Während Organisationen wie das Great Ape Project Menschenrechte für Menschenaffen (Primaten) fordern, führen Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen Tierversuche an Menschenaffen durch. Als scheinbar gutes Argument wird hierfür die hohe genetische Ähnlichkeit angeführt. So stimmt die menschliche DNA zu 98,4% mit der von Schimpansen, zu 98% mit der von Bonobos und zu 97,7% mit der von Gorillas überein. Was auf den ersten Blick nach dem idealen «Modell» aussieht, wie Tiere in Tierversuchen von Wissenschaftlern bezeichnet werden, entpuppt sich schnell als wenig spektakulär, denn auch die DNA zwischen Menschen und Mäusen stimmt zu 95% überein. Im Folgenden werden zwei Schwerpunkte der Primatenforschung dargestellt.
Die Erforschung von dementiellen Erkrankungen wie z.B. der Alzheimer-Demenz an Menschenaffen wird versucht, ist jedoch schon deshalb sinnlos, da dies Erkrankungen sind, die sich im Alter zeigen. Wohingegen z.B. ein Gehirn eines Orang-Utans selbst in Gefangenschaft aufgrund einer geringeren Lebenszeit selten mehr als 50 Jahre erreicht. Bei Menschenaffen wurden Demenz-Krankheiten als Spontanerkrankungen bislang nicht beobachtet. Auch wenn sie sich durch entsprechende Eingriffe auslösen lassen, bieten sie keine geeignete Forschungsgrundlage, denn Demenzen scheinen durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu entstehen. Die existierenden medikamentösen Therapien, die beispielsweise in das System des Neurotransmitters Acetylcholin eingreifen, sind alle durch Nicht-Tierversuche entwickelt worden. Tierversuche wurden lediglich anschliessend aufgrund der gesetzlichen Vorschriften durchgeführt.
Ähnliches gilt auch für ischämische Schlaganfälle, die meist aufgrund arteriosklerotischer Plaques entstehen, also durch Ablagerungen und Gerinnsel in Blutgefässen. Derartige Erscheinungen scheint es bei Menschenaffen nicht zu geben. Dennoch mussten sie als Modell herhalten, indem durch Eingriffe künstlich Schlaganfälle ausgelöst wurden, obwohl auch in der Reaktion des Körpers erhebliche Unterschiede bestehen. So gibt es bei ihnen verstärkt Umgehungskreisläufe, die aktiviert werden, wenn eine Blutversorgungsstrecke ausgefallen ist. Dies ist beim Menschen nicht der Fall. So wundert es auch nicht, dass Therapien, die bei Menschenaffen erfolgreich waren, beim Menschen nicht funktionierten.
Bereits seit mehr als 30 Jahren kann man bei Menschenaffen chemisch die Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) auslösen. Bis heute ist daraus jedoch kein Therapieansatz resultiert, wie Parkinson verhindert oder geheilt werden kann. Auch dies verwundert nicht, da grundlegende Unterschiede zwischen Menschenaffen und Menschen bestehen, so z.B. das Fehlen der Lewy-Körperchen. Und während beim Menschen eine Störung der striatalen Strukturen regelmässig zu der typischen Parkinson-Symptomatik führt, genügt ein Defekt dieser Strukturen bei Menschenaffen nicht. Die Fortschritte, die in der Parkinson-Therapie erzielt wurden, sind auf epidemiologische und klinische Studien sowie Untersuchungen an menschlichen Zellkulturen und Autopsien zurückzuführen.
Das Team um Lazarou veröffentlichte 1998 in der renommierten Zeitschrift der amerikanischen Ärzte eine Metaanalyse, nach der unerwünschte Medikamentennebenwirkungen als vierthäufigste Todesursache in der westlichen Welt zu sehen sind. Dies trotz oder gerade weil Tierversuche keine Hinweise auf diese Nebenwirkungen ergaben, auch wenn Menschenaffen für die Tierversuche eingesetzt wurden. So gibt es viele weitere erschütternde Beispiele:
- Millionen Frauen wurde eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren verabreicht. Es wurde ihnen versprochen, dass sie dadurch nicht nur die typischen Beschwerden loswerden, sondern auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren können, denn genau dieses hatte sich in Versuchen an Primaten gezeigt. Beim Menschen war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Das Risiko stieg durch die Einnahme an. Gleichzeitig nahm die Brustkrebs-Häufigkeit zu, was sich ebenfalls nicht in den Primaten-Versuchen gezeigt hatte. Schätzungen gehen alleine in Grossbritannien von 20 000 zusätzlichen Brustkrebsfällen im letzten Jahrzehnt durch die Hormonersatztherapie aus.
