Kinderfeindliche Welt

Unsere moderne Welt ist nicht kinderfreundlich. Um das Urvertrauen zu entwickeln, dafür bleibt den Kindern kaum mehr Zeit. Denn sie sollen, kaum geboren, schon möglichst schnell erwachsen werden.
Immer früher werden unsere Kinder auf die Leistungsgesellschaft vorbereitet. Anstatt erst einmal Kind sein zu dürfen und soziale Fähigkeiten (kommunikativ sein, Konflikte lösen, einfühlsam sein, ...) sowie auch Kreativität und motorische Grundfertigkeiten zu lernen, werden Kinder immer früher auf Stillsitzen und konzentriertes Arbeiten trainiert. Der natürliche Bewegungsdrang wird schon fast als krankhaft bezeichnet, und wer mal nicht konzentriert ist, wird bestraft. Spielmöglichkeiten verschwinden immer mehr, und Wiesen werden zubetoniert oder für Kinder gesperrt. Alles muss nach Norm laufen und auf Leistung getrimmt werden.
Alles muss zum Nutzen der Wirtschaft sein bzw. zum Nutzen unserer «Erwachsenenwelt».

Eine Studie aus den USA (in der Schweiz gibt es keine passende Studie) zeigt diese Entwicklung am Beispiel der Diagnose ADHS auf. Bei dieser Studie wurde herausgefunden, dass, je jünger die Kinder in der Klasse sind, umso mehr ADHS diagnostiziert wird und diese Kinder dann mit Psychopharmaka behandelt werden. Dabei handelt es sich eben oft nur um die Jüngsten der Jahrgangsstufe/Klasse (in diesem Alter macht fast ein Jahr Altersunterschied oft einiges aus in Bezug auf die Entwicklung). Passen Sie also besonders auf, wenn Ihr Kind zu den Jüngsten in der Klasse gehört.

Sehr gravierend ist auch die Entwicklung, dass durch das Wissen, wie die Substanzen in den an Kinder verabreichten Medikamenten das Verhalten von Kindern ändern, diese geänderten Verhaltensweisen dann ebenfalls als krankhaft bezeichnet werden. Und dann – die Skrupellosigkeit kennt wohl keine Grenzen – wieder mit Medikamenten behandelt werden.

Die Risiken und Gefahren, denen wir Kinder mit dieser Medikalisierung aussetzen, sind nur im Ansatz bekannt. Doch dies hält die Krankheitserfinder – und leider schaffen sie es, viele Eltern zu beeinflussen – nicht davon ab, sogar schon Babys als «Versuchskaninchen» zu missbrauchen. «Versuchskaninchen»? Der Vergleich mit unserem Umgang mit Tieren drängt sich hier regelrecht auf. Denn auch sogenannte Nutz- und Labortiere werden nach Leistungskriterien optimiert. Und Kinder wie auch Tiere sind uns wehrlos ausgeliefert.

Hand aufs Herz: Diese Entwicklung wollen wir nicht. Nicht Kinder sollen immer mehr lernen müssen, sondern wir Erwachsenen haben noch vieles zu lernen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist der erste Schritt: sich informieren.
Lesen Sie zum Thema den Artikel «Die Krankheitserfinder – Der Griff nach unseren Kindern» in diesem «Albatros».

 Andreas Item