Seit über 20 Jahren setzt sich die Schweizerin Monika Brukner in Serbien unermüdlich für heimatlose Hunde und Katzen, aber auch für qualvoll gehaltene Nutz- und Zootiere ein. Neben dem Kastrieren möglichst vieler Tiere ist die Aufklärung der Bevölkerung das wichtigste Mittel im Kampf gegen das Tierelend.

Tierschutzprojekt Monika Brukner - Kaum macht Monika Brukner einen Schritt in den Hof, ist sie umringt von ihren Schützlingen.
Tierschutzprojekt Monika Brukner - Kaum macht
Monika Brukner einen Schritt in den Hof,
ist sie umringt von ihren Schützlingen.
Cora, heute Suschi, räkelt sich auf dem Sofa und träumt vor sich hin. Seit sie bei ihrer Familie im Zürcher Oberland wohnt, fühlt sie sich wie im Paradies. Knapp ein Jahr zuvor war sie noch in einer Welt, die gegensätzlicher kaum sein könnte. Suschi ist ein ehemaliger Strassenhund aus Serbien. Ihre Geschichte steht für die Millionen von anderen Tieren im Balkan, nur, dass Suschi eine der ganz wenigen ist, für die es ein Happy End gab.

Ein Grossteil der Streuner wird in der Obhut von Menschen geboren. Der schönste Welpe wird meistens behalten, die anderen möglichst verkauft und der Rest zusammen mit der Mutter ausgesetzt. Viele Hunde versuchen, nach Hause zurückzukehren, wo sie mehr oder weniger brutal wieder verjagt werden. Der Rest ihres Lebens ist
geprägt von Angst, Hunger und Schmerzen.
Oft werden die Hunde von gelangweilten Kindern gequält, von ihren Hetzern angeschossen oder sie werden Opfer von Verkehrsunfällen. Früher oder später sterben die meisten einen langsamen Hungertod.


Tierschutzprojekt Monika Brukner - Katzenhaus im Tierheim.
Tierschutzprojekt Monika Brukner -
Katzenhaus im Tierheim.
Für die Bevölkerung sind die unzähligen heimatlosen Tiere in erster Linie ein «Hygieneproblem». Um Abhilfe zu schaffen, gibt es in allen grösseren Ortschaften Tötungslager. Ein- bis zweimal pro Woche jagen die Hundefänger ihre Opfer. Allein in Belgrad wurden 2006 über 10'000 Hunde gefangen. Dabei sterben bereits viele. Die anderen werden in den Tötungsstationen auf den Mülldeponien auf irgendeine irrsinnige Art umgebracht (vergiftet, erschossen, totgeschlagen etc.).






In Serbien vermehren sich die Streunerhunde nicht – wie viele Leute glauben – völlig unkontrolliert auf der Strasse. Die allermeisten Hündinnen gebären in der Obhut von Menschen,
d.h., die Hundebesitzer hätten es in der Hand, eine Trächtigkeit zu verhindern. Genau das ist einer der wichtigsten Ansatzpunkte von Monika Brukners Engagement für die Tiere.


Über 20 Jahre ist es nun her, dass Monika Brukner und ihr Mann aus beruflichen Gründen für ein Jahr nach Jugoslawien zogen. Schockiert vom grossen Tierelend, das sie dort antrafen, hängte die Schweizerin ihre Karriere bald an den Nagel und verwendete fortan ihre ganze Energie darauf, dieses Leid zu mildern. Noch im selben Jahr gründete sie im Dorf Djurdjevo, in der Nähe von Novi Sad, ein privates Heim für misshandelte, verletzte und ausgesetzte Tiere.


