Liebe Tierversuchsgegnerinnen und Tierversuchsgegner
«Nach vielen Fehlschlägen mit verschiedenen Versuchstierarten, Dosierungen sowie Laborbedingungen haben wir es endlich geschafft, in einem von vielen Versuchen ein unseren Auftraggeber zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Dies werden wir nun isoliert von allen anderen Ergebnissen und somit entgegen jeglichem gesunden Menschenverstand (wenn wir den hätten, dann würden wir keine Tierversuche durchführen) als Erfolg publizieren. Wir wissen, dass dies in Wahrheit der allfälligen Abwehr von Schadenersatzklagen seitens der Konsumenten sowie der weiteren Sicherung von Forschungsgeldern dient.Es fiel uns nicht einfach, auf dieses von vornherein festgesetzte Ergebnis hinzuarbeiten. Fast alle Tests bewiesen signifikant, dass dieses Mittel nutzlos, gefährlich und mit starken Nebenwirkungen verbunden ist.
Jedoch wie das Sprichwort «Wer sucht, der findet» schon sagt, hat sich unsere steuergelderverschwendende Taktik wie immer bewährt.»
Übersetzt auf Deutsch heisst dies dann:
«Im Tierversuch konnte nachgewiesen werden, dass Produkt XY ...»
Es liegt mir fern, diese Umschreibung, auf die ich letzthin zufälligerweise in meinem Übersetzungslexikon «deutsch - deutlich» gestossen bin, auf die Forschung im Allgemeinen anzuwenden.
Aber die Möglichkeit, diese Erklärung von der Hand zu weisen, ist ebenfalls nicht gegeben.
Der Forschungsauftrag lautet meistens nicht, zu überprüfen, ob Wirkstoff XY zu starke Nebenwirkungen hat, sondern zu «beweisen», dass dieser Wirkstoff keine starken Nebenwirkungen aufweist.
Wir von der AGSTG kämpfen für die totale Abschaffung aller Tierversuche. Es gibt keine guten oder sinnvollen Tierversuche, weder aus ethischer noch aus medizinischer Sicht.
Die wenigen Ergebnisse aus Tierversuchen, aus denen die Menschen scheinbar einen Nutzen ziehen konnten, können wir als Erfolg nicht gelten lassen. Denn niemand bestreitet die Gesetzmässigkeit, dass von Tausenden von Versuchen auch mal einer gelingen muss. Ganz im Sinne des Zufallsprinzips.
Würde die Forschung mit anderen Methoden bestritten, wären dann weniger erfolgreiche Medikamente und Therapien auf den Markt gekommen? Diese Frage können wir klar verneinen.
Jedoch auch wenn die Tierversuche scheinbar die einzige Möglichkeit wären, um das Medikament XY zu entwickeln, würden wir trotzdem dagegen ankämpfen. Denn was gibt uns Menschen das Recht, andere Lebewesen zu unserem Nutzen brutal zu quälen?
Wir von der AGSTG kämpfen für die totale Abschaffung aller Tierversuche!
Aber wir sind uns bewusst, dass dieses Ziel leider nur in kleinen Schritten zu erreichen ist. Deshalb unterstützen wir teilweise auch Bemühungen, die nicht direkt das «grosse Ziel» erreichen, dafür aber für einige Tiere eine klare Verbesserung darstellen. Dies sehen wir als Schritt in die richtige Richtung, keinesfalls aber als gemässigte Schiene oder als schlechten Kompromiss.
Wir sind nur so weit kompromissbereit, wenn wir davon überzeugt sind, dass wir damit unserem Ziel einen Schritt näher sind. Diese Schritte tun wir wohlüberlegt.
Alles oder nichts! Diese Einstellung finden wir öfters bei Tierversuchsgegnern. Jedoch ist diese Einstellung wirklich im Sinne der Tiere?
Kein fiktives Beispiel: Es besteht die Möglichkeit, aus einer grausamen Tierhaltung einige Tiere retten zu können, jedoch leider nicht alle.
Sollte dann nicht geholfen werden, nur weil nicht alle gerettet werden können?
Wenn ich aus dem Fenster sehe, dann sehe ich Schafe, Kühe und Pferde, die ihre Zeit auf relativ grossen Wiesen verbringen. Klar, auch ihr Leben ist von vornherein dem Tod (Fleischkonsum) geweiht. Aber wir betrachten es als kleinen Schritt in die richtige Richtung, dass es die Freilandhaltung, Mutterkuhhaltung usw. gibt.
Oder hätten wir uns gegen diese Form der Tierhaltung einsetzen müssen, da ja leider nur ein kleiner Teil der «Nutztiere» davon profitieren kann, geschweige denn der Fleischkonsum damit beendet ist?
Kinderhilfsorganisationen (die nicht gleichzeitig allen helfen können), alternative Energien, die Abschaffung der Legebatterien (in der Schweiz) ... alles nur faule Kompromisse?
Die meisten der grossen Errungenschaften wurden nicht von heute auf morgen eingeführt. Sie schlichen sich über kleine Teilerfolge zu dem, was sie schliesslich werden wollten und geworden sind. Stück für Stück.
Wenige kamen durch revolutionäre Änderungen oder gar Revolutionen (Eine Diktatur wird nicht eingesetzt, um eine Revolution zu sichern: sondern man macht eine Revolution, um eine Diktatur einzusetzen - 1984 von George Orwell) zustande.
Dies alles jedoch niemals, ohne das eigentliche Ziel zu verraten oder aus den Augen zu verlieren.
