Die Ratte in der Alkoholforschung
Für viele Menschen zählt sie als «Schädling» und vermeintlicher Krankheitsüberträger zu den sogenannten «Ekeltieren» und wird mit Angst- und Ablehnungsgefühlen assoziiert. So entsteht nur wenig Mitgefühl oder gar ein Unrechtsbewusstsein gegenüber in Tierversuchen missbrauchten Ratten. Kaum jemand kennt diese Tiere als hochsoziale und intelligente, in Grossfamilien lebende Rudeltiere, die ein enormes Verhaltensrepertoire aufweisen.Um die Öffentlichkeit mit dem wirklichen Wesen der Ratte bekannt zu machen und sie so für das extreme Leid unzähliger Versuchsratten zu sensibilisieren, wird die Ratte 2007 als Versuchstier des Jahres in den Fokus gerückt.
Ratten werden in praktisch allen Bereichen in Versuchen missbraucht. Ein Teilgebiet stellt die tierexperimentelle Alkoholforschung dar. Die Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg haben sich auf dieses Gebiet konzentriert und die Erkenntnisse aus 15 Jahren dieser Art der Forschung ausgewertet. Neben entsetzlichem Tierleid konnte keinerlei Nutzen für die klinische Medizin – und damit werden die Versuche ja begründet – gefunden werden.
Die Schilderung und Kommentierung einzelner Versuche (siehe unter: http://www.versuchstier-des-jahres.de) aus diesem Bereich sollen exemplarisch verdeutlichen, in welchem Ausmass Ratten in Experimenten leiden müssen und zugleich darlegen, wie sinnlos und grausam die Methode Tierversuch an sich ist und dass ein Umdenken hin zu tierversuchsfreier Forschung dringend notwendig ist.
Kritische Betrachtung der tierexperimentellen Alkoholforschung
Ganz abgesehen davon, dass im Rahmen der Suchtforschung unzählige Tiere unvorstellbar leiden und sie schon aus diesem Grunde abzulehnen ist, ist sie auch aus methodologischer und medizinischer Sicht zum Scheitern verurteilt. Das extrem vielschichtige Krankheitsbild der Alkoholabhängigkeit des Menschen, das durch ein komplexes und individuell unterschiedliches Zusammenspiel verschiedenster innerer und äusserer Faktoren über Jahre bis Jahrzehnte zustande kommt, durch ein standardisiertes «Tiermodell» nachahmen zu wollen, ist unmöglich.Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass Suchtverhalten – und genau das soll ja in den Versuchen untersucht werden – nur auf der Basis freiwilliger Drogeneinnahme entsteht. Eine zwingende Konsequenz ist also eine freiwillige Alkoholaufnahme durch die Tiere. Angesichts der den Bedürfnissen der Ratten komplett zuwiderlaufenden Haltungsbedingungen, wie sie im Labor üblich sind, von Freiwilligkeit zu sprechen, erscheint jedoch mehr als fraglich. Vielmehr scheint es sich bei dem Alkoholkonsum, der unter diesen Bedingungen beobachtet wird, um eine Bewältigungsstrategie zu handeln, mit diesen permanenten artwidrigen Umständen umgehen zu können.
Aber auch ganz offenkundige Fragen der Übertragbarkeit und damit des potenziellen Nutzens dieser Versuche werden von vielen Experimentatoren nicht zum Anlass genommen, diese Art der Forschung zu überdenken. So wird in Diskussionen zu verschiedenen Versuchen angemerkt, dass die gemachten Beobachtungen beispielsweise nur für eine ganz bestimmte Rattenlinie gelten und nicht unbedingt auf andere Rattenlinien übertragbar seien. Wie sieht es dann wohl erst mit der Übertragbarkeit auf den Menschen aus, der sogar einer anderen Spezies angehört und nicht unter standardisierten Laborbedingungen lebt?
Ebenso ist der verstärkte Einsatz gentechnisch veränderter Tiere neben erheblichem Tierleid hauptsächlich von Ergebnissen gekennzeichnet, die jegliche Aussagekraft missen lassen.
Der Nutzen der tierexperimentell gestützten Erforschung der Alkoholabhängigkeit des Menschen ist somit neben ethischen auch aus medizinischen und methodologischen Gründen nicht gegeben.
Was können Sie tun?
Auf der Website http://www.versuchstier-des-jahres.de finden Sie Protestbriefe sowie eine Petition gegen diese grausamen Tierversuche.Bitte unterstützen Sie diese Kampagne!
http://www.versuchstier-des-jahres.de