Was ist ein Tierversuch, was ist Vivisektion?

Die Definition eines Tierversuchs steht im Tierschutzgesetz (TSchG) im Artikel 3, Absatz c:
Tierversuch: jede Massnahme, bei der lebende Tiere verwendet werden mit dem Ziel:
  1. eine wissenschaftliche Annahme zu prüfen,
  2. die Wirkung einer bestimmten Massnahme am Tier festzustellen,
  3. einen Stoff zu prüfen,
  4. Zellen, Organe oder Körperflüssigkeiten zu gewinnen oder zu prüfen, ausser wenn dies im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion, der diagnostischen oder kurativen Tätigkeit am Tier oder für den Nachweis des Gesundheitsstatus von Tierpopulationen erfolgt,
  5. artfremde Organismen zu erhalten oder zu vermehren,
  6. der Lehre sowie der Aus- und Weiterbildung zu dienen.
Vivisektion:
Der Begriff Vivisektion stammt vom Lateinischen vivus sectio und bedeutet lebendig zerschneiden. Vivisektion wird im Allgemeinen identisch mit dem Begriff Tierversuche verwendet, was durchwegs legitim ist. Tierversuche durchführende Wissenschaftler meiden wegen des schlechten Images diesen Ausdruck.



Warum werden Tierversuche durchgeführt?

Tierversuche dienen Firmen in erster Linie als Risikoabsicherung gegen Schadensersatzforderungen seitens der Konsumenten. Wenn bei der Entwicklung eines neuen Medikaments viele Tierversuche durchgeführt wurden, ist dadurch die Firma, die dieses Medikament produziert, per Gesetz praktisch vor Regress geschützt: «Dieses Medikament wurde ausgiebig im Tierversuch getestet und als unbedenklich eingestuft.»

Damit werden Patienten de facto durch Tierversuche auch bei vorhersehbaren Schädigungen rechtlos gemacht. Denn auch wenn von massiven Nebenwirkungen ausgegangen werden kann, wird das Medikament in der klinischen Phase weiter getestet und kommt nicht selten trotzdem auf den Markt. Die einzige Bedingung diesbezüglich ist die Erwähnung der potentiellen Nebenwirkungen im Beipackzettel.

Die Qualität eines Forschers wird nicht daran gemessen, wie vielen Menschen er durch seine Forschung geholfen hat, sondern daran, wie viele wissenschaftliche Artikel er in Fachzeitschriften publiziert hat. Für jeden Artikel werden sogenannte Impact-Faktoren verteilt. Die Summe der Impact-Faktoren ist mitentscheidend für die Höhe von bewilligten Forschungsgeldern. Diese falschen Anreize führen oft zu sogar aus Sicht vieler Vivisektoren vollkommen unsinnigen Tierversuchen (siehe dazu die Beispielstudien unter: Was bedeutet Grundlagenforschung?) An Universitäten wird hauptsächlich Grundlagenforschung betrieben.

Zudem gibt es wie überall immer die grossen Profiteure, für die etwas «unentbehrlich» ist.
An Tierversuchen verdienen nicht wenige sehr gut. Dies beginnt bereits bei den Züchtern von Labortieren und den Herstellern von Laboreinrichtungen, Käfigen und Futter. Ein weiterer wesentlicher Grund, weshalb Tierversuche durchgeführt werden, ist, dass es auch heute noch ein sehr einfacher Weg ist, um als Mediziner Karriere zu machen bzw. einen Doktor- oder Professortitel zu erlangen.



In welchen Bereichen werden Tierversuche durchgeführt?

Praktisch alles, womit der Mensch jemals in Berührung kommt, wurde und wird in irgendeiner Form an Tieren getestet.
Tierversuche werden durchgeführt in der medizinischen und pharmakologischen Forschung, in der Psychologie und der Psychiatrie, in der chemischen und der kosmetischen Industrie, in der Entwicklung von Waffensystemen, in der Ernährungsforschung, in der Umweltforschung usw.
Zudem werden auch zu Ausbildungszwecken an Universitäten sehr viele Tierversuche gemacht.
Mehr als ein Drittel der Tierversuche werden in der Industrie durchgeführt, fast die Hälfte an Hochschulen und Spitälern.



Werden für Kosmetik noch Tierversuche durchgeführt?

Kosmetik-Endprodukte (dazu zählen auch Duschmittel, Zahncremes, Parfums u.v.m.) werden schon seit Jahren nicht mehr in Tierversuchen getestet. Dies, so die Aussage von Herstellern, würde auch keinen Sinn ergeben, da jeder einzelne Inhaltsstoff schon ausführlich getestet wird.

Glaubt man der offiziellen Statistik des BVet (Bundesamt für Veterinärwesen), dann wurden in den letzten zehn Jahren in der Schweiz nur sehr wenige Tierversuche für Kosmetik durchgeführt. Um sich die Möglichkeit massiv steigender Tierversuche für Kosmetik offenzuhalten, wird in der Schweiz ein generelles Verbot von Tierversuchen für Kosmetik seit Jahrzehnten verhindert.
Anders in der Europäischen Union. In der EU sind seit der 7. Änderung der Europäischen Kosmetikrichtlinie (Richtlinie 2003/15/EC) Tierversuche für kosmetische Endprodukte verboten.

Zusammengefasst die wichtigsten Kernpunkte der EU-Kosmetikrichtlinie:
  • Ab 11.9.2004 Verbot von Tierversuchen für kosmetische Fertigprodukte.
  • Ab 11.9.2004 Verkaufsverbot von an Tieren getesteten Kosmetikprodukten und -rohstoffen, wenn dafür von der EU validierte (anerkannte) tierversuchsfreie Testmethoden vorhanden sind.
  • Ab 11.3.2009 Verbot der meisten Tierversuche für Kosmetikrohstoffe.
  • Ab 11.3.2009 Verkaufsverbot für an Tieren getestete Kosmetikprodukte und -rohstoffe, betreffend die meisten der routinemässig eingesetzten Tiertests, unabhängig davon, ob für diese bereits tierversuchsfreie Testverfahren vorhanden sind oder nicht.
  • Ab 11.3.2013 Verkaufsverbot für an Tieren getestete Kosmetikprodukte und -rohstoffe, betreffend die verbliebenden drei Tiertests, unabhängig davon, ob für diese bereits tierversuchsfreie Testverfahren vorhanden sind oder nicht.

Tierversuche im Bereich Kosmetik werden zwar nicht für das Endprodukt, aber für die Inhaltstoffe durchgeführt!
Tierversuche im Bereich Kosmetik werden zwar nicht für das Endprodukt, aber für die vielen Inhaltsstoffe durchgeführt!
Da sie das Endprodukt nicht testen (dürfen), nennen viele Firmen ihre Produkte tierversuchsfrei.* Von den Produzenten bewusst verschwiegen wird, dass für die Inhaltsstoffe ihrer Produkte oft Tausende Tiere grausam sterben mussten. Denn jeder neue chemische Rohstoff muss in verschiedenen Tierversuchen getestet werden. Damit nun ein neuer Rohstoff nicht unter das Verbot von Tierversuchen für Kosmetik fällt, wird dieser Rohstoff nebenbei noch für ein anderes Einsatzgebiet verwendet, z.B. als Bestandteil eines Farbsprays oder einer Schuhcreme.
Ausschliesslich für Kosmetik werden nur etwa 10% der chemischen Inhaltsstoffe entwickelt. Die restlichen 90% der chemischen Inhaltsstoffe werden somit weiterhin nach Chemikaliengesetzen und -verordnungen in Tierversuchen getestet.
Glücklicherweise gibt es aber auch ethisch verantwortungsvolle Firmen, die sich dazu verpflichten, nur tierversuchsfreie* Inhaltsstoffe zu verwenden.

«Botox» – Tierversuche für die Eitelkeit

Speziell erwähnt werden muss Botox (Wirkstoff Botulinumtoxin), das mehrheitlich im kosmetischen Bereich eingesetzt wird.
Botulinumtoxin ist das stärkste bekannte Gift (mit einem Esslöffel könnte man den ganzen Bodensee vergiften). Die Produktionschargen von Botulinumtoxin-Produkten unterliegen natürlicherweise gewissen Schwankungen in der Intensität der Giftigkeit. Damit keine Charge tödlich überdosiert wird, muss jede einzelne Produktionseinheit stark verdünnt auf ihre Wirksamkeit getestet und standardisiert werden.
Deshalb werden für Botulinumtoxin-Produkte immer wieder neue Tierversuche durchgeführt. Jährlich sind es bis zu 600 000 Tiere, die qualvoll für diese Produkte sterben müssen. Die amerikanische Firma Allergan (Hersteller von Botox) hat auf Druck von Tierversuchsgegnern für die Testung seiner Chargen ein In-vitro-System entwickelt, das die Tierversuche vollkommen ersetzt. Es handelt sich um sogenannte tierversuchsfreie Zelltests, die in den USA und in Europa bereits behördlich annerkannt sind. Leider hat sich diese Art von Tests noch nicht überall durchgesetzt. Firmen wie das deutsche Unternehmen Merz (Bocouture, Xeomin) und der britische Hersteller Ipsen (Dysport, Azzalure) führen noch immer grausame Tierversuche für ihre Produkte durch.