- AIDSVAX war der Name für einen vielversprechenden Impfstoff gegen das AIDS-auslösende Virus HIV. Nach erfolgreicher Anwendung bei Schimpansen versagte die Impfung ausnahmslos im Rahmen klinischer Studien bei 8000 Freiwilligen.
- Isoprenalin wurde in der Asthma-Therapie eingesetzt. Die aus Tierstudien ermittelten Dosierungen zeigten sich für Menschen als viel zu hoch und führten zu Tausenden Todesfällen, v.a. bei Kindern. Daraufhin wurden erneut Tierversuche an nicht-menschlichen Primaten durchgeführt, wobei die Ereignisse bei Menschen jedoch nicht reproduziert werden konnten.
Besonders gerne werden schwangere Menschenaffen für sogenannte Teratogenitätsstudien (teratogen = Fehlbildungen hervorrufend) verwendet. Damit sollen schädliche Auswirkungen von Medikamenten auf die Entwicklung des Fetus bzw. Embryos untersucht werden. Dabei zeigt sich nur bei 50% eine Übereinstimmung mit dem Menschen. Das ist sogar weniger als bei anderen evolutionstechnisch weiter entfernten Tierarten wie Ratten oder Hamstern und führt zu einem völlig inakzeptablen Risiko für Schwangere. Das bekannte Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Handelsname: Aspirin) beispielsweise ist bei Menschenaffen teratogen, während es bei Menschen unbedenklich ist. Eine 50%ige Übereinstimmungsquote wäre ebenso gut zu erreichen, wenn man eine Münze werfen würde. Aber mit dem Unterschied, dass dabei keine Tiere gequält werden würden. Daher kam 2002 beispielsweise die toxikologische Arbeitsgruppe des englischen Regierungshauses «House of Lords» zu dem Ergebnis, dass die Verwendung zweier verschiedener Tierarten bei Sicherheitstests von Arzneien kein wissenschaftlich seriöses Unterfangen ist, sondern vielmehr als Eingeständnis zu werten ist, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf Menschen übertragen werden können (House of Lords Select Committee on Animals in Scientific Procedures, 2002).
Auch viele Wissenschaftler haben die Probleme von Tierversuchen einschliesslich Versuchen an Primaten inzwischen erkannt, jedoch wie schon so oft die falschen Schlüsse daraus gezogen. Sie stützen sich auf eine Publikation von einem Forscherteam um Olson, das herausfand, dass 70% aller unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten, die bei Menschen auftraten, auch bei irgendeiner Tierart auslösbar waren. Dies verwundert bei einer Million Tierarten wenig. So arbeiten sie daran, die «Tiermodelle zu verfeinern», wie es beschönigend heisst, anstatt dass sie sich eingestehen, dass man in der medizinischen Forschung jahrzehntelang auf dem Holzweg war und besser konsequent Tierversuche durch Alternativmethoden ersetzen sollte.
Obwohl der Nutzen von Primatenversuchen nie belegt wurde, vielmehr zahlreiche Beispiele für den Unsinn dieser vorliegen, gibt es auch auf Behördenseiten immer wieder haarsträubende Leistungen. So berichtete Dr. Robert Ruffalo, Präsident von R&D beim Pharmakonzern Wyeth, bei einer internationalen Konferenz 2005 davon, dass die japanischen Regulierungsbehörden vor der Zulassung des Impfstoffes Prevnar gegen Pneumokokken in Japan zuerst Ergebnisse von Versuchen an Primaten sehen wollen. Dies obwohl der Impfstoff in den USA längst zugelassen und an über 30 Millionen amerikanischen Kindern erfolgreich eingesetzt worden war. Nicht selten kommt es daher vor, dass Tierversuche Studien an Menschen nachgeschaltet sind, was Tierversuche dann vollends ad absurdum führt.
