gelder für Kastrationen in der Schweiz zu gewinnen, aber nur drei positive Antworten kamen zurück. Viele sind der Meinung, dass sich genügend Organisationen dieser Problematik annehmen. Doch das stimmt eben nicht. So wie es aussieht, ist NetAP eine der wenigen, wenn nicht die einzige Organisation, die in der Lage ist, professionelle Massenkastrationen in der Schweiz durchzuführen. Professionell auch deshalb, weil dank den chirurgischen Fähigkeiten der Mediziner und der hochwertigen Ausrüstung auch jedes Tier sorgfältig durchgecheckt wird und bei Bedarf zusätzlich zur Kastration eine individuelle Behandlung erhält. Ferner wird jede Katze auch gegen innere und äussere Parasiten behandelt und geimpft.
Im Einsatz für alle Tiere
Aufgrund der Kompetenz in der Durchführung von Kastrationsprojekten wird NetAP oft um Hilfe und Schulung für andere Organisationen gebeten. Dieser Bitte wird jeweils gerne nachgekommen. Dass man gemeinsam mehr erreicht und Wissen und Erfahrung weitergeben soll, ist ebenso selbstverständlich wie die Tatsache, dass nicht nur Hunde und Katzen Schutz brauchen. So ist es selbstverständlich, dass sich NetAP ebenso für sogenannte «Nutztiere» engagiert und sich dabei auf Haltungsverbesserungen und die Einschränkung von langen Schlachttransporten konzentriert. Esel, Schweine, Kühe – die Projekte sind vielseitig und werden langfristig und nachhaltig ausgerichtet. Durchhaltewillen, Hartnäckigkeit, Professionalität und Herzblut zeichnen die Beteiligten aus. Das hat NetAP dieses Jahr einen begehrten Tierschutzpreis eingebracht. Darüber freuen sich alle. Solche Anerkennungen geben neue Energie, um da zu sein, wo die Not gross ist und die Hilfe die Lebensbedingungen der Tiere nachhaltig verbessert.
Esther Geisser,
Präsidentin und Gründerin NetAP
NetAP (Network for Animal Protection)Web: www.netap.ch |
Erstellungsdatum: 05.06.2014
Fotos: zur Verfügung