* Korrekterweise dürfte man kein Produkt «tierversuchsfrei» nennen, denn wirklich tierversuchsfreie Kosmetik gibt es nicht. Jede Substanz wurde irgendwann (von irgendeiner Firma) im Tierversuch getestet – auch Rohstoffe, die seit Jahrtausenden bereits ungefährlich bei Menschen eingesetzt werden. Dies gilt sogar für Wasser sowie für homöopathische und Naturheilmittel.
Dieser Tatsache bewusst, müsste man konsequenterweise auf alle Kosmetika verzichten.
Diese Konsequenz müsste man dann aber auch bei Nahrungsmitteln und Kleidung, ja überhaupt bei allen Konsumprodukten anwenden. Denn überall sind irgendwann einmal im Tierversuch getestete Rohstoffe enthalten.
Die Vergangenheit kann man jedoch nicht ändern und somit den Millionen bereits qualvoll getöteter Tiere nicht mehr helfen.
Aber: Jetzt und in der Zukunft erleiden viele Tiere einen qualvollen Tod in Tierversuchen. Setzen wir somit ein Zeichen im Jetzt und für die Zukunft!


Für ausführliche Informationen über das Thema «Tierversuche für Kosmetik» sowie für eine aktuelle Liste von Firmen, die keine Tierversuche durchführen, besuchen Sie die Webseite: http://www.kosmetik-ohne-tierversuche.ch

 

 

Welche Forschungsschwerpunkte hat die Pharmaindustrie?

90% der Forschungsmittel werden für Krankheiten ausgegeben, die nur 10% der weltweit verlorenen gesunden Lebensjahre ausmachen. Diese Zahl zeigt auf, dass der Schwerpunkt der Forschung nicht auf dem Notwendigen, sondern auf dem Gewinnbringendsten liegt.
Alleine in den letzten 25 Jahren wurden 179 neue Mittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 111 Krebsmedikamente entwickelt. Gegen Tuberkulose, eine typische Armutskrankheit, an der jedes Jahr über 1,7 Millionen Menschen sterben, wurden im gleichen Zeitraum nur 3 Medikamente entwickelt. Besonders lukrativ ist die Entwicklung von Medikamenten gegen Symptome, die normal sind bzw. die jeden Menschen ab und zu betreffen. Dazu zählen Antriebslosigkeit, Müdigkeit, sexuelle Unlust, Nervosität, Appetitlosigkeit, Haarausfall u.v.m.
Ein weiterer Schwerpunkt sind Me-too-Präparate (Analog- bzw. Nachahmerpräparate). Dies sind identische Präparate oder geringfügige Abwandlungen von bereits existierenden Medikamenten (im Normalfall von verkaufsstarken Medikamenten der Konkurrenz oder von eigenen Medikamenten mit auslaufendem Patentschutz). Diese Kopien werden produziert, um in einen neuen Markt vorzustossen oder um die Marktherrschaft in einem Bereich auszubauen. Me-too-Präparate haben keinen oder nur einen marginalen zusätzlichen Nutzen für den Patienten. Sie verursachen jedoch fast ebenso viele Tierversuche und Mehrkosten für die Patienten wie neuentwickelte Medikamente.

 


Was bedeutet Grundlagenforschung?

Tierversuche werden infolge nicht verwertbarer Ergebnisse immer öfter kritisiert. Doch anstatt daraus Konsequenzen zu ziehen und die Forschung wieder auf den Nutzen für die Menschen zu konzentrieren, suchten Tierversuchsforscher nach einer neuen Rechtfertigung für Tierversuche. Diese fanden sie in der Grundlagenforschung (Grundlagenforschung ist nicht neu, aber in den letzten zwei Jahrzehnten wurde sie massivst ausgebaut). Mit dieser haben sich die meisten Probleme der wissenschaftlichen Rechtfertigung von Tierversuchen praktisch in Luft aufgelöst. Denn die Grundlagenforschung muss keine Forschungsziele formulieren, sie muss keinen für uns Menschen relevanten Nutzen anstreben, sie muss sich nicht der Frage stellen, ob es eine tierfreie «Alternative» gäbe, und sie wird bei den Bewilligungsbehörden zu weit über 99% einfach durchgewinkt.
Kurz gesagt: Die wenigen (argumentatorischen) Hürden, die z.B. für die angewandte medizinische Forschung (Entdeckung und Entwicklung von Medikamenten und Therapien) genommen werden müssen, gelten nicht für die Grundlagenforschung.
Diese «Anreize» führten und führen dazu, dass Tierversuche in der Grundlagenforschung – im Gegensatz zu solchen der angewandten medizinischen Forschung – jedes Jahr massiv zunehmen. Sie bildet heute den Forschungszweig, der am meisten Tiere verbraucht. Die Zunahme ist zu einem Teil auch darauf zurückzuführen, dass es unsinnigerweise einfacher ist, vom Bund Forschungsgelder für tierexperimentelle Grundlagenforschung zu erhalten, als für konkrete medizinische Forschung.
An Schweizer Universitäten wird bei Tierversuchen zu über 90% Grundlagenforschung betrieben. Demgegenüber machen z.B. Tierversuche für die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln gerade noch etwas mehr als 1% aus!

Bei der Grundlagenforschung geht es primär um die wissenschaftliche Neugier des jeweiligen Forschers. Die Frage: «Was passiert, wenn …?» steht im Vordergrund. Jeder Mensch hat diesen Urtrieb zur Neugier, aber nicht jeder Mensch folgt diesem Urtrieb auf Kosten von fühlenden Lebewesen und vom Steuerzahler.

Fragen Sie sich selbst: Sind folgende drei aktuellen – willkürlich ausgesuchten – tierexperimentellen Studien der Grundlagenforschung wirklich sinnvoll? Alle drei wurden in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht:
Müssen wir wirklich wissen, dass Fische, wenn man sie tagelang in einer künstlichen Schwerelosigkeit um ihre eigene Achse drehen lässt, seekrank werden und sich dauernd übergeben müssen?
Müssen wir wirklich wissen, wie sich ein durch 155 Dezibel (Lautstärke von Gewehrschüssen) verursachtes akutes Lärmtrauma auf Meerschweinchen auswirkt?
Oder müssen wir wirklich wissen, dass Silbermöwen nach 6-tägigem Futterentzug kläglich verhungern?

 


Welche Tierarten werden im Tierversuch verbraucht?

Tierversuche werden zum grössten Teil an Mäusen (402 565) und Ratten (115 968) durchgeführt
(Zahlen gem. CH-Tierversuchsstatistik 2011).
Es werden jedoch mit fast allen Tierarten Tierversuche durchgeführt. Dazu zählen Katzen, Hunde, Schweine, Ziegen, Schafe, Pferde, Rinder, Affen, Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen, Hühner, Vögel, Fische, Delphine u.v.m.
In den letzten 10 Jahren haben Tierversuche mit Pferden, Eseln, Hunden, Katzen, Vögeln und Fischen massiv zugenommen.



Woher stammen die Tiere?

Dabei wird in drei Kategorien unterteilt:
  • aus einer anerkannten Versuchstierzucht oder -handlung
  • aus einem früheren Tierversuch übernommen
  • andere Herkunft
Beispiele für andere Herkunft: Landwirtschaftsbetrieb, Tiere aus einer Feldstudie, Wildfang, von Tierhändlern, aus einem nicht anerkannten Versuchstierzuchtbetrieb usw.
Die dritte Kategorie lässt praktisch jegliche Herkunft zu.
Immer weniger Tiere werden in der Schweiz gezüchtet. Demgegenüber werden immer mehr Tiere von nicht anerkannten Stellen im Ausland importiert, wo weniger strenge Vorschriften und Kontrollen existieren.

In Versuchstierzuchtanstalten werden Tiere oft speziell mit den vom Forscher verlangten Mutationen bzw. dem verlangten Krankheitsbild gezüchtet (z.B. an der Universität Irchel, Zürich). Versuchslabore können diese wie auch voroperierte oder genetisch manipulierte Tiere ab Katalog bestellen.



Wie viele Tiere müssen in der Schweiz für die Forschung leiden und sterben?

In der Schweiz werden pro Jahr über 660 000 Tierversuche durchgeführt (Zahlen gem. CH-Tierversuchsstatistik 2011). Mit einer hohen Dunkelziffer muss dabei gerechnet werden.
Die Anzahl der Tierversuche hat in der Schweiz seit dem Jahr 2000 stark zugenommen (+17%). Der grösste Anteil entfällt dabei auf die Grundlagenforschung (siehe unter: Was bedeutet Grundlagenforschung?). Tierversuche in der angewandten medizinischen Forschung (Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln) nehmen hingegen kontinuierlich ab. Mehr als ein Fünftel aller eingesetzten Tiere wurde genmanipuliert.