Verstehen wir uns richtig! Kompromisse bedeutet Diskussionsbereitschaft. Kompromisse bedeutet, nicht alle Ideen und Vorschläge, die nicht zu unserem Ziel führen, von vornherein zu verteufeln.
Aber Kompromiss bedeutet für uns niemals, auch nur einen einzigen Tierversuch gutzuheissen!
Wenn ich die Zahlen der Tierversuche von 1983 bis heute betrachte, dann sehe ich da durchwegs einen Teilerfolg, der zum grossen Teil dank jedem einzelnen Tierversuchsgegner zustande gekommen ist.
Dies heisst jetzt nicht, sich zurückzulehnen, aber dies ist ein nennenswerter Zwischenerfolg. Kompromissloses Alles oder Nichts hätte diesen Zwischenerfolg ablehnen, ja gar verhindern müssen. Und dies alles im Namen der Tiere?
Dies ist keine Kritik an der Arbeit anderer Mitstreiter mit anderen Strategien. Vermutlich braucht es verschiedene Wege, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen.
Wir müssen alle zusammenhalten! Denn die Zeichen stehen auf Sturm!
Die Versuchszahlen sind wieder am Steigen und werden auch die nächsten Jahre weiter steigen. Die Harmonisierung mit dem EU-Recht, Gentechnik, Grundlagenforschung, Transgene Forschung ... dies alles sind Gründe, weshalb die Tierversuchslobby wieder verstärkt Fuss fasst! Dagegen müssen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln ankämpfen!
Manche, die sich für die Tiere einsetzen, scheinen es durchwegs als Vorteil zu verstehen, dass Tiere nicht für sich selbst sprechen können.
Richtig! Sie können somit nicht selbst für ihre Rechte einstehen, deshalb geben all die Tierschützer/Tierrechtler dieser Welt ihnen ihre Stimme.
Jedoch frage ich Sie: Was, wenn die Tiere sprechen könnten, würden sie dann zu uns sagen?
Wir alle fallen gerne in ein Muster, wo wir sagen, Tiere wollen dies und das.
Wären die Tiere denn wirklich mit all unseren Entscheidungen einverstanden?
Deshalb dürfen wir nicht einfach den populistischen Weg einschlagen. Wir wollen aktiv mithelfen an der Verbesserung dieser Welt. Alternativen, wenn sie dann Alternativen und im Sinne der Tierversuchsgegner sind, auch unterstützen. Dies ist der weitaus schwierigere Weg. Jedoch sind wir davon überzeugt, dass dieser Weg für uns der richtige ist.
Zu meiner Person:
Drei Tage vor Redaktionsschluss bin ich zum Team der AGSTG gestossen.Mein Name ist Andreas Item. Aufgewachsen bin ich in den Bündner Bergen, wo die «heile» Welt krampfhaft versucht, der Realität zu trotzen. Ich bin ein Spätzünder. Die «heile» Welt hielt sich bis 1995. Mein erster Kontakt zu gesundem Menschenverstand in Bezug auf Ethik und Moral vollzog sich 1995 mit dem Buch «Fleisch ... oder die Folgen einer unbewussten Essgewohnheit» von Axel Meyer.
Ab diesem Zeitraum kämpfte ich an verschiedenen Fronten für die Rechte der Tiere.
Nun schreiben wir bald das Jahr 2007: Welches Jahr schreiben denn die Versuchstiere?
Protestaktionen zum Mitmachen:
Dieser Ausgabe des «Albatros» haben wir ein Protestschreiben an Bundesrätin Doris Leuthard beigelegt. Der Bundesrat plant klammheimlich, zur europaweiten Drehscheibe für Tiertransporte zu werden. Dies bringt für die Tiere wohl kaum einen Nutzen, hingegen wollen die Transporteure und der Bund daraus Kapital schlagen.Ebenfalls haben wir eine Protestkarte an die Botschaft von Mauritius beigelegt.
Weshalb Mauritius? Das Land ist der Hauptlieferant für Primaten für die europäischen Tierversuchslabors. Durch einen Tourismus-Boykott soll Mauritius gezwungen werden, die Ausfuhrlizenzen für den Affenhandel zurückzuziehen.
In eigener Sache:
Wie Sie sicher wissen, hat die AGSTG einige turbulente Jahre hinter sich. Bei einigen Projekten hat sich die AGSTG schlichtweg übernommen. Dafür möchten wir uns hiermit bei Ihnen entschuldigen.Die AGSTG hat die Konsequenzen daraus gezogen und steht nun mit komplett neuer personeller Besetzung wieder voller Tatendrang da. Mit einer glaubwürdigen, seriösen Arbeit hoffen wir, dass wir Ihr Vertrauen erhalten bzw. wieder zurückgewinnen können.
Auch wir Tierversuchsgegner müssen nicht immer Trübsal blasen, sondern jeder von Ihnen darf auch einmal stolz auf das sein, was alle Tierversuchsgegner zusammen bisher erreicht haben. Wir dürfen nun nicht aufgeben, denn nur gemeinsam sind wir stark genug, um der Vivisektion den Boden unter den Füssen wegzureissen!
Wir wünschen Ihnen allen eine schöne, erholsame Weihnachtszeit.
Geniessen Sie die Tage, denn nur durch Entspannung wächst auch wieder die Energie! Energie, die wir auch in den kommenden Jahren noch dringend brauchen.
Freundliche Grüsse
Andreas Item