Aber es gibt auch erfreuliche Entwicklungen. So anerkennen inzwischen auch hohe Institutionen wie die FDA (Food and Drug Administration) oder die EMEA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) immer mehr Alternativmethoden. Eine Alternativmethode wird nicht für alle Fragestellungen geeignet sein und hinreichende Sicherheit für die Anwendung einer Substanz beim Menschen bieten, auch wenn jede Methode für sich genommen wahrscheinlich mehr Nutzen bietet als die Münzwurf-Wahrscheinlichkeit von Tierversuchen. Aber durch die geschickte Kombination von Tests in vitro (einschliesslich Experimenten an menschlichen Zellkulturen), in silico (also Computermodellen) und frühen AMS-Microdosing-Studien, bei denen durch die Gabe geringer Mengen einer Substanz an freiwillige Probanden die Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechselung und Ausscheidung dieser Substanz untersucht werden kann, sind verlässliche Ergebnisse zu erzielen.
Der Autor:
Dr. med. Alexander Walz, aktuell klinisch tätiger Arzt nach insgesamt 7-jähriger Forschungstätigkeit in verschiedenen Einrichtungen
medizinisch-wissenschaftlicher Berater der AGSTG
Gehirnforschung
Über Jahre wurden Menschenaffen Elektroden ins Gehirn implantiert und verschiedenste Experimente durchgeführt, beispielsweise um die Auswirkungen von Schlafentzug oder die Entfernung von den Eltern direkt nach der Geburt zu erforschen. Kaum wurden Daten gewonnen, wanderten diese in aller Regel als Makulatur in die Archive ohne jegliche klinische Relevanz. Heutzutage stehen mit modernen bildgebenden Verfahren wie z.B. der funktionellen Magnetresonanztomographie (Abkürzung: fMRT bzw. fMRI) hervorragende nicht-invasive (schmerzlose) Methoden zur Verfügung, mit denen direkt am Menschen geforscht werden kann. Dabei wird ein hochauflösendes dreidimensionales Bild des Gehirns aufgenommen, gleichzeitig können Stoffwechselvorgänge von Nervenzellen als indirekte Zeichen von Gehirnaktivität aufgezeichnet werden. Insbesondere in der Psychiatrie brachte dieses Verfahren revolutionäre Erkenntnisse, die jahrzehntelange Tierversuche nicht imstande waren zu liefern. Man konnte deutliche Unterschiede zwischen dem Gehirn von gesunden Menschen und jenen mit Depressionen, Zwangs- und Angststörungen sowie anderen Erkrankungen nachweisen und damit die klassische Einteilung von Krankheiten in körperlich einerseits und psychisch andererseits aufweichen. Dieses Verfahren bringt jedoch nicht nur Nutzen im Verständnis von Ursachen von Gehirnkrankheiten, sondern auch in der Erforschung von Therapieverfahren. So werden inzwischen beispielsweise atypische Neuroleptika, Medikamente, welche z.B. bei Schizophrenien eingesetzt werden, auf ihre Wirksamkeit hin im fMRT verglichen, da sich dort bei Wirksamkeit eine Veränderung der Stoffwechselaktivität in den kranken Hirnregionen zeigt.Die Erforschung von dementiellen Erkrankungen wie z.B. der Alzheimer-Demenz an Menschenaffen wird versucht, ist jedoch schon deshalb sinnlos, da dies Erkrankungen sind, die sich im Alter zeigen. Wohingegen z.B. ein Gehirn eines Orang-Utans selbst in Gefangenschaft aufgrund einer geringeren Lebenszeit selten mehr als 50 Jahre erreicht. Bei Menschenaffen wurden Demenz-Krankheiten als Spontanerkrankungen bislang nicht beobachtet. Auch wenn sie sich durch entsprechende Eingriffe auslösen lassen, bieten sie keine geeignete Forschungsgrundlage, denn Demenzen scheinen durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu entstehen. Die existierenden medikamentösen Therapien, die beispielsweise in das System des Neurotransmitters Acetylcholin eingreifen, sind alle durch Nicht-Tierversuche entwickelt worden. Tierversuche wurden lediglich anschliessend aufgrund der gesetzlichen Vorschriften durchgeführt.
Ähnliches gilt auch für ischämische Schlaganfälle, die meist aufgrund arteriosklerotischer Plaques entstehen, also durch Ablagerungen und Gerinnsel in Blutgefässen. Derartige Erscheinungen scheint es bei Menschenaffen nicht zu geben. Dennoch mussten sie als Modell herhalten, indem durch Eingriffe künstlich Schlaganfälle ausgelöst wurden, obwohl auch in der Reaktion des Körpers erhebliche Unterschiede bestehen. So gibt es bei ihnen verstärkt Umgehungskreisläufe, die aktiviert werden, wenn eine Blutversorgungsstrecke ausgefallen ist. Dies ist beim Menschen nicht der Fall. So wundert es auch nicht, dass Therapien, die bei Menschenaffen erfolgreich waren, beim Menschen nicht funktionierten.