Das Bundesamt für Veterinärwesen publiziert jedes Jahr eine Tierversuchsstatistik. Diese finden Sie unter: http://www.tv-statistik.bvet.admin.ch/

Nicht gezählt werden in dieser Statistik die Tiere, die für mehrere (verschiedene) Versuche benutzt wurden, die «Ersatzgruppen», sollten Tiere vorzeitig sterben oder ausfallen, sowie die Tierversuche, die infolge Verbots in der Schweiz an ausländische Labore vergeben werden. Ebenfalls nicht gezählt werden die vielen Tiere, die man benötigt, um eine genetisch manipulierte Tierlinie herzustellen. Um 1 bis 2 transgene Tiere zu erzeugen, die exakt den gewünschten Gendefekt aufweisen, müssen hundert Tiere «hergestellt» werden, die anschliessend vom Züchter getötet und als Ausschuss entsorgt werden.

Weniger als 20% aller in der Schweiz durchgeführten Tierversuche sind vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Vier Fünftel aller Tierversuche werden somit nicht aus gesetzlichen Gründen gemacht. Der Grossteil der Tierversuche wird aus Gewohnheit, aus Profitgier, aus Profilierungssucht sowie oft auch infolge fehlenden aktuellen wissenschaftlichen Wissens und/oder ohne konkretes Ziel rein aus wissenschaftlicher Neugier durchgeführt.
Keiner der durchgeführten Tierversuche mit Affen ist gesetzlich vorgeschrieben. Die meisten Tierversuche mit Säugetieren sind gesetzlich nicht vorgeschrieben.





Müssen Tierversuche bewilligt werden?

Jeder Tierversuch muss dem kantonalen Veterinäramt gemeldet werden. Wenn der Versuch als qualvoll für die Tiere angesehen wird (hier zählen nur die körperlichen Qualen), dann wird er von der Tierversuchskommission begutachtet. Diese Kommission gibt dann eine Empfehlung ab. Die Entscheidungsgewalt für die Bewilligung obliegt dann aber ausschliesslich der kantonalen Behörde (meistens dem Kantonstierarzt). In der Schweiz werden pro Jahr von über 1000 neuen Gesuchen durchschnittlich gerade mal 5 Gesuche abgelehnt, was darauf hinweist, dass es kaum bis keine Einschränkungen für Tierversuche gibt.
Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass Tierversuche auf das sogenannte unerlässliche Mass zu beschränken seien. Trotzdem werden etwa 20% aller bereits bewilligten Tierversuche später nicht durchgeführt. Auch dies zeigt auf, dass in der Bewilligungspraxis trotz offensichtlich fehlender Notwendigkeit die Gesuche meist bewilligt werden.

Dass die behördliche Kontrolle von Tierversuchsbegehren absolut ungenügend ist, zeigt eine weitere umfassende Studie auf. Trotz der Überprüfung der Bewilligungsgesuche hat eine repräsentative Untersuchung aus über 170 000 Tierversuchs-Publikationen ergeben, dass lediglich 1% aller Tierversuchs-Studien methodisch korrekt konzipiert wurden.

Tierversuche werden in vier «Belastungskategorien» unterteilt (folgende Beurteilungen und Beispiele stammen hauptsächlich vom BVET sowie von Interpharma):


Anmerkung: Der Versuchsleiter muss selbst einschätzen, wie qualvoll seine Versuche für die Tiere sind. Dies, obwohl mehrere Studien gezeigt haben, dass die Schmerzen und Qualen für die Tiere von den Experimentatoren jeweils geringer eingeschätzt werden, als sie effektiv sind.

«Keine» Belastung: Schweregrad 0

Eingriffe und Handlungen an Tieren zu Versuchszwecken, durch die den Tieren nach Einschätzung des Versuchsleiters keine Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden und keine schwere Angst ausgelöst wird. (Die psychische Belastung der Tiere wird dabei nicht berücksichtigt.)
Ebenfalls fallen Tierversuche, in denen die Tiere vor den qualvollen Eingriffen getötet werden, in diese Belastungskategorie.

«Leichte» Belastung: Schweregrad 1

Eingriffe und Handlungen an Tieren zu Versuchszwecken, die eine leichte, kurzfristige Belastung (Schmerzen oder Schäden) bewirken.
Beispiele aus der tierärztlichen Praxis: Injizieren einer Substanz unter Anwendung von Gewaltmassnahmen, bei denen keine erheblichen Langzeitschäden entstehen. Einsetzen von Kanülen in periphere Blutgefässe, Implantation von Tumorgewebe unter die Haut, Infektionen mit Erregern und Parasiten (nicht tödlich verlaufend, oder die Tiere werden vorzeitig getötet).

«Mittlere» Belastung: Schweregrad 2

Eingriffe und Handlungen an Tieren zu Versuchszwecken, die langanhaltende und leichte oder kurzanhaltende und mittelschwere Belastungen (Schmerzen, Leiden oder Schäden, schwere Angst oder erhebliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens) bewirken.
Zu Experimenten des «mittleren Schweregrades» zählen z.B. Implantation von Tumoren und Organen in die Bauchhöhle eines Tieres, Implantieren von Langzeitkathetern in Gehirnventrikel oder Implantieren von Elektroden ins Gehirn.

«Schwere» Belastung: Schweregrad 3

Eingriffe und Handlungen an Tieren zu Versuchszwecken, die eine schwere bis sehr schwere  längerfristige Belastung (schwere Schmerzen, andauerndes Leiden oder schwere Schäden, schwere und andauernde Angst oder erhebliche und andauernde Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens) bewirken.
Beispiele aus der tierärztlichen Praxis: tödlich verlaufende Infektions- und Krebskrankheiten ohne schmerzlindernde Massnahmen und ohne vorzeitige «Erlösung» durch Töten.


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Gibt es eine Möglichkeit zu erfahren, welche Versuche bewilligt wurden?

...und kann man dagegen rechtlich vorgehen?

Nein. Sämtliche Informationen betreffend Tierversuche gelten als streng geheim und werden, wenn überhaupt, erst nach Abschluss des Versuchs vom Versuchsleiter veröffentlicht.
Die Einzigen, die über geplante Tierversuche informiert werden, sind die zuständige Behörde sowie allenfalls die Kommission für Tierversuche. Diese sind aber der absoluten Schweigepflicht unterstellt. Zur Beurteilung des Gesuchs dürfen sie nicht einmal Fachleute einbeziehen.

Es gibt betreffend Tierversuche keine Informationspflicht und keine griffigen Rechtsmittel.
Somit werden die meisten Tierversuche, darunter alle fehlgeschlagenen, nie publiziert. Dies führt dazu, dass die gleichen Tierversuche von verschiedenen Laboratorien immer wieder durchgeführt werden, da diese nicht wissen können, dass diese Versuche schon in einem anderen Labor durchgeführt wurden. Die Praxis der Nichtveröffentlichung führt zudem zu massiven Gefahren für Testpersonen und Patienten. Diese unnötigen Risiken bis hin zu Todesfällen könnten mit einer Publikationspflicht für Tierversuchsergebnisse massiv reduziert werden.




Schützt das Tierschutzgesetz die Tiere vor Missbrauch im Tierversuch?

Auf den ersten Blick verspricht das Tierschutzgesetz den Tieren einen gewissen Schutz.

Tierschutzgesetz Art. 4 – Grundsätze

1 Wer mit Tieren umgeht, hat:
a.    ihren Bedürfnissen in bestmöglicher Weise Rechnung zu tragen; und
b.    soweit es der Verwendungszweck zulässt, für ihr Wohlergehen zu sorgen.

2 Niemand darf ungerechtfertigt einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen, es in Angst versetzen oder in anderer Weise seine Würde missachten. Das Misshandeln, Vernachlässigen oder unnötige Überanstrengen von Tieren ist verboten.

3 Der Bundesrat verbietet weitere Handlungen an Tieren, wenn mit diesen deren Würde missachtet wird.


Gesetze werden bekanntlich durch Verordnungen «praktikabel» gemacht. Die Tierschutzverordnung jedoch gibt kaum Auskunft darüber, wie der Schutz der Tiere in der Praxis gewährleistet werden muss.
Auf den Passus «... soweit es der Verwendungszweck zulässt ...» geht die Tierschutzverordnung (TSchV) in Artikel 113 wie folgt ein: «Abweichungen von den Bestimmungen dieser Verordnung zu Tierhaltung, Umgang, Zucht, Raumanforderungen, Transport, Herkunft und Markierung sind bei Versuchstieren zulässig, soweit sie zum Erreichen des Versuchsziels nötig und bewilligt sind.»
Die «Notwendigkeit» von Abweichungen wird nicht weiter erläutert. Sie wird in der Praxis praktisch ausschliesslich vom Antragsteller/Tierversuchsleiter beurteilt.