Tierschutzprojekt Monika Brukner - Aussenansicht des Tierheims.
Tierschutzprojekt Monika Brukner -
Aussenansicht des Tierheims.
Wegen der Tiere harrten die Brukners sogar in den Kriegsjahren in Serbien aus und blieben auch danach trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Misere. Inzwischen beherbergt das – auch für westeuropäische Verhältnisse – mustergültig geführte Tierheim in Djurdjevo über 300 Tiere. Durch den riesigen Einsatz von Monika Brukner und freiwilligen Helfern entstand daraus ein eigentliches Kompetenzzentrum für artgerechte Tierhaltung und ein Leben im Einklang mit der Natur. Schulklassen und zahlreiche andere Besucher werden täglich in Djurdjevo empfangen und über das Wesen und die Bedürfnisse der Tiere aufgeklärt. Es wird gezeigt, wie man Tiere artgerecht hält und warum die Kastration eines der wichtigsten Mittel zur Linderung des Tierelends im Land ist.

Überhaupt nimmt die Aufklärung der Bevölkerung einen Grossteil von Monika Brukners Zeit in Anspruch. Für betroffene Behörden, Fachleute und immer mehr auch interessierte Tierfreunde, die sich selber engagieren möchten, hält sie Vorträge über Tierhaltung, Kastrations- und Impfprogramme sowie über viele andere Aspekte des Tierschutzes. Und sie sorgt dafür, dass auch Radio, Fernsehen und Zeitungen regelmässig entsprechende Beiträge bringen. Um die Probleme möglichst an der Wurzel zu packen, beschäftigt sie ausserdem eine Lehrerin, die in der ganzen Vojvodina (Nordserbien) stundenweise stufengerechten Tierschutzunterricht erteilt.


Der Erfolg dieser Strategie zeigt sich darin, dass die Gratiskastrationen und -impfungen, die Monika Brukner vielerorts anbietet, immer häufiger genutzt werden. Allein im Tierheim in Djurdjevo werden jährlich über 900 Tiere kastriert.

Ebenso gibt es in der Bevölkerung auch vermehrt Initiativen zugunsten der Tiere. So wurden in den letzten Jahren verschiedene lokale Tierschutzvereine gegründet. Monika Brukner fördert diese gut gemeinten, aber meist völlig mittellosen Projekte nach Kräften. Sie berät, bietet Rückendeckung im Kampf gegen Tierquäler und uneinsichtige Behörden und ermöglicht diesen Tierfreunden durch Futterhilfe und Materialspenden, aktive Tierschutzarbeit zu leisten. So werden mit Monika Brukners Unterstützung täglich rund 700 Tiere zusätzlich ausserhalb des Tierheims gefüttert und medizinisch versorgt.

Tierschutzprojekt Monika Brukner - Suschi geniesst ihr neues Leben.
Tierschutzprojekt Monika Brukner - Suschi
geniesst ihr neues Leben.
Während ein Grossteil der Hilfe Hunden und Katzen zugutekommt, gibt es immer auch wieder «exotische» Einsätze. So konnten 2004 und 2006 total drei Bären, die in Kleinstkäfigen vegetierten, in eigens für sie gebaute, grosse Gehege mit (künstlicher) Höhle, Schwimmbassin, Wäldchen und Spielgerät umgesiedelt werden. Die glücklichen und jetzt aktiven Bären werden nun von vielen Leuten besucht und bestaunt. Und im Jahr 2005 ermöglichte ein Schweizer Sponsor den Kauf einer Tontauben-Maschine für die Jäger. Auf Monika Brukners Initiative hin schiessen die Männer nun als Sportschützen auf Tontauben, anstatt Wildtiere und Streuner zu jagen.



Wenn es um die Tiere, ihre Schutzbefohlenen geht, ist Monika Brukner nichts zu viel. Seit über zwei Jahrzehnten bewältigt sie unermüdlich ihre 15-Stunden-Tage und 7-Tage-Wochen, gar nicht zu reden vom grossen Tierleid, mit dem sie tagtäglich konfrontiert ist. Der plötzliche Tod ihres Gatten vor einem Jahr war eine zusätzliche, schwere Prüfung. Doch Monika Brukner hat sich auch da wieder aufgerappelt und beschlossen, ihre Arbeit für die geschundenen Tiere in Serbien weiterzuführen. Das ist sehr mutig. Als alleinstehende Frau und Ausländerin ist es schwierig, sich in diesem Land durchzusetzen. Und als aktive Tierschützerin braucht sie noch viel mehr Rückgrat.


