Wieso überhaupt noch Tierversuche und gleichwertige Alternativmethoden durchgeführt werden
Im Grunde genommen geht es vor allem um Gewohnheit, Bequemlichkeit und Geld. Tierversuche sind in der Forschung ganz einfach der «Goldstandard» – man hat es schon immer so gemacht und macht es auch in Zukunft so.
Goldstandard Tierversuch
In Forscherkreisen sind Tierversuche seit langem fest etabliert und geniessen ein bedeutend höheres Ansehen als tierversuchsfreie Forschungsmethoden.
Der Tierversuch ist in den allermeisten Labors seit vielen Jahren ein sehr wichtiger Bestandteil. Für diese Forscher ist es undenkbar, auf Tierversuche zu verzichten.
Aus Angst, nicht mehr «dazuzugehören», kommt es für Tierversuchsbefürworter kaum je in Frage, vom Tierversuch auf tierversuchsfreie Forschung umzustellen. Nicht nur, dass sich diese Forscher dann eingestehen müssten, dass ihre bisherige Forschung sinnlos war – da die tierversuchsfreien Forschungsmethoden weit anspruchsvoller als Tierversuche sind, müssten diese Forscher auch anerkennen, dass ihr Know-how nicht den Anforderungen der modernen Forschung entspricht.
Gesetzgebung und Finanzierung
Dementsprechend sehen auch die heutigen Regelungen und Gesetze aus.
Dank des grossen Einsatzes der Tierversuchslobby sind die Konzerne, die ihre Produkte am Tier testen, gesetzlich vor Regressansprüchen geschützt. Sie können dadurch nicht haftbar gemacht werden, falls sich das Produkt als schädlich für den Menschen herausstellt. Da die Nichtübertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen erwiesen ist, schützt dieses Gesetz den Hersteller sogar dann, wenn sich das Produkt bereits im Tierversuch als schädlich herausgestellt hatte.54, 55
Hinzu kommt, dass es der tierversuchsfreien Forschung an finanziellen Mitteln fehlt.
In der Schweiz unterstützen Bund und Kantone die Tierversuchs-Forschung jährlich mit mehreren hundert Millionen Franken Steuergeld. An die 3R-Forschung gehen knapp 400 000 Franken. Explizit tierversuchsfreie Forschungsmethoden werden vom Bund nicht gefördert.56
Validierung
Auch die in bestimmten Forschungsbereichen vorgeschriebene Validierung verhindert eine sinnvolle Forschung. Die Validierung dient der Überprüfung und Bewertung neuer Forschungsmethoden. Jedoch dienen zur Bewertung nicht etwa bekannte Daten aus der Humanmedizin, sondern Tierversuchsergebnisse. Die «Validierungsvereinbarung» besagt, dass die zu überprüfende Forschungsmethode mit den Ergebnissen eines entsprechenden Tierversuches übereinstimmen muss, um anerkannt zu werden.57, 58
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine tierversuchsfreie Forschungsmethode anerkannt wird, ist sehr gering. Da die Ergebnisse aus Tierversuchen selten einheitlich sind, ist es beinahe unmöglich, eine entsprechende Forschungsmethode zu entwickeln, die zu denselben Ergebnissen führt.59
In Anbetracht der Tatsachen, dass die Nichtübertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen wissenschaftlich erwiesen ist und dass der Tierversuch selbst nie «validiert» wurde, erscheint es mehr als absurd, dass sich eine tierversuchsfreie Methode am unzuverlässigen Tierversuch messen lassen muss.
Es ist offensichtlich, dass Tierversuche und gleichwertige Ersatz- und Alternativmethoden in vielerlei Hinsicht gefährlich sind. Abgesehen davon, dass Tierversuche zu fehlerhaften Forschungsergebnissen führen, verhindern sie wissenschaftliche Fortschritte, indem sie den Einsatz erfolgversprechender tierversuchsfreier Forschungsmethoden behindern.
Damit in der Medizin Fortschritte erzielt werden können, muss sich die Wissenschaft am Menschen orientieren und dabei die Ursachenforschung und die Vorbeugung gegen Krankheiten in den Vordergrund stellen.
Den kompletten Artikel (erschienen im Albatros Nr. 36 - September 2012) können Sie hier downloaden: Die Medizin der Zukunft - Die Möglichkeiten der tierversuchsfreien Forschung |
Quellenangaben - Forschung der Zukunft |