Was «bestmöglich» oder «ungerechtfertigt» (aus dem Tierschutzgesetz) bedeutet, das zeigt die tagtägliche Realität in den Versuchslaboren. Auch diesbezüglich ist die Deutung des Tierschutzgesetzes vollkommen dem Vivisektor/Versuchsleiter überlassen. Die Worte «bestmöglich» sowie «ungerechtfertigt» kommen in der Tierschutzverordnung nicht vor.
Als Begründung dafür, dass man das Tierschutzgesetz ausser acht lassen kann, gilt in der praktischen Anwendung alles, wovon sich der Mensch (ein Forscher, ein Nutztierzüchter, …) irgendeinen Nutzen verspricht. Sogar wenn dieser Nutzen rein finanzieller Art ist, genügt dies im Normalfall als Rechtfertigung.



Wie läuft der Entwicklungsprozess eines neuen Medikaments ab?

Die Entwicklung eines neuen Medikaments dauert durchschnittlich 8 bis 12 Jahre und kostet bis zur Zulassung 50–500 Millionen Schweizer Franken. Zuerst werden meistens bis zu 10 000 Substanzen in Computersimulationen und/oder in In-vitro-Modellen auf ihre eventuelle Wirksamkeit getestet. Am Ende bleiben noch etwa 20 Substanzen übrig, die als potentiell nützlicher Wirkstoff weitergetestet werden. Diese werden dann in der nächsten Testphase (in Tierversuchen) getestet. In dieser Phase (bis zu 100 000 Tiere müssen für eine Medikamentenentwicklung ihr Leben lassen) werden die Stoffe weiter selektiert. Dabei wird die potentielle Wirksamkeit, Giftigkeit, Aufnahme, Verstoffwechslung und Ausscheidung in verschiedenen Tierarten untersucht.

Die zehn vielversprechendsten Wirkstoffe kommen dann in die klinische Phase I. Dabei werden die potentiellen Wirkstoffe nach und nach an gesunden Menschen getestet. In dieser Testphase geht es schwerpunktmässig darum, ob diese Wirkstoffe bei Menschen gravierende bis lebensgefährliche Nebenwirkungen verursachen.
Ist diese Phase überstanden, geht es weiter in Phase II und III (Versuche an Patienten). In Phase II wird u.a. die relativ ungefährliche Dosis ermittelt, in Phase III wird dann mit Tests an grossen Patientengruppen versucht, die potentielle Wirksamkeit (einen Nutzen für Patienten) nachzuweisen. Diese Menschenversuche werden unter strenger Überwachung und unter standardisierten Bedingungen durchgeführt.

Trotz vorangehender Tierversuche werden in den klinischen Untersuchungen am Menschen 90% der potentiellen Wirkstoffe (also der im Tierversuch «erfolgreichen» Wirkstoffe) wegen unerwartet schwerer Nebenwirkungen und/oder Wirkungslosigkeit aussortiert. (Quellen: http://www.interpharma.ch/de/forschung/Medikamentenentwicklung.asp, Abfrage 20. 11. 2011, sowie Antwort unter: Sind die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?)

 


Wie werden Tierversuche finanziert?

Ein grosser Teil der Tierversuche, der Einrichtungen und Arbeitsmittel für Tierversuche sowie der Löhne für Vivisektoren wird mit Steuergeldern, die die Regierung den Forschungsinstituten direkt und indirekt zur Verfügung stellt, finanziert. Dies betrifft hauptsächlich die Tierversuche von Universitäten, andern Hochschulen und Spitälern.
Ebenfalls finanzieren wir über die Krankenkassenprämien indirekt Tierversuche (Pharmafirmen), indem die Krankenkassen auch bei fragwürdigem bis nicht erwiesenem Nutzen eines Arzneimittels der Pharmaindustrie die hohen Medikamentenpreise bezahlen müssen. Dies führt zur ständigen Neuentwicklung von meistens nicht notwendigen, jedoch noch teureren Medikamenten. Die Weltgesundheitsorganisation hat eine Liste mit ca. 300 Arzneistoffen aufgestellt, mit denen sich 95% aller Krankheiten behandeln lassen. Von den Krankenkassen müssen jedoch die Kosten von Zigtausenden Medikamenten übernommen werden.

Eine zunehmend wichtige Einnahmequelle für Universitäten und andere Hochschulen sind «Spenden» der Pharmakonzerne. Diese sind sehr umstritten, da mit diesen «Spenden» das Recht erlangt wird mitzubestimmen, in welche Richtung geforscht wird und welche Ergebnisse erzielt werden sollen.

Ebenfalls ein wichtiger Teil der Finanzierung von Tierversuchen wird von Organisationen, Vereinen und Selbsthilfegruppen bereitgestellt. Diese als gemeinnützig auftretenden Organisationen sammeln Geld zur Bekämpfung von Krebs, Aids und anderen Zivilisationskrankheiten und handeln oft Hand in Hand mit bzw. in der Abhängigkeit von Pharmaunternehmen.
Nebenbei: Der Grossteil dieser Gelder geht jedoch nicht in die Forschung, sondern ins Marketing. Pharmaunternehmen geben für Werbung bis zu viermal so viel Geld aus, wie sie in Forschung und Entwicklung investieren.

 


Welche Gründe sprechen für Tierversuche?

Auf diese Frage wird in dieser «FAQ Tierversuche» öfters ausführlich eingegangen. Deshalb an dieser Stelle einzig ein Zitat des Mediziners und Forschers Dr. med. Werner Hartinger:

«Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, für Tierversuche zu sein: Entweder man verdient daran, oder man weiss zu wenig darüber.»




Dank Tierversuchen wird doch die Bekämpfung von Krankheiten erst ermöglicht?

Umfangreiche Untersuchungen des angesehenen britischen Sozialmediziners Prof. McKeown haben bewiesen, dass die Verbesserung der Gesundheit und somit die Erhöhung der Lebenserwartung hauptsächlich durch verbesserte sanitäre Einrichtungen und Hygiene bedingt ist. Dies führte zum Rückgang der Infektionskrankheiten, und dadurch nahm die Säuglings- und Kindersterblichkeit rapide ab. Das Gleiche gilt für die hohe Lebenserwartung. Nicht Medikamenten und Impfungen ist dies zu verdanken, sondern einfachen Mitteln wie mehr Sauberkeit und Hygiene. Ebenfalls spielt die Ernährung eine wichtige Rolle dabei.

Wie hat sich das heutige medizinische Wissen aufgebaut? Viele Erkenntnisse des Grundwissens wurden bereits in der Zeit vor den Tierversuchen gewonnen, und sie flossen in die Medizin ein. Auch die heutigen neuen Erkenntnisse stammen praktisch ausschliesslich aus Studien und Beobachtungen an Menschen.
Demgegenüber führte die Einführung von Tierversuchen zu äusserst vielen Falschthesen, die danach aufwendig widerlegt werden mussten (und immer noch müssen). Aber auch die angeblichen Erfolge dank Tierversuchen werden kritisch durchleuchtet. Es gibt immer mehr medizinhistorische Richtigstellungen, die aufzeigen, dass wesentliche medizinische Entdeckungen von Klinikern gemacht wurden. Erst danach wurden die Experimente im Tierversuchslabor nachgestellt, die Ergebnisse veröffentlicht und dafür Anerkennung bis hin zum Nobelpreis erschlichen.

Einige der wesentlichen medizinischen Entdeckungen wurden auch von mutigen Wissenschaftlern im Selbstversuch gemacht bzw. bewiesen. Lesen Sie dazu unseren Artikel «Ärzte als Vorbilder – Fortschritte in der Medizin dank mutiger Selbstversuche» online unter: http://www.agstg.ch/magazin/aerzte-als-vorbilder-selbstversuche.html



Kann die Forschung wirklich auf Tierversuche verzichten?

Das Spiel mit den Ängsten und der Hoffnung der Patienten ist ein grausames, aber leider sehr lukratives Spiel. Ständig wird behauptet, dass es ohne Tierversuche keinen medizinischen Fortschritt geben kann und dass dank Tierversuchen diese und jene Krankheit bald geheilt werden könne.

Eine Tabelle der Tierversuchslobby demonstriert das Spiel mit der Hoffnung und zeigt auf, wie gross der versprochene Erfolg tatsächlich ist. Diese Tabelle wurde 1985 von der Ciba-Geigy AG (heute Novartis) im Rahmen der Abstimmung zur Abschaffung der Tierversuche veröffentlicht und listet auf, was die medizinische Forschung erreichen wird, wenn wir weiterhin mit Tierversuchen forschen (was wir ja uneingeschränkt getan haben und immer noch tun). Die Tabelle trägt den Titel «Vorhersagen über die Entdeckung von Medikamenten» und listet 40 Krankheiten und Krankheitsbilder auf.

Die genannten Ziele wurden in den meisten der 40 in der Tabelle aufgeführten Krankheiten nicht einmal ansatzweise erreicht – auch heute, über 25 Jahre später, noch nicht. Trotzdem wird weiterhin behauptet, dass Tierversuche für die medizinische Forschung extrem wichtig seien, und trotzdem wird den Menschen immer noch ständig Hoffnung auf Heilung dank Tierversuchen gemacht.