Bereits seit mehr als 30 Jahren kann man bei Menschenaffen chemisch die Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson) auslösen. Bis heute ist daraus jedoch kein Therapieansatz resultiert, wie Parkinson verhindert oder geheilt werden kann. Auch dies verwundert nicht, da grundlegende Unterschiede zwischen Menschenaffen und Menschen bestehen, so z.B. das Fehlen der Lewy-Körperchen. Und während beim Menschen eine Störung der striatalen Strukturen regelmässig zu der typischen Parkinson-Symptomatik führt, genügt ein Defekt dieser Strukturen bei Menschenaffen nicht. Die Fortschritte, die in der Parkinson-Therapie erzielt wurden, sind auf epidemiologische und klinische Studien sowie Untersuchungen an menschlichen Zellkulturen und Autopsien zurückzuführen.
Medikamentenforschung
Medikamente werden in Tierversuchen getestet, um möglichen Schaden aus Nebenwirkungen für Menschen zu erfassen. Nicht-menschliche Primaten werden gerne als zweite Tierspezies nach «preiswerteren» Tierarten wie Ratten eingesetzt. Die Erzielung von Medikamentensicherheit gelingt jedoch selbst bei der hohen genetischen Ähnlichkeit bei Menschenaffen nicht, wie viele Beispiele zeigen. Ein Beispiel, das vielen sicher noch bekannt ist: Cerivastatin, besser bekannt unter dem Präparatenamen Lipobay. Das Präparat der Firma Bayer, das zur Senkung von Cholesterin eingesetzt wurde, wurde 1997 in den USA und in Europa nach komplikationsfreier Gabe unter anderem an Menschenaffen zugelassen und von schätzungsweise 6 Millionen Menschen weltweit eingenommen. Bereits 1998 gab es erste Hinweise auf Todesfälle durch die Einnahme von Lipobay. In den Folgejahren häuften sich Berichte über tödlich verlaufende Auflösungen von Muskelgewebe, sogenannte Rhabdomyolyse. 2001 wurde das Präparat schliesslich vom Markt genommen. Damit war die Medizingeschichte um eine Lektion reicher, dass Tierversuche keine Sicherheit für eine Anwendung am Menschen bieten. Selbst wenn es sich um Tierversuche an Menschenaffen handelt.Das Team um Lazarou veröffentlichte 1998 in der renommierten Zeitschrift der amerikanischen Ärzte eine Metaanalyse, nach der unerwünschte Medikamentennebenwirkungen als vierthäufigste Todesursache in der westlichen Welt zu sehen sind. Dies trotz oder gerade weil Tierversuche keine Hinweise auf diese Nebenwirkungen ergaben, auch wenn Menschenaffen für die Tierversuche eingesetzt wurden. So gibt es viele weitere erschütternde Beispiele:
- Millionen Frauen wurde eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren verabreicht. Es wurde ihnen versprochen, dass sie dadurch nicht nur die typischen Beschwerden loswerden, sondern auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren können, denn genau dieses hatte sich in Versuchen an Primaten gezeigt. Beim Menschen war jedoch genau das Gegenteil der Fall: Das Risiko stieg durch die Einnahme an. Gleichzeitig nahm die Brustkrebs-Häufigkeit zu, was sich ebenfalls nicht in den Primaten-Versuchen gezeigt hatte. Schätzungen gehen alleine in Grossbritannien von 20 000 zusätzlichen Brustkrebsfällen im letzten Jahrzehnt durch die Hormonersatztherapie aus.
- AIDSVAX war der Name für einen vielversprechenden Impfstoff gegen das AIDS-auslösende Virus HIV. Nach erfolgreicher Anwendung bei Schimpansen versagte die Impfung ausnahmslos im Rahmen klinischer Studien bei 8000 Freiwilligen.
- Isoprenalin wurde in der Asthma-Therapie eingesetzt. Die aus Tierstudien ermittelten Dosierungen zeigten sich für Menschen als viel zu hoch und führten zu Tausenden Todesfällen, v.a. bei Kindern. Daraufhin wurden erneut Tierversuche an nicht-menschlichen Primaten durchgeführt, wobei die Ereignisse bei Menschen jedoch nicht reproduziert werden konnten.
