Max – ein Leben in der Todeszelle
Ich liege schon einige Zeit wach in meinem Käfig. Schlafen kann ich trotz der starken Beruhigungsmedikamente, die sie mir geben, kaum noch. Meine Schmerzen und meine Angst sind sehr stark, lassen mich kaum zur Ruhe kommen.
Schwach kann ich mich noch an den Geruch meiner Mama erinnern. Schwach noch an ihre liebevolle Stimme und ihre Fürsorge. Denn kaum geboren, da kamen sie und rissen uns auseinander. Sie zerrten mich in einen kleinen Käfig und brachten mich weg.
Nie mehr konnte ich seit diesem schrecklichen Tag den Geruch meiner Mama wahrnehmen – nie mehr mich an ihr weiches Fell schmiegen und mich bei ihr wohl und sicher fühlen.
Mein Name ist Max.
Geboren wurde ich in einer Zuchtstation. Geboren wurde ich ohne jede Chance, jemals die Wunder des Lebens kennen lernen zu dürfen. Denn geboren wurde ich nur aus einem Zweck – um in die Folterkammern eines Tierversuchslabors verkauft zu werden und da ein Leben voller Schmerzen, Angst und Pein zu verbringen.
Kälte kommt herein, wenn am Morgen die Stahltüren quietschen und die Tageslichter angehen.
Es ist nicht die Kälte des Wetters – es ist immer gleich warm hier drinnen – es ist die Kälte der Herzen der Menschen, die reinkommen, um mich, angeblich im Namen der Wissenschaft, zu misshandeln …
Zusätzlich zu der Angst und den Schmerzen, denen ich täglich ausgesetzt bin, macht man sich auch oft über mich lustig. Dies auch in den Medien. Zum Beispiel wurde geschrieben, wie es mir gefallen würde, bei diesen grausamen Torturen mitzumachen.
Dass mein Wille durch monatelanges brutales Training, wie Folter im Wissenschafts-Jargon heisst, durch Isolationshaft, durch Unterbinden sämtlicher natürlicher Bedürfnisse und durch Wasserentzug gebrochen wurde, das wird einfach verheimlicht und als freiwillige Kooperation bezeichnet.
Aber ich weiss, dass wenn ich mich in den Folterstuhl klemmen lasse und mich den üblichen Misshandlungen füge, dann werde ich dafür nicht noch mehr psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt. Bekomme dafür als «Belohnung» endlich etwas zu trinken.
Ein unwürdiges, von Pein gezeichnetes Leben. Jedoch welche andere Chance habe ich?
Die meiste Zeit des Tages vegetiere ich in meinem Stahlkäfig vor mich hin. Träumte dabei früher oft von einem Leben ohne Schmerzen, ohne Gewalt. Von einem Leben mit einer Familie, von der Liebe meiner Mama … oder auch davon, wie es wohl sein würde, auf einer Baumkrone einen Sonnenuntergang geniessen zu können.
Meine Träume und Hoffnungen habe ich jedoch aufgegeben.
Abends, wenn die Forscher und «Tierpfleger» endlich weggehen, da durchdringt mich jeweils nur noch ein einziger Gedanke: Hoffentlich wache ich am nächsten Morgen nicht mehr auf …