Tierschutzprojekt Monika Brukner - Wunde von eingewachsener Kette von einem befreiten Kettenhund.
Tierschutzprojekt Monika Brukner -
Wunde von eingewachsener Kette
von einem befreiten Kettenhund.
Ganz besonderen Mut brauchte die Umwandlung der Tötungsstation der Stadt Zrenjanin in ein Auffangzentrum für heimatlose Tiere, denn der jahrelange Entstehungsprozess war ein mühsamer Zweifrontenkrieg. Zum einen mussten die Stadtbehörden zur Mitarbeit bewogen werden, zum anderen viele Tierfreunde überzeugt werden.
Die Stadt stellte schliesslich das Gelände und die Arbeitskräfte zur Verfügung. Monika Brukners Tierschutzverein erstellte die Bauten und überwacht den ganzen Betriebsablauf. Auch die Tiervermittlung ist Sache der Tierschützer. Die Streuner werden nun von extra dafür ausgebildeten «neuen» Hundefängern möglichst schonend gefangen und in die Station gebracht. Die, welche eventuell weitervermittelt werden können, werden medizinisch versorgt und kastriert. Die anderen leben bis nach Ablauf der gesetzlichen Frist von 72 Stunden in grosszügigen Boxen, mit schönen Hütten und werden (vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben) gut gefüttert.
Auf einer grossen Wiese mit Planschbecken dürfen sie sich zwischendurch austoben. Danach werden sie unter Aufsicht von Tierschützern von einem städtischen Tierarzt korrekt eingeschläfert. Das hat natürlich viele Tierfreunde in Serbien schockiert. Auch Monika Brukner wäre in den ersten Jahren ihres Wirkens dagegen gewesen, und sie tut sich auch heute noch schwer mit dem Gedanken, dass gesunde Tiere eingeschläfert werden.

Tierschutzprojekt Monika Brukner - Monika Brukner bei einem Vortrag über das Streunerprojekt in Zrenjanin.
Tierschutzprojekt Monika Brukner - Monika
Brukner bei einem Vortrag über das
Streunerprojekt in Zrenjanin.
Aber sie hat in all den Jahren auch gesehen, dass es unmöglich ist, alle Tiere zu retten, weil die Leute in ihrer Unvernunft immer noch jedes Jahr Tausende Tiere neu aussetzen. Und kaum jemand weiss besser, wie schwierig es ist, im Ausland (und in Serbien sowieso) gute Plätze für so viele Tiere zu finden. Das anderswo praktizierte Kastrieren und Wiederaussetzen ist in Serbien auch keine Lösung, denn das Leben auf der Strasse bedeutet – wie bereits erwähnt – Angst, Hunger und Schmerzen und praktisch immer einen langsamen, qualvollen Tod. Auf der Strasse wird in Serbien kein Tier alt.




Im Jahr 2006 wurden in der Auffangstation von Zrenjanin innerhalb von 10 Monaten 1783 Hunde aufgenommen, 503 Hunde plaziert (kastriert und geimpft), 202 nach der Kastration dem Besitzer zurückgebracht, 45 warten noch auf eine Plazierung und 1033 Hunde wurden eingeschläfert.

Allein diese Zahlen zeigen, was für ein riesiges Glück Suschi hatte.

Das Brukner-Projekt ist zum grössten Teil auf private Spenden aus der Schweiz angewiesen. Auch hier ist es ein ständiger Kampf, das Geld für den vielfältigen und wichtigen Einsatz von Monika Brukner zusammenzubringen.


Wer helfen oder mehr Informationen möchte, melde sich bei:

Tierschutzverein Djurdjevo-Schweiz
Annemarie Haller
Liebigen 298
4805 Brittnau

Tel. 062 752 06 70


Postkonto: 40-531781-2  (steuerbefreit)