Eine kleine Auswahl aus der Tabelle der Pharmabranche (1985), bis wann dank Tierversuchen welche medizinischen Fortschritte erreicht seien:
Angst und Spannungszustände (Kontrollierbarkeit) bis 1988
Asthma (Heilung) bis 1990
Autoimmunerkrankungen (Heilmittel) bis 1990
Depressionen (Neutralisierung) bis 1990
Krebs (endgültige Bezwingung) bis 1990
Zahnkaries (Heilung) bis 1993

Dies ist nur eines von vielen Beispielen, die aufzeigen, dass die tierversuchsbasierte medizinische Forschung seit langem in einer Sackgasse steckt. Deshalb, zusammengefasst, die Antwort auf die Eingangsfrage: Die Forschung kann nicht nur, sondern sie muss – wenn wir effektive medizinische Fortschritte erzielen möchten – sich vom Tierversuch abwenden.



Sind die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?

Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA hat errechnet, dass 92% aller Wirkstoffe, die in Tierversuchen als wirksam und sicher beurteilt wurden, aufgrund der angeschlossenen Untersuchungen am Menschen wegen schwerwiegender Nebenwirkungen oder fehlenden Nutzens gar nicht erst zugelassen werden.

Von den verbleibenden 8% der Wirkstoffe, die für die breite Anwendung am Menschen zugelassen werden, müssen später die Hälfte wieder vom Markt zurückgezogen werden oder deren Fachinformationen um schwere, unerwartete Nebenwirkungen erweitert werden. Diese Zahlen wurden, wenn auch nur indirekt, ebenfalls von Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen in der Schweiz) bestätigt.
Auch die umgekehrte Aussage ist gültig. Für Menschen nützliche Wirkstoffe werden wegen Tierversuchen nicht erkannt, da sie (weil beim im Versuch benutzten Tier kein Erfolg erzielt wurde) als wirkungslos aussortiert werden. Dass dies bei einer so hohen Fehlerquote von Tierversuchsergebnissen (92% bzw. 96%) öfters passiert, liegt auf der Hand. Tierversuche verhindern also ganz klar die Entdeckung von Medikamenten und behindern dadurch massiv den medizinischen Fortschritt.

Weitere Fakten betreffend die Zuverlässigkeit von Tierversuchen finden Sie unter:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf

Tiere fühlen genau wie wir Menschen physischen und psychischen Schmerz. Auch empfinden Tiere genau wie wir Gefühle wie Angst, Stress, Liebe und viele mehr.
Trotzdem lassen sich die in Tierversuchen erzielten Ergebnisse nicht einfach auf den Menschen übertragen. Tiere sind anatomisch, biologisch und im artspezifischen Verhalten vollkommen unterschiedlich. Man kann aus einer Reaktion einer Tierart auf ein Medikament keine Rückschlüsse auf die Reaktion einer anderen Tierart auf das gleiche Medikament ziehen. Und schon gar nicht auf die Wirkung dieses Medikaments beim Menschen. Es ist sogar so, dass man innerhalb ein und derselben Art auf verschiedene Reaktionen stösst.

Einige Beispiele verschiedener Reaktionen bei Mensch und Tieren:
chemische/natürliche Substanz: Für den Menschen:

Ergebnis im Tierversuch:

Arsen in kleinen Dosen tödlich für Schafe und andere Wiederkäuer in hohen Dosen verträglich
Aspirin schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend Für Katzen, insbesondere bei wiederholter Gabe, hochgiftig. Kann bei Hunden, Affen, Mäusen und Ratten schwere Missbildungen bei Nachkommen verursachen.
Insulin lebenswichtiges Hormon, wichtiges Arzneimittel führt bei Kaninchen, Hühnern und Mäusen zu Missbildungen
Morphium zur Behandlung schwerer Schmerzen und zur Beruhigung einsetzbar für Mäuse und Katzen in höherer Dosis lebensgefährlich
Paracetamol schmerzstillend und fiebersenkend Giftig für Katzen. Führt in hoher Dosis zu Leberversagen/zum Tod.
Penicillin das erste bakterientötende Antibiotikum ist für Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen giftig bis tödlich
Thalidomid (Contergan) führt zu schwersten Missbildungen bei Nachkommen für Mäuse und Ratten unschädlich

Ausführliche Informationen über die unterschiedlichen Wirkungen bei Mensch und Tier:
http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-flyer_ist-der-mensch-ein...schwein-eine-ratte-oder-ein-esel_de.pdf

Ein weiteres Problem ist, dass künstlich erzeugte Krankheiten sich ganz anders verhalten als natürlich entstandene. Somit gibt es in Tierversuchen schon lange viele «Erfolge», aber bei den Menschen bleiben diese Erfolge praktisch aus. Dies zeigt besonders das Beispiel Krebs. Schon vor Jahrzehnten haben Wissenschaftler praktisch jeden künstlich erzeugten Krebs bei Tieren geheilt. Jedoch nicht einen einzigen dieser Erfolge konnten sie dank diesen Tierversuchen auf Menschen übertragen.



Führen Tierversuche zu mehr Sicherheit für die Menschen?

Nach Studien der Harvard School of Public Health sowie Aussagen des «American Journal of the Medical Association» sterben in den USA jährlich über 100 000 Menschen an den Nebenwirkungen von Medikamenten. Somit ist dies die fünfthäufigste Todesursache in den USA.
In einer anderen Ausgabe bemerkt das «American Journal of the Medical Association», dass die Schädigung durch medizinische Behandlungen in den USA «die jährliche Todesrate durch Autounfälle von 45 000 Personen als zwergenhaft erscheinen lässt und mehr Todesopfer fordert als alle anderen Unfälle zusammen».

Die Europäische Union schätzte 2008, dass unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten jährlich für den Tod von 197 000 EU Bürgern verantwortlich sind und Kosten in der Höhe von 79 Milliarden Euro verursachen.
 
Für die Schweiz gibt es keine offiziellen Zahlen. Es gibt jedoch keinen Grund, nicht davon auszugehen, dass in der Schweiz im Verhältnis zur Einwohnerzahl dieselben hohen Sterberaten infolge Schädigungen durch Medikamente verursacht werden.
Provokativ gefragt: Besteht der medizinische Erfolg also darin, dass weltweit jährlich über 100 Millionen Tiere in Versuchen sterben müssen, damit jährlich weltweit «nur» (hochgerechnete) 3 Millionen Menschen an Nebenwirkungen sterben?

Skandale wie Contergan (führte zur Geburt von 10 000 schwer missgebildeten Kindern) oder Vioxx (2004 Marktrücknahme, nachdem weltweit etwa 320 000 Patienten einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten hatten und davon etwa 140 000 Patienten sogar starben) bilden nur die Spitze dieses Eisbergs. Eine ausführliche Beantwortung dieser Frage finden Sie unter der Frage: Sind die Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?



Verhindern Tierversuche sogar medizinischen Fortschritt?

Die häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt der heutigen Zeit sind Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Krebs (zusammen fast 75%). Bei genau diesen Krankheitsbildern wird schon seit über 100 Jahren am intensivsten im Tierversuch geforscht. Trotz somit Millionen von Tierversuchen konnten im «Kampf gegen Krankheiten» kaum Fortschritte erzielt werden. Und die Fortschritte, die gemacht wurden, sind hauptsächlich auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden wie epidemiologische Studien und klinische Forschung zurückzuführen.

Wussten Sie z.B., dass das wichtigste Antibiotikum (Penicillin) ohne Tierversuche entdeckt wurde und dass, wenn man dessen Wirkung vorher im Tierversuch getestet hätte, Penicillin niemals zugelassen worden wäre? Tierversuche werden oft mit Meerschweinchen, Hamstern oder Kaninchen gemacht. Hätte man diese Versuche vorher durchgeführt, dann wäre Penicillin als äusserst gefährlich und nutzlos für uns Menschen eingestuft worden, da Penicillin für diese Tierarten giftig bis tödlich ist.
Dasselbe gilt z.B. auch für Aspirin, das für Katzen (insbesondere bei wiederholter Gabe) giftig ist und bei Ratten, Mäusen, Hunden, Affen und Meerschweinchen zu schweren Missbildungen bei Nachkommen führen kann.
Dies sind nur zwei Beispiele von vielen!