Besonders gerne werden schwangere Menschenaffen für sogenannte Teratogenitätsstudien (teratogen = Fehlbildungen hervorrufend) verwendet. Damit sollen schädliche Auswirkungen von Medikamenten auf die Entwicklung des Fetus bzw. Embryos untersucht werden. Dabei zeigt sich nur bei 50% eine Übereinstimmung mit dem Menschen. Das ist sogar weniger als bei anderen evolutionstechnisch weiter entfernten Tierarten wie Ratten oder Hamstern und führt zu einem völlig inakzeptablen Risiko für Schwangere. Das bekannte Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Handelsname: Aspirin) beispielsweise ist bei Menschenaffen teratogen, während es bei Menschen unbedenklich ist. Eine 50%ige Übereinstimmungsquote wäre ebenso gut zu erreichen, wenn man eine Münze werfen würde. Aber mit dem Unterschied, dass dabei keine Tiere gequält werden würden. Daher kam 2002 beispielsweise die toxikologische Arbeitsgruppe des englischen Regierungshauses «House of Lords» zu dem Ergebnis, dass die Verwendung zweier verschiedener Tierarten bei Sicherheitstests von Arzneien kein wissenschaftlich seriöses Unterfangen ist, sondern vielmehr als Eingeständnis zu werten ist, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf Menschen übertragen werden können (House of Lords Select Committee on Animals in Scientific Procedures, 2002).
Auch viele Wissenschaftler haben die Probleme von Tierversuchen einschliesslich Versuchen an Primaten inzwischen erkannt, jedoch wie schon so oft die falschen Schlüsse daraus gezogen. Sie stützen sich auf eine Publikation von einem Forscherteam um Olson, das herausfand, dass 70% aller unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten, die bei Menschen auftraten, auch bei irgendeiner Tierart auslösbar waren. Dies verwundert bei einer Million Tierarten wenig. So arbeiten sie daran, die «Tiermodelle zu verfeinern», wie es beschönigend heisst, anstatt dass sie sich eingestehen, dass man in der medizinischen Forschung jahrzehntelang auf dem Holzweg war und besser konsequent Tierversuche durch Alternativmethoden ersetzen sollte.
Obwohl der Nutzen von Primatenversuchen nie belegt wurde, vielmehr zahlreiche Beispiele für den Unsinn dieser vorliegen, gibt es auch auf Behördenseiten immer wieder haarsträubende Leistungen. So berichtete Dr. Robert Ruffalo, Präsident von R&D beim Pharmakonzern Wyeth, bei einer internationalen Konferenz 2005 davon, dass die japanischen Regulierungsbehörden vor der Zulassung des Impfstoffes Prevnar gegen Pneumokokken in Japan zuerst Ergebnisse von Versuchen an Primaten sehen wollen. Dies obwohl der Impfstoff in den USA längst zugelassen und an über 30 Millionen amerikanischen Kindern erfolgreich eingesetzt worden war. Nicht selten kommt es daher vor, dass Tierversuche Studien an Menschen nachgeschaltet sind, was Tierversuche dann vollends ad absurdum führt.
Aber es gibt auch erfreuliche Entwicklungen. So anerkennen inzwischen auch hohe Institutionen wie die FDA (Food and Drug Administration) oder die EMEA (European Agency for the Evaluation of Medicinal Products) immer mehr Alternativmethoden. Eine Alternativmethode wird nicht für alle Fragestellungen geeignet sein und hinreichende Sicherheit für die Anwendung einer Substanz beim Menschen bieten, auch wenn jede Methode für sich genommen wahrscheinlich mehr Nutzen bietet als die Münzwurf-Wahrscheinlichkeit von Tierversuchen. Aber durch die geschickte Kombination von Tests in vitro (einschliesslich Experimenten an menschlichen Zellkulturen), in silico (also Computermodellen) und frühen AMS-Microdosing-Studien, bei denen durch die Gabe geringer Mengen einer Substanz an freiwillige Probanden die Aufnahme, Verteilung, Verstoffwechselung und Ausscheidung dieser Substanz untersucht werden kann, sind verlässliche Ergebnisse zu erzielen.
Der Autor:
Dr. med. Alexander Walz, aktuell klinisch tätiger Arzt nach insgesamt 7-jähriger Forschungstätigkeit in verschiedenen Einrichtungen
medizinisch-wissenschaftlicher Berater der AGSTG