Anhand einer Langzeitstudie an drei der führenden Universitäten Deutschlands wurde die Übertragbarkeit der Resultate von 51 Tierexperimenten auf den Menschen untersucht. Das Ergebnis ist vernichtend! Nur gerade 0,3 Prozent der Tierversuchsergebnisse erreichten dieses Ziel. Und aus diesen wenigen nutzbaren Ergebnissen resultierte nicht einmal eine einzige klinische Therapie für den Menschen.
Weitere Beispiele finden Sie in dieser Broschüre. Ebenfalls viele weitere Beispiele, wie Tierversuche fast die Entdeckung und Entwicklung wesentlicher medizinischer Errungenschaften verhindert haben, finden Sie auf dieser Webseite oder in unserer Broschüre: http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_tierversuche-aus-medizinisch-wissenschaftlicher-sicht_de.pdf

Wichtig, um den effektiven Nutzen und Schaden von Tierversuchen aufzuzeigen, wäre eine obligatorische Registrierung und Publikation sowie die wissenschaftliche Auswertung und Beurteilung von Tierversuchen. Damit könnte der Gegenbeweis der «Notwendigkeit» von Tierversuchen erbracht werden. Forscher und Universitäten setzen sich jedoch vehement gegen jegliche Qualitätskontrolle bei Tierversuchen ein.
Ebenfalls sehr wichtig wäre die massiv bessere Förderung und Anwendung von innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden.
Beide Forderungen würden mittel- bis langfristig den Tieren und den Menschen helfen.

Zwangsläufig muss man zum Schluss kommen, dass wir ohne die Tierversuchsindustrie in der Erforschung von Krankheiten viel weiter wären. Denn Tierversuche verhindern effektiv den medizinischen Fortschritt!
Langsam, sehr langsam beginnt sich unter Wissenschaftlern ein Wandel abzuzeichnen. Dies jedoch leider weniger bei uns in der Schweiz. Will die Schweiz jedoch auch in Zukunft zu den innovativen und führenden medizinischen Forschungsstandorten zählen, dann muss sie zwangsläufig mehr auf echten medizinischen Fortschritt als auf kurzfristige Vorteile von einigen Forschern, Universitäten und Pharmakonzernen setzen. Die entscheidende Frage muss somit heissen: Wollen wir Tierversuche, oder wollen wir medizinischen Fortschritt?



Müssten ohne Tierversuche Menschenversuche gemacht werden?

Da auch der Staat weiss, dass die Ergebnisse aus dem Tierversuch kaum Rückschlüsse auf den Menschen zulassen, ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass jedes Produkt, bevor es auf den Markt kommen darf, ausführlich an Menschen (in klinischen Studien) getestet wird.

Diese Tests beginnen mit einer kleinen Gruppe gesunder Probanden mit einer kleinen Dosis des Wirkstoffs und untersuchen in der Endphase bei bis zu mehreren tausend Personen die Wirkung und die Nebenwirkungen des getesteten Medikaments. Erst nach all diesen Tests darf ein Medikament auf den Markt kommen. Diese Medikamententests sind oft gefährlich für die Versuchspersonen, da das gesundheitliche Risiko infolge Nichtübertragbarkeit der Tierversuchsergebnisse sehr hoch ist. Diese Methode kommt somit willkürlichen Menschenversuchen gleich.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Solange Tierversuche in der Forschung eingesetzt werden, werden auch immer viele unkalkulierbare und somit gefährliche Versuche an Menschen durchgeführt werden müssen.

Um eine höhere Sicherheit für die Menschen zu gewährleisten, müsste man die klinische Forschung, die Beobachtung und das Studium von Krankheiten, massiv ausbauen.
Wenn wir in der Medizin weiterkommen wollen, ist es unumgänglich, die Forschung mehr auf den Menschen zu konzentrieren. Dies muss mit maximal möglicher Sicherheit für die Menschen geschehen. Diese Sicherheit kann man durch innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden (u.a. In-vitro-Versuche mit menschlichen Zellkulturen) massiv erhöhen.



Gibt es «Alternativen» zu Tierversuchen

Viele der wesentlichen medizinischen Errungenschaften wurden und werden durch epidemiologische Untersuchungen (Entstehung und Ausbreitung von Krankheiten in der Bevölkerung) und klinische Forschung (aufmerksame Beobachtungen von Krankheiten und Patienten) erzielt. Auch Zufallsentdeckungen und Selbstversuche von Ärzten spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Zudem gibt es eine Vielzahl weiterer erfolgreicher und zuverlässiger Forschungsmöglichkeiten, mit denen immer öfter Durchbrüche in der Medizin gelingen. Diese Methoden werden oft als Alternativen bezeichnet. Dies ist irreführend, denn diese sogenannten Alternativmethoden sind kein Ersatz für, sondern ein Fortschritt gegenüber Tierversuchen. Tierversuche sind eine unwissenschaftliche Methode, zu der es keine Alternative braucht. Auch die sogenannten Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen werden als Alternativen bezeichnet. Die Alternativmethoden, wie sie von der Tierversuchslobby definiert werden (hauptsächlich auf der Basis von Tierversuchen oder tierischen Zellkulturen aufbauend), lehnt die AG STG aus methodischen, wissenschaftlichen sowie ethischen Gründen ab. Was uns in der Medizin effektiv weiterbringt, sind tierfreie Forschungsmethoden.

Eine kleine Auswahl innovativer, tierfreier Forschungsmethoden:

In-vitro-Systeme umfassen eine Vielzahl verschiedener Testmethoden. Mit menschlichen Zellkulturen sind äusserst zuverlässige Ergebnisse möglich. Im Labor werden einzelne Körperzellen vermehrt. An den Zellkulturen lässt sich sowohl der gesunde wie auch der kranke Zustand z.B. im Falle von Krebs erforschen. Ferner kann man auf einfache Art und Weise die Wirkung potenzieller Medikamente überprüfen, und nicht zuletzt lassen sich durch Zellkulturen auch Medikamente herstellen.

Einen Schritt weiter gehen sogenannte mikrofluidische Schaltkreise. Dies sind Zellkulturen mehrerer verschiedener menschlicher Organe auf einem Computerchip, die mit einem zirkulierenden Blutersatz versorgt werden. So können beispielsweise die Aufnahme eines Medikamentes über den menschlichen Darm, die Verstoffwechselung in der Leber, die Wirkung am Herz und die Ausscheidung über die Nieren simuliert werden.

Unter In-silico-Technologie versteht man hochkomplexe Computermodelle, welche menschliche Organe mit ihren Stoffwechselvorgängen anhand bisheriger Erkenntnisse simulieren. Diese erlauben die Vorhersage der Wirkung von neuen Medikamenten auf einzelne Aspekte im Körper. So kann zunächst ein virtueller Patient analysiert werden, bevor konkrete klinische Versuche am Menschen durchgeführt werden.

Aufgrund hochempfindlicher Labormethoden können neue Medikamentenwirkstoffe risikoarm am Menschen getestet werden. Diese sogenannten Microdosing-Studien erreichen eine hervorragende Zuverlässigkeit.

Eine ausführliche Darstellung dieser und vieler weiterer innovativer, tierversuchsfreier Forschungsmethoden finden Sie unter: http://www.agstg.ch/forschung-der-zukunft/forschungsmethoden.html und in unserer Broschüre: http://www.agstg.ch/downloads/flyer/agstg-prospekt_medizin-der-zukunft-tierversuchsfreie-forschung_de.pdf.



Weshalb werden tierversuchsfreie Forschungsmethoden wenig angewandt?

Viele Forscher, die schon seit dem Studium dem Irrglauben der auf Tierversuchen basierenden Wissenschaft verfallen sind, zeigen sich nicht zu einem Umdenken bereit. Auch müsste das Personal geschult werden, und nichts ändert sich schwerer als Gewohnheiten. Viele Forscher würden auch überflüssig, da ihnen schlicht das notwendige Know-how für anspruchsvolle wissenschaftliche Forschung fehlt. Ebenso spielt die Angst vor geringeren Gewinnen eine wichtige Rolle. Dabei wird vergessen, dass mittel- bis langfristig gerechnet die Entwicklung und Anwendung von innovativen tierversuchsfreien Methoden klar kostengünstiger ist.
Ein weiteres wesentliches Hindernis ist, dass diese Methoden kaum vom Staat gefördert und finanziert werden. (Der Staat unterstützt die Entwicklung von innovativen, tierfreien Forschungsmethoden mit maximal 400 000 Franken – im Gegensatz dazu werden Tierversuche mit mehreren hundert Millionen unterstützt.)

Und der wohl wesentlichste Grund ist: Um sich vor wissenschaftlichen Tatsachen zu schützen, hat die Tierversuchslobby weltweit durchsetzen können, dass innovative Forschungsmethoden zuerst aufwendig validiert werden müssen, obwohl Tierversuche selbst nie validiert (überprüft) wurden. Dies bedeutet einen sehr teuren jahrelangen Prozess, in dem tierfreie Forschungsmethoden so angepasst werden müssen, damit sie die gleichen Ergebnisse wie Tierversuche erzielen. (Wohlgemerkt: Die Methoden werden dabei nicht auf den Menschen eingestellt, sondern auf künstliche Krankheiten von Labortieren!) Dies ist schwierig bis unmöglich, auch da Tierversuche selten reproduzierbar sind, also ständig zu anderen Ergebnissen führen. Es ist auch nicht möglich (und nicht notwendig), mit tierversuchsfreien Forschungsmethoden festzustellen, wie eine Maus auf das literweise Einflössen von Reinigungsmitteln reagiert oder wie hoch die Schmerzgrenze bei einem Affen liegt.
Die Validierung ist wissenschaftlich unsinnig sowie eine ethisch äusserst verwerfliche Forderung, da die Ergebnisse aus Tierversuchen kaum einen Nutzen für den Menschen bringen. Genau dies ist die grosse Gefahr für uns Menschen. Wenn innovative, tierfreie Methoden die gleichen Ergebnisse erzielen müssen wie Tierversuche, dann werden Medikamente weiterhin mit unzuverlässigen Methoden erforscht und entwickelt. Dies bedeutet faktisch Stillstand in der Medizinforschung sowie weiterhin unkalkulierbare Risiken für Patienten.



Und wenn man die Zahl der Tierversuche reduzieren würde?

Jeder Tierexperimentator wird uns insofern recht geben, als es Tierversuche gibt, auf die man verzichten könnte. Gleichzeitig wird er sich aber davor hüten, solche beim Namen zu nennen. Und selbstverständlich sind das nicht seine eigenen Experimente. Diese seien überaus wichtig und würden in Zukunft möglicherweise Tausenden von Menschen das Leben retten.
Auch Tierversuche, für die kein absehbarer Nutzen für Menschen konstruiert werden kann, werden mit der Behauptung, dass sie vielleicht irgendwann in Zukunft Menschen helfen könnten, gerechtfertigt. Diese Versuche werden als wichtige Grundlagenforschung bezeichnet. Mit der Angst der Menschen bzw. mit dem Spiel mit der Hoffnung lässt sich jeder noch so sinnlose und grausame Tierversuch mehrheitsfähig machen.

Seit bereits über 50 Jahren gibt es die Prinzipien der 3R (3R = Reduce, Refine, Replace oder Vermindern, Verfeinern und Vermeiden von Tierexperimenten). Mit diesen Prinzipien konnten einige Tierversuche eingespart werden. Das Problem bei diesen Methoden ist jedoch, dass sie die Methode Tierversuch nicht in Frage stellen. Somit behindern oder verunmöglichen sie eine fortschrittliche, innovative Medizin. Auch zeigt die Praxis, dass das Prinzip 3R den ständigen Anstieg von Tierversuchen nicht verhindern kann.

Tierversuche sind jedoch kein notwendiges Übel, sondern täuschen eine falsche Sicherheit vor und behindern wirkliche Innovationen. Einige Wissenschaftler sind überzeugt: Wären vor 50 Jahren Tierversuche komplett abgeschafft worden, dann wäre die Medizin heute auf einem wesentlich höheren Stand. Man muss sich somit fragen: Bringt die Reduktion von etwas Nutzlosem wirklich etwas, oder wird dadurch eher seine Legitimation zementiert?

Es gäbe aber durchwegs Möglichkeiten, Tierversuche zu reduzieren. Dies setzt jedoch Transparenz bei Tierversuchen und eine Pflicht zur Publikation von Tierversuchsergebnissen voraus. Wenn Forscher auf bereits vorhandene Tierversuchsdaten zurückgreifen könnten, würde es u.a. keine Mehrfachversuche mehr geben (heute werden die gleichen Versuche an verschiedenen Orten immer wieder durchgeführt, da niemand weiss, welche Tests bereits anderswo durchgeführt wurden). Generell muss man sich fragen: Wenn Tierversuchsergebnisse wirklich einen Nutzen haben sollen, müsste man nicht wenigstens die Daten erfassen und sie anderen Forschern zur Verfügung stellen? Dies ist derzeit nicht der Fall.

WHO: Weltweit sind nur 300 Medikamente notwendig

Bis zu 200 000 verschiedene Arzneimittel werden jährlich weltweit vermarktet.
Von den Millionen Medikamenten, die bereits entwickelt wurden, werden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ganze 300 als wirklich notwendig erachtet.
Ein Bericht der Health Action International zeigt, dass «von 546 auf dem Markt befindlichen Produkten gegen Husten und Erkältungen … nicht weniger als 456 unsinnige
Kombinationen darstellen. Die Verwendung von drei Viertel von 356 Schmerzmitteln auf
dem Markt sollte erst gar nicht empfohlen werden, da sie gefährlich, ineffektiv, unsinnig
oder unnötig teuer sind.»
 

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Wie kann die Medizin endlich Fortschritte erzielen?

Die gravierenden und unkalkulierbaren Risiken von Tierversuchen haben wir in dieser Broschüre ausführlich dargelegt. Tierversuche verhindern effektiv den medizinischen Fortschritt. Trotz der ständig steigenden Tierversuche und der vielen Milliarden, die in diese Forschung gesteckt werden, nehmen viele Krankheiten wie z.B. Alzheimer-Demenz, Diabetes mellitus, Krebskrankheiten und Schlaganfälle immer weiter zu und bleiben ohne adäquate Therapie.

Um in der Medizin endlich zu wirklichen Fortschritten zu kommen und zudem die Sicherheit für Patienten bestmöglich zu gewährleisten, ist es zwingend notwendig, die äusserst mangelhaften tierbasierten Tests zu ersetzen. Um die Leistungsfähigkeit von innovativen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden zu überprüfen, muss eine konsequente Vergleichsuntersuchung zwischen humanbiologischen Tests und Tierversuchen durchgeführt werden. Dies in einem Vergleich mit bekannten Daten aus der Humanmedizin und epidemiologischen Studien. Hingegen der Vergleich innovativer Testmethoden mit dem Tierversuch (Validierung) ist, wie ebenfalls in dieser Broschüre ausführlich dargelegt, nicht nur unsinnig, sondern äusserst gefährlich.

Die Entwicklung und der Einsatz tierfreier innovativer Forschungsmethoden müssen zudem massiv gefördert werden. Es darf nicht sein, dass der Bund für «Alternativmethoden» und innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden jährlich nur etwa 400 000 Franken zur Verfügung stellt, Tierversuche hingegen mit jährlich Hunderten Millionen unterstützt. Dies führt zu völlig falschen Anreizen. Auch fehlt damit dieses Geld für Innovationen, was es Wissenschaftlern, die echten medizinischen Fortschritt anstreben, verunmöglicht, ein Projekt in der Schweiz zu realisieren.
Das aktuelle System zur Verteilung öffentlicher Gelder für medizinische Forschungsprojekte ist ein Desaster. Es kann wohl kaum davon ausgegangen werden, dass der SNF (Schweizerischer Nationalfonds) weiterhin mit dieser Aufgabe beauftragt werden kann, da die dort zuständigen «Experten» praktisch ausschliesslich selbst Tierversuche durchführen (und diese sogar teils mit von ihnen selbst zugeteilten Bundesgeldern finanzieren!). Auch die Stiftung Forschung 3R ist dafür nicht geeignet, da sie zur Hälfte von der Pharmalobby finanziert wird (Beteiligung ebenfalls ca. 400 000 Franken im Jahr).
Was wir brauchen, ist eine neue, vollkommen unabhängige Institution, die die Verteilung der Forschungsgelder ausschliesslich anhand wissenschaftlicher Kriterien vornimmt.


Ein weiteres Musterbeispiel, wie die Sicherheit und der Nutzen für Patienten mit Füssen getreten werden, ist die Intransparenz bei Tierversuchen. Es braucht dringend eine detaillierte Auswertung sowie die Veröffentlichung aller – inklusive fehlgeschlagener! – Tierversuchsergebnisse. Derzeit gibt es in der Schweiz keine Kontrolle über Nutzen und «Erfolg»/Misserfolg von Tierversuchen. Durch die Veröffentlichungspflicht würden zudem auch nicht immer wieder (wie es heute Praxis ist) die gleichen Tierversuchsergebnisse bei Menschen ausprobiert werden (da ein Forscher nicht wissen kann, dass irgendwo anders dieselben Tests schon durchgeführt wurden).
Transparenz bei Tierversuchen und klinischen Studien könnte weltweit unzählige Leben retten. Es würde dazu aber ein Gesetz brauchen, das verlangt, dass alle Daten von Medizinstudien vollständig veröffentlicht werden. Auch müssten Zulassungsbehörden und Mediziner jederzeit zu den anonymisierten Patientendaten betreffend Nebenwirkungen Zugang erhalten.

Diese und weitere Änderungen (viele Lösungsansätze ergeben sich aus dieser Broschüre und können hier nicht nochmals ausgeführt werden) führten zudem zu grossen Einsparungen im Gesundheitswesen. Als Hauptgrund für die steigenden Kosten neuer Medikamente nennen Wissenschaftler, dass mehr als 90% aller zuvor im Tierversuch als sicher geltenden Medikamente in den anschliessenden klinischen Untersuchungen (Untersuchungen am Menschen) versagen. Dadurch müssen die Firmen mit dem einen zugelassenen Medikament auch die Kosten für die Entwicklung der anderen neun Medikamente wieder hereinholen.

Die AG STG fordert endlich ein Umdenken in Politik und Forschung. Will die Schweiz auch in Zukunft zu den führenden Forschungsnationen gehören, müssen wir uns vom Tierversuch verabschieden und den Weg frei machen für eine am Menschen orientierte und für die Menschen nützliche Medizinforschung.
Innovative, tierversuchsfreie Forschungsmethoden sind ein klarer Fortschritt und nicht ein Ersatz für Tierversuche. Die AG STG fordert die Schweizer Behörden auf, den Fortschritt in der Forschung nicht länger zu blockieren.

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Weshalb gibt es kaum Wissenschaftler, die Tierversuche öffentlich kritisieren?

Man muss berücksichtigen, dass, wenn ein Tierexperimentator quasi die eigene Arbeit in Frage stellt, dies für ihn das berufliche Todesurteil bedeutet. Im günstigsten Fall werden kritischen Wissenschaftlern die Forschungsgelder gestrichen. In der Vergangenheit kam es auch schon öfters zu Fällen, in denen kritische Forscher ihres Lebens nicht mehr sicher sein konnten! Deshalb wenden sich Wissenschaftler und Firmen lieber «klammheimlich» vom Tierversuch ab.

Trotzdem gibt es einige mutige Wissenschaftler, die diese Risiken auf sich nehmen. Es sind nicht viele, aber dank ihnen kommen wichtige Informationen erst ans Licht der Öffentlichkeit.

Zwanzig Jahre hatte der Pathologe Prof. Dr. med. Pietro Croce selbst Tierversuche durchgeführt, bis er Anfang der 80er Jahre ihre Unwissenschaftlichkeit erkannte und seither aus tiefer Überzeugung gegen das tierexperimentelle System kämpfte. In unzähligen Vorträgen und Schriften prangerte er mit überzeugenden Argumenten das tierexperimentelle System als falsch und irreführend an und zeigte gangbare Wege für eine tierversuchsfreie Forschung und Medizin auf. Mit eindrucksvollen Beispielen belegt Croce, wie unterschiedlich Menschen und die einzelnen Tierarten auf Substanzen reagieren, weswegen die Übertragung von Ergebnissen aus Tierexperimenten auf die menschliche Situation ein absolut unkalkulierbares Risiko darstellt.

Dr. Richard Klausner, von 1995 bis 2001 Direktor des Nationalen Krebsforschungsinstituts der USA (NCI), schrieb in einem Artikel in der «Times»: «Die Geschichte der Krebsforschung ist die Geschichte, wie man Krebs bei Mäusen heilt. Seit Jahrzehnten heilen wir Krebs bei Mäusen, aber beim Menschen klappt es einfach nicht.»
Der ehemalige Leiter des NCI, Dr. Bross, erklärte vor dem amerikanischen Kongress: «Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen muss festgestellt werden, dass das, was man das Tierversuchsmodell in der Krebsforschung nennt, sich als totale Pleite herausgestellt hat. Als das NCI sich mit grosser Begeisterung zu einem Massengebrauch von Tieren in der Krebsbekämpfung entschloss, gab es bereits genügend wissenschaftliche Kenntnisse, um zu sagen, dass dieses Massenprogramm ein Misserfolg sein würde. Es gab praktisch keine Fakten, die angedeutet hätten, dass es erfolgreich sein könnte. Die endlosen Millionen von Tieren, die auf der Suche nach neuen Krebsbekämpfungsmitteln getötet wurden, sind also umsonst geopfert worden.»

Der Herausgeber der Krebsforschungs-Zeitschrift «Clinical Oncology» stellte fest, dass es schwierig sei, «einen einzigen üblichen Krebs des Menschen zu finden, bei dem Behandlung und Heilungsaussichten durch tierexperimentelle Forschung ernsthaft beeinflusst wurden. Letztendlich sind es Studien am menschlichen Patienten und nicht Tierversuche, die relevante Ergebnisse bringen.»

Aus Platzgründen (bezogen auf die Printausgabe) können wir hier leider nur eine kleine Auswahl veröffentlichen. Aber es gibt immer mehr Mediziner und Wissenschaftler, die den Mut finden, Tierversuche öffentlich zu hinterfragen oder sie als unwissenschaftlich zu brandmarken und sie gar zu bekämpfen.



Wenn ich ein Medikament benötige, soll ich darauf verzichten?

Wir sind nicht gegen Medikamente! Wir sind für medizinischen Fortschritt und deshalb gegen Tierversuche.

Wie wir in dieser Broschüre und in mehreren Artikeln in unserer Zeitschrift «Albatros» bereits ausführlich aufgezeigt haben, werden Medikamente zwar aus gesetzlichen Gründen jeweils auch im Tierversuch getestet, jedoch findet dies praktisch immer erst nachträglich statt. Tierversuche stehen nicht am Anfang einer Entwicklung. Erkenntnis und Entwicklung von medizinischen Errungenschaften sind selten Ergebnissen aus Tierversuchen zu verdanken.

Grundsätzlich wurde und wird jeder Wirkstoff im Tierversuch getestet. Dies beinhaltet z.B. auch Substanzen, die in der Naturheilmedizin eingesetzt werden. Dies ist oft besonders paradox. Wirkstoffe, die seit Jahrhunderten erfolgreich bei Menschen eingesetzt werden, testet man heutzutage im Tierversuch. Somit ist es unmöglich, tierversuchsfreie Medikamente zu kaufen.

Wenn es unerlässlich ist, auf ein schulmedizinisches Medikament zurückzugreifen, dann sollten Sie es auch verwenden. Bedenken Sie jedoch: Viele Medikamente bewirken nur eine kurzfristige Symptombekämpfung. Eine langfristige Heilung erreichen Sie oft nur durch Erkennen der Krankheitsursachen und indem Sie die Konsequenzen daraus ziehen. Die beste Medizin, um einem Grossteil der Zivilisationskrankheiten vorzubeugen, ist eine gesunde, vegetarische oder vegane Ernährung, verbunden mit einem bewussten Lebensstil. Die wichtigsten Faktoren, die unsere Gesundheit beeinflussen, sind: falsche Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel sowie Stress und psychische Belastungen.

 


Wie kann ich mich gegen Tierversuche einsetzen?

  • Das Wichtigste vorerst ist, dass man sich über Tierversuche richtig informiert. Viele Menschen haben aus den Medien ein paar Informationen aufgeschnappt, sind aber weit davon entfernt, auch nur ansatzweise das Thema Tierversuche und seine Gefahren für uns Menschen zu kennen. Solange Menschen aber glauben, dass sie durch Tierversuche mehr Sicherheit erhalten, werden sie (die Mehrheit) für Tierversuche sein. Aus diesem Grund ist es das Wichtigste, dass man wissenschaftlich begründet aufzeigt, dass Tierversuche klar mehr Risiken und Gefahren anstatt Nutzen für Patientinnen und Patienten bringen.
  • Sprechen Sie in Ihrer Familie und in Ihrem Freundeskreis über Tierversuche. Zeigen Sie ihnen auf, dass Tierversuche aus ethischen, aber insbesondere auch aus medizinisch-wissenschaftlichen Gründen abzulehnen sind.
  • Beugen Sie Krankheiten vor: Gerade Zivilisationskrankheiten, die mehrheitlich durch den heutigen Lebensstil verursacht werden, könnten durch eine gesunde vegetarische oder vegane Ernährung sowie mehr Bewegung und weniger Stress häufig auf ganz natürliche Weise verhindert werden.
  • Bestellen Sie unsere Flyer und Petitionslisten zum Verteilen und Unterschriftensammeln im Freundes- und Verwandtenkreis, in der Schule, der Uni oder der Firma, in der Fussgängerzone oder vor dem Supermarkt, zum Auslegen in Arztpraxen und Bibliotheken usw.  Wenn Sie in der Zeitung einen Bericht zum Thema Tierversuche lesen, schreiben Sie Ihre Meinung in einem kurzen Leserbrief. Dies ist eine sehr effektive Art, um Informationen einer grösseren Leserschaft zukommen zu lassen.
  • Verzichten Sie auf Kosmetikprodukte, deren Inhaltsstoffe im Tierversuch getestet wurden. Bei diesem Thema wird leider viel «geschummelt». Informieren Sie sich über tierversuchsfreie Produkte unter: http://www.kosmetik-ohne-tierversuche.ch
  • Unterstützen Sie aktiv oder mit einer Spende die Arbeit von Tierversuchsgegner-Organisationen. Sie können z.B. die AG STG mit einem Abonnement des Magazins «Albatros» unterstützen oder auch als Aktivist zum Gelingen unserer Aktionen beitragen.
  • Überprüfen Sie, welchen Organisationen Sie Geld spenden, damit Sie nicht ungewollt selbst direkt Tierversuche finanzieren. (Lesen Sie dazu: Wie werden Tierversuche finanziert?)

Weitere Tipps, wie sie sich gegen Tierversuche einsetzen können, finden Sie unter: http://www.agstg.ch/aktiv